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Zika-Viren

Verfasst von: W. Stöcker
Zika-Viren
Englischer Begriff
Zika virus
Beschreibung des Erregers
Familie: Flaviviridae; Gattung: Flavivirus; Art: Zika-Virus. Plusstrang-RNA-Genom, behüllt.
Das Virus wurde erstmals 1947 aus einem Rhesusaffen in Uganda isoliert. Erst seit 2007, nach einer Reihe größerer Epidemien außerhalb Afrikas, und speziell seit einem schweren Ausbruch in Brasilien 2015, geriet das Virus in den Fokus der Forschung.
Erkrankungen
Verbreitung: Süd- und Mittelamerika, Südostasien.
Übertragung: Das Virus wird vor allem durch den Stich infizierter Mücken der Gattung Aedes auf Menschen übertragen. Eine perinatale Übertragung, d. h. die Weitergabe des Virus von einer infizierten Schwangeren an ihren Fötus ist möglich. Darüber hinaus sind Übertragungen durch Geschlechtsverkehr beschrieben.
Klinik: Eine Zika-Virus-Infektion verläuft in ca. 80 % der Fälle ohne Symptome, bei etwa 20 % der Erkrankten treten 3–12 Tage nach der Infektion Hautausschlag, Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie Bindehautentzündung auf. Die Symptome halten für 2–7 Tage an, die Krankheit ist in der Regel selbstlimitierend. In Brasilien und einer Reihe weiterer Länder wurde während der Zika-Epidemie 2015/2016 ein signifikanter Anstieg neurologischer Erkrankungen verzeichnet, insbesondere des Guillain-Barré-Syndroms. Außerdem kam eine ungewöhnlich hohe Zahl von Babys mit Mikrozephalie zur Welt. Der Zusammenhang zwischen einer Zika-Virus-Infektion und dem Auftreten neurologischer Erkrankungen und fetalen Missbildungen (kongenitales Zika-Syndrom) gilt inzwischen als gesichert.
Analytik
Direktnachweis: Nachweis viraler RNA durch RT-PCR (Polymerase-Kettenreaktion) aus Serum, Urin und Sperma.
Serologie: Nachweis spezifischer Antikörper (IgA, IgG, IgM) im Serum durch indirekte Immunfluoreszenz (IIFT, Immunfluoreszenz, indirekte) (Substrat: ZIKV-infizierte Zellen, s. Abbildung) und Enzyme-linked Immunosorbent assay (ELISA). Im ELISA hat sich die Verwendung des Nichtstrukturproteins 1 (NS1) als hoch spezifisches und sensitives Zielantigen erwiesen.
Indirekte Immunfluoreszenz: Antikörper gegen Zika-Viren:
Probenmaterial
Direktnachweis: Blut, Urin, Sperma. Das Material sollte bis zur Weiterverarbeitung bei +4 bis +8 °C aufbewahrt werden.
Serologie: Serum oder Plasma für den Nachweis der Antikörper sind bei +4 °C bis zu 2 Wochen lang beständig, bei −20 °C über Monate und Jahre hinweg. Zur Tiefkühlkonservierung des IgM kann man den Proben 80 % gepuffertes Glyzerin beifügen.
Diagnostische Wertigkeit
Die geeignetste Methode zum Nachweis einer Zika-Virus-Infektion ist abhängig von der Krankheitsphase, in der sich der Patient befindet. In einer frühen Phase der Infektion ist ein Nachweis der viralen RNA möglich: Bis etwa 1 Woche nach Symptombeginn kann das Zika-Virus mittels RT-PCR im Blut nachgewiesen werden. Bei infizierten schwangeren Frauen kann das Virus in Einzelfällen auch noch mehrere Wochen später nachgewiesen werden. Im Urin kann ein Virusnachweis durch PCR bis zu 4 Wochen möglich sein. Liegt die Infektion länger als 7 Tage zurück, wird jedoch empfohlen, serologische Tests wie ELISA oder indirekte Immunfluoreszenztests durchzuführen. Antikörper sind etwa ab dem 5. Tag im Blut des Patienten nachweisbar. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist die enge Verwandtschaft der Flaviviren zu berücksichtigen. Es kann zu Kreuzreaktionen zwischen den spezifischen Antikörpern kommen, sofern vorausgegangene Infektionen oder Impfungen mit einem anderen Flavivirus vorliegen.
Durch die Verordnung zur Anpassung der Meldepflichten nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) an die epidemische Lage (IfSG-Meldepflicht-Anpassungsverordnung), die am 01.05.2016 in Kraft getreten ist, wurde die Meldepflicht für Labore nach § 7 Abs. 1 Satz 1 IfSG auf den direkten oder indirekten Nachweis von Chikungunya-Viren, Dengue-Viren, West-Nil-Fieberviren, Zika-Viren und sonstige Arboviren ausgedehnt, soweit der Nachweis eine akute Infektion anzeigt. Darüber hinaus können allgemeine nicht erreger- oder krankheitsspezifische Meldepflichten bestehen.
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