Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik
Info
Verfasst von:
M. Bidlingmaier
Publiziert am: 11.04.2018

Wachstumshormon-Stimulationstest (GHRH- und/oder Arginin-induziert)

Wachstumshormon-Stimulationstest (GHRH- und/oder Arginin-induziert)
Synonym(e)
Wachstumshormon-Releasinghormon-/Arginin-Test; GHRH-Arginin-Test
Englischer Begriff
growth hormon-releasing hormon (GHRH)/arginine stimulation test
Definition
Stimulationstest unter Verwendung des hypothalamischen Releasinghormons zur Überprüfung der Funktion der wachstumshormonsezernierenden (somatotropen) Zellen des Hypophysenvorderlappens.
Durchführung
Legen einer Verweilkanüle, Offenhalten durch langsame Infusion von Kochsalzlösung. Basale Blutentnahmen bei −15 Minuten und unmittelbar vor Testbeginn (0 Minuten). Injektion von 100 μg GHRH (1 μg/kg KG bei Kindern), gefolgt von der Kurzinfusion von L-Arginin-Hydrochlorid (0,5 g/kg KG, Maximaldosis 30 g) in Kochsalzlösung (z. B. 6 %). Weitere Blutentnahmen bei 30, 45, 60, 90 und 120 Minuten. Bestimmung von Blutzucker und Wachstumshormonkonzentration im Serum zu allen Zeitpunkten. Eine vorrübergehende Flushsymptomatik ist relativ häufig, insgesamt ist der Test jedoch gut verträglich.
Struktur
Molmasse
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
Halbwertszeit
Pathophysiologie
Die Wachstumshormonsekretion der Hypophyse wird physiologischerweise durch das hypothalamische GHRH stimuliert und durch Somatostatin supprimiert. Die Aminosäure Arginin supprimiert ihrerseits Somatostatin. Die Kombination von GHRH und Arginine ist somit ein potenter Stimulator der hypophysären GH-Sekretion. Bei Störungen der somatotropen Funktion auf hypophysärer Ebene ist die Stimulation abgeschwächt oder bleibt ganz aus.
Untersuchungsmaterial
Präanalytik
Auf stressfreie Untersuchungsbedingungen achten.
Analytik
Probenstabilität
Konventionelle Einheit
Internationale Einheit
Referenzbereich – Erwachsene
Referenzbereiche für Wachstumshormon sind stark vom verwendeten Assay und vom Body Mass Index (BMI) abhängig!
BMI <25 kg/m2: >6,5 (m) bzw. >9,7 (w)
BMI 25–30 kg/m2: >3,5 (m) bzw. >8,5 (w)
BMI >30 kg/m2: >2,2 (m) bzw. >4,4 (w)
Referenzbereich – Kinder
Der Test wird bei Kindern seltener eingesetzt. Generell liegen aber die diagnostischen Entscheidungsgrenzen (Cut-offs) für Wachstumshormon-Stimulationstests bei Kindern höher als bei Erwachsenen.
Indikation
Verdacht auf Wachstumshormonmangel, Minderwuchs, Hinweise für hypothalamisch-hypophysäre Störungen, Hypophysentumoren, nach kranialer Bestrahlung und bei traumatischen Hirnverletzungen.
Interpretation
S. Referenzbereiche. Eine Stimulation über die Cut-off-Werte hinaus schließt einen hypophysär bedingten Wachstumshormonmangel aus.
Diagnostische Wertigkeit
Es wird spezifisch das Ansprechen der Hypophyse auf den physiologischen Stimulus GHRH getestet. Im Gegensatz zum Insulin-Hypoglykämie-Test erfolgt mit dem GHRH-Arginin-Test keine Überprüfung der hypothalamischen Komponente der somatotropen Achse. Dies wird von einigen Autoren als Limitation des GHRH-Arginin-Tests bei der Diagnostik des Wachstumshormonmangels im Kindesalter angesehen, da dort hypothalamische Störungen häufiger sind. Neben dem Alter sind Körperzusammensetzung, Fettmasse und Geschlecht wichtige Einflussgrößen, die bei der Interpretation berücksichtigt werden müssen. Das Labor sollte entsprechend detaillierte Referenzbereiche zur Verfügung stellen.
Literatur
Deutschbein T, Bidlingmaier M, Schopohl J, Strasburger CJ, Petersenn S (2017) Anthropometric factors have significant influence on the outcome of the GHRH-arginine test: establishment of normative data for an automated immunoassay specifically measuring 22 kDa human growth hormone. Eur J Endocrinol 176(3):273–281. https://​doi.​org/​10.​1530/​EJE-16-0668CrossRefPubMed