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Operative und interventionelle Gefäßmedizin
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Verfasst von:
Bernhard N. Tillmann
Publiziert am: 16.11.2019

Anatomie der Gefäße: Kopf und Hals

Die Organe und Strukturen von Kopf und Hals werden durch Äste der Aa. subclaviae dextra und sinistra sowie durch Arterien, die aus den Aa. carotides communes dextra und sinistra hervorgehen, mit Blut versorgt (Abb. 1).

Arterien

Arteria subclavia

Die Organe und Strukturen von Kopf und Hals werden durch Äste der Aa. subclaviae dextra und sinistra sowie durch Arterien, die aus den Aa. carotides communes dextra und sinistra hervorgehen, mit Blut versorgt (Abb. 1).
Der Ursprung der Aa. subclaviae aus dem Aortenbogen ist im Regelfall auf der rechten und auf der linken Seite verschieden. Die A. subclavia sinistra kommt normalerweise direkt aus dem Aortenbogen; sie ist etwas länger als die gleichnamige Arterie auf der rechten Seite. Die A. subclavia sinistra kann als seltene Variante auch gemeinsam mit der A. carotis communis sinistra entspringen (Kap. „Anatomie der Gefäße: Rumpf“, dort Abb. 3a). Die A. subclavia dextra geht normalerweise aus dem Truncus brachiocephalicus hervor. In etwa 1 % der Fälle kommt die die A. subclavia dextra als letzter Ast aus dem Aortenbogen (Arteria lusoria, Kap. „Anatomie der Gefäße: Rumpf“, dort Abb. 2a).
Die A. subclavia zieht hinter dem M. scalenus anterior in die Halsregion; dabei verläuft die A. subclavia sinistra steiler nach kranial als die Arterie auf der rechten Seite. Die A. subclavia tritt durch die Skalenuslücke in die seitliche Halsregion. Bei ihrem Verlauf durch die von den Mm. scaleni anterior und medius sowie der ersten Rippe gebildete Skalenuslücke liegt die A. subclavia kaudal-ventral vom Plexus brachialis im Sulcus arteriae subclaviae auf der ersten Rippe. Bei ihrem Austritt aus der Skalenuslücke geht das Bindegewebe der tiefen Halsfaszie auf die A. subclavia und auf die Trunci des Plexus brachialis in Form einer gemeinsamen Gefäß-Nerven-Scheide über, die sich in die Gefäß-Nerven-Straßen der oberen Extremität fortsetzt.
Die A. subclavia tritt gelegentlich durch den M. scalenus anterior in die Halsregion. Liegen die Ansätze der Mm. scaleni anterior und medius sehr nahe beieinander, kann es zur Einengung der Skalenuslücke und zur Kompression der A. subclavia sowie des Plexus brachialis kommen (Skalenussyndrom). Auch aberrierende Muskelfaserbündel oder Sehnenanteile der Mm. scaleni anterior und medius sowie eine Halsrippe können Ursache eines Kompressionssyndroms sein.
Die ersten aus der A. subclavia hervorgenden Äste sind die A. vertebralis und die A. thoracica (mammaria) interna. Nach Verlassen der Skalenuslücke zieht die A. subclavia durch die seitliche Halsregion und tritt in enge topografische Beziehung zu der von der Membrana suprapleuralis (Sibson-Faszie) verstärkten Pleurakuppel.
Aus der seitlichen Halsregion gelangt die A. subclavia zwischen Schlüsselbein und erster Rippe durch den kostoklavikulärer Raum als A. axillaris zur freien oberen Extremität.
Die A. vertebralis (Abb. 2) entspringt in etwa 90 % der Fälle aus der Hinterwand der A. subclavia. Der Gefäßverlauf wird vom Ursprung der Arterie bis zur hinteren Schädelgrube unter anatomischen und klinischen Gesichtspunkten in 4 Abschnitte unterteilt.
Pars prevertebralis/V1-Abschnitt
Im ersten Abschnitt läuft die A. vertebralis auf dem M. longus colli im Trigonum scalenovertebrale nach kranial (Abb. 3). Der schmale dreieckige Raum wird lateral vom M. scalenus anterior, medial von Ösophagus, Trachea und Halswirbelsäule sowie ventral von A. carotis communis, V. jugularis interna, unteren Zungenbeinmuskeln und M. sternocleidomastoideus begrenzt. Außer der A. vertebralis gehen in diesem Bereich die A. thoracica (mammaria) interna, der Truncus costocervicalis und der Truncus thyreocervicalis aus der A. subclavia hervor. Weitere Strukturen der Region sind neben den gleichnamigen Venen der N. vagus, der N. laryngeus recurrens sowie der Truncus sympathicus.
