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Xylose-Test

Verfasst von: R. Tauber und F. H. Perschel
Xylose-Test
Synonym(e)
Dünndarmresorptionstest
Englischer Begriff
D-xylose absorption test
Definition
Klinisch häufig eingesetzter Funktionstest, mit dem die Resorptionsfunktion von Duodenum und Jejunum für Monosaccharide durch Messung der renalen D-Xylose-Ausscheidung und/oder der D-Xylose-Serumkonzentration nach oraler Gabe von D-Xylose bestimmt wird.
Durchführung
Nach Blasenentleerung werden dem nüchternen Patienten 25 g D-Xylose gelöst in 300 mL Wasser sowie weitere 300 mL Wasser zur Sicherstellung einer ausreichenden Diurese per os gegeben. Über eine Periode von 5 Stunden nach Gabe der D-Xylose-Testdosis wird der Urin gesammelt und asserviert, wobei nach 5 Stunden die Blase nochmals entleert und dieser Urin mit gesammelt wird. Vor Testbeginn sowie 1 und 2 Stunden nach Testbeginn wird venöses Blut (ca. 5 mL) für die Serumgewinnung entnommen. Nach Durchmischung und Bestimmung des Gesamtvolumens des 5-Stunden-Sammelurins wird die Konzentration von D-Xylose in einer Urinprobe fotometrisch mit der p-Bromanilin-Methode oder mittels Gaschromatographie bestimmt und die im 5-Stunden-Sammelurin ausgeschiedene D-Xylose-Menge berechnet. Im Serum wird die D-Xylose-Konzentration nach Enteiweißung mit Trichloressigsäure mit derselben Methode gemessen.
Struktur
Pentose, D-Aldose.
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
D-Xylose wird zu 60 – 80 % aktiv (carriervermittelt) in Duodenum und Jejunum resorbiert. Die höchste Serumkonzentration wird 1 – 2 Stunden nach oraler Aufnahme erreicht. Ein Anteil von ca. 60 % der resorbierten D-Xylose wird im Intermediärstoffwechsel metabolisiert; etwa 40 % werden während 24 Stunden nach Gabe – v. a. während der ersten 5 Stunden – unverändert renal ausgeschieden.
Funktion – Pathophysiologie
Störungen der Resorptionsfunktion der Mukosa von Duodenum und Jejunum z. B. bei Entzündung, Atrophie oder Resektion führen zu einer verminderten Aufnahme von D-Xylose aus dem Darmlumen und in der Folge zu einer verminderten bzw. verzögerten Zunahme der Serumkonzentration sowie zu einer verminderten renalen Ausscheidung von D-Xylose.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
5-Stunden-Sammelurin (zum Sammeln Zusatz von 5 mL einer 10 %igen Lösung von Thymol in Isopropanol), Serum.
Präanalytik
Nüchterner Patient (12-Stunden-Nahrungs- und Alkoholkarenz). Entleerung der Harnblase.
D-Xylose ist in der Urinprobe bei Thymol-Isopropanol-Zusatz bei Raumtemperatur über 48 Stunden stabil, ohne Zusatz bei 4 °C über 24 Stunden. Im Serum ist D-Xylose bei 4 °C über 3 Tage stabil.
Analytik
Photometrische Bestimmung (Photometrie) mit der p-Bromanilin-Methode nach H. J. Roe und E. W. Rice (1948). Gaschromatographie.
Konventionelle Einheit
g.
Internationale Einheit
mmol.
Umrechnungsfaktor zw. konv. u. int. Einheit
mmol/L = mg/L × 0,00666.
mg/L = mmol/L × 150.
Referenzbereich – Erwachsene
Bei 25 g Testdosis:
  • Urin >4 g/5 h (>26,6 mmol/5 h)
  • Serum 1-Stunden-Wert >250 mg/L (>1,67 mmol/L)
Referenzbereich – Kinder
S. Erwachsene.
Indikation
Verdacht auf Malabsorption.
Interpretation
Eine verminderte D-Xylose-Ausscheidung bzw. ein verminderter Anstieg der D-Xylose-Serumkonzentration weisen auf eine Störung der Resorptionsfunktion von Duodenum und Jejunum im Rahmen einer Dünndarm-Erkrankung (s. o.) hin. Zur medizinischen Bewertung s. folgende Tabelle:
Pathologischer Ausfall
Normales Ergebnis
Intestinale Erkrankungen:
- Sprue
- Weitere Ursachen der jejunalen Malabsorption (Amyloidose, Resektion)
Extraintestinale Erkrankungen:
- Verzögerte Magenentleerung
- Bakterielle Überbesiedlung
- Karzinoidsyndrom
- Zollinger-Ellison-Syndrom
- Aszites, massive Ödeme, Myxödem
Ileitis terminalis (Morbus Crohn)
Generalisierte oder spezifische Kohlenhydratmaldigestion (z. B. Laktasemangel)
Malabsorption im unteren Intestinalbereich
Der D-Xylose-Test erlaubt keinen Nachweis isolierter Defekte von Disaccharidasen der enteralen Bürstensaummembran wie eines Laktase- oder Saccharase-Isomaltase-Mangels. Ein normales Ergebnis eines D-Xylose-Tests schließt eine krankhafte Veränderung des Ileums z. B. bei M. Crohn nicht aus. Eine exokrine Pankreasinsuffizienz hat keinen Einfluss auf den D-Xylose-Test. Eine pathologische D-Xylose-Ausscheidung bei intakter intestinaler Resorptionsfunktion kann vorliegen bei Niereninsuffizienz, Exsikkose, Hypothyreose, bakterieller Übersiedlung des Dünndarms, Aszites und anderen Erkrankungen. Als Störgrößen sind unvollständiges Urinsammeln, unvollständige Blasenentleerung am Ende der Sammelperiode, unzureichende Diurese bei Exsikkose, Erbrechen und Nahrungsaufnahme während der Testdurchführung zu beachten.
Eine verminderte Xylose-Ausscheidung wird bei der Einnahmem von einigen Medikamenten gefunden: Acetylsalicylsäure, Colchicin, Digoxin, Digitoxin, Neomycin, Opiumalkaloide u. a.
Diagnostische Wertigkeit
In Kombination mit Untersuchungen der exokrinen Pankreasfunktion, der Stuhlfett-Ausscheidung bzw. der pankreasspezifischen Elastase (Elastase, pankreasspezifische) und der Dünndarmbiopsie ermöglicht der D-Xylose-Test die differenzialdiagnostische Abgrenzung einer intestinalen Malabsorption von einer durch exokrine Pankreasinsuffizienz verursachten Maldigestion.
Literatur
Craig RM, Ehrenpreis ED (1999) D-Xylose testing. J Clin Gastroenterol 29:143–150CrossRef
Roe JH, Rice EW (1948) A photometric method for the determination of free pentoses in animal tissues. J Biol Chem 173:507–512PubMed