Pars transversaria/V2-Abschnitt
Die A. vertebralis zieht auf der rechten Seite in etwa 95 % der Fälle und auf der linken Seite in etwa 92 % der Fälle zum Foramen transversarium des 6. Halswirbels. Mit dem Eintritt in das Foramen transversarium beginnt der 2. Verlaufsabschnitt. Die A. vertebralis läuft in Begleitung des Plexus der V. vertebralis sowie des N. vertebralis durch die Foramina transversalia nach kranial. Aus der Pars transversaria ziehen kleinkalibrige Arterien zu den Halsmuskeln; segmentale Äste gelangen durch die Foramina intervertebralia in den Wirbelkanal und versorgen Rückenmarkshäute und Rückenmark.
V3-Abschnitt
Der 3. Verlaufsabschnitt der A. vertebralis beginnt nach dem Austritt des Gefäßes aus dem Foramen transversarium des Axis. Die Arterie zieht von hier in bogenförmigem Verlauf (C1-Atlasschlinge) zum Sulcus arteriae vertebralis des hinteren Atlasbogens (Pars atlantica). Sie ist hier vom kräftigen subokzipitalen Venenplexus umgeben. Zwischen Arterie und hinterem Atlasbogen tritt der N. suboccipitalis aus. Bei Ausbildung einer knöchernen Brücke über dem Sulcus arteriae vertebralis (Ponticulusbildung) verläuft die A. vertebralis in einem knöchernen Kanal (Canalis arteriae vertebralis).
V4-Abschnitt
Zwischen hinterem Atlasbogen und Squama occipitalis durchbricht die A. vertebralis im 4. Verlaufsabschnitt die Membrana atlantooccipitalis posterior, die Dura mater spinalis sowie die Arachnoidea mater und gelangt in den Subarachnoidealraum (Pars intracranialis). Die Aa. vertebrales dextra und sinistra treten durch das Foramen magnum in die hintere Schädelgrube, wo sie auf dem Clivus nach rostral ziehen und sich am Unterrand der Brücke zur A. basilaris vereinigen.
Die A. vertebralis zeigt häufig Varianten in Ursprung und Verlauf. In etwa 4 % der Fälle entspringt die A. vertebralis auf der linken Seite aus dem Aortenbogen (Kap. „Anatomie der Gefäße: Rumpf“, dort Abb. 3e). Selten kommt sie aus der A. carotis communis oder aus dem Truncus thyreocervicalis. Der Eintritt in das Foramen transversarium oberhalb – oder selten unterhalb – des 6. Halswirbels variiert vor allem auf der linken Seite. Die Höhe des Eintritts in das Foramen transversarium kann auf der rechten und linken Seite unterschiedlich sein.
Die A. thoracica (mammaria) interna verlässt die A. subclavia vor deren Eintritt in die Skalenuslücke. Sie läuft an der Innenseite des Thorax neben dem Sternalrand zum Zwerchfell und versorgt die Brustwand sowie die Organe des Mediastinum. Die Arterie wird bis zum dritten Rippenknorpel von den Vv. thoracicae (mammariae) internae begleitet; unterhalb der dritten Rippe ist die Vene unpaar und zieht medial von der A. thoracica (mammaria) interna.
Die aus der A. thoracica (mammaria) interna entspringenden Rr. intercostales anteriores anastomosieren mit den Aa. intercostales posteriores aus der Aorta thoracica (horizontaler Kollateralkreislauf bei der Aortenisthmusstenose).
Der Truncus thyreocervicalis entspringt am medialen Rand des M. scalenus anterior; er bildet einen gemeinsamen Stamm für die A. thyreoidea inferior, die A. suprascapularis, die A. transversa colli und – variabel – für die A. cervicalis ascendens.
A. suprascapularis und Ramus profundus der A. transversa colli (oder: A. dorsalis scapulae bei eigenständigem Abgang des Ramus profundus aus der A. subclavia) bilden innerhalb des Umgehungskreislaufes zwischen A. subclavia und A. axillaris (Schulterblattarkade) den zuführenden Anteil aus der A. subclavia.
Der kurze Truncus costocervicalis (Abb. 2) geht hinter dem M. scalenus anterior aus der Rückseite der A. subclavia hervor, wo er sich in die A. cervicalis profunda und in die A. intercostalis suprema teilt.

Arteria carotis communis

Die A. carotis communis der rechten Seite geht in Höhe des Sternoklavikulargelenks aus dem Truncus brachiocephalicus hervor (Abb. 1); auf der linken Seite entspringt sie aus der höchsten Wölbung des Aortenbogens. Die A. carotis communis zieht durch das Karotisdreieck kranialwärts und teilt sich in etwa 70 % der Fälle in Höhe des 4. Halswirbels (Bifurcatio carotidis) in die A. carotis interna und in die A. carotis externa (Abb. 4). Die Karotisgabel und der Anfangsteil der A. carotis interna sind zum Sinus caroticus erweitert. Im Bereich der Bifurcatio carotidis liegt das Glomus caroticum.
Die Innervation des Sinnesorgans (Messung der Partialdrücke von O2 und CO2) erfolgt über den Karotissinusnerv (R. sinus carotici), der vom N. glossopharyngeus im adventitiellen Bindegewebe zwischen A. carotis interna und A. carotis externa nach kaudal zum Sinus caroticus läuft. Der Karotissinusnerv enthält außerdem afferente Fasern für die Pressorezeption.
Die Bifurcatio carotidis kann in Höhe des 5. Halswirbels (bis zu 15 % der Fälle) oder in Höhe des 3. Halswirbels (etwa 10 % der Fälle) liegen. Aus der A. carotis communis können A. thyreoidea inferior oder A. laryngea inferior entspringen. Die A. carotis communis sinistra hat in etwa 10 % der Fälle einen gemeinsamen Ursprung mit dem Truncus brachiocephalicus aus dem Aortenbogen.
Die A. carotis communis und ihre Aufzweigungen sind in die Gefäß-Nerven-Scheide (Karotisscheide – Vagina carotica) des Halses eingeschlossen (Abb. 5). In der Gefäß-Nerven-Scheide verlaufen außerdem die V. jugularis interna, der N. vagus, die Ansa cervicalis (profunda) und – im kranialen Bereich – der Truncus sympathicus (Abb. 6). Die V. jugularis interna zieht lateral von der A. carotis communis und ist innerhalb der Gefäßnervenscheide durch Bindegewebe von der A. carotis communis getrennt. Der N. vagus liegt auf der Rückseite der Karotisscheide in einer Rinne zwischen A. carotis communis und V. jugularis interna.
Wird beim Ausklemmen der A. carotis communis der N. vagus geschädigt, kann es im Halsbereich zu Lähmungen der Pharynx- und Kehlkopfmuskeln sowie zu Sensibilitätsausfällen kommen.
Die Rami cardiaci superiores des N. vagus treten in enge topografische Beziehung zu den großen Halsarterien. Die in verschiedener Anzahl und Höhe entspringenden Nervenäste ziehen medial der A. carotis interna und der A. carotis communis gemeinsam mit Sympathikusfasern nach kaudal in die Brusthöhle und bilden auf dem Aortenbogen den Plexus cardiacus.
In Höhe des Ganglion inferius verlässt der N. laryngeus superior den Stamm des N. vagus (Abb. 7). Der Nerv zieht medial von der A. carotis interna in Begleitung der oberen Kehlkopfgefäße auf der Pharynxwand nach ventral-kaudal und teilt sich in Höhe des großen Zungenbeinhornes in die Rami externus und internus. Der rein sensible Ramus internus durchbricht die Membrana thyreohyoidea und gelangt zur Schleimhaut des Kehlkopflumens. Der Ramus externus zieht unter Abgabe von Ästen teilweise innerhalb der Muskulatur des unteren Schlundschnürers nach kaudal-ventral zum M. cricothyreoideus, den er innerviert.
Eine Verletzung des N. laryngeus superior führt infolge einer Schwächung des Spannapparates der Stimmfalten zu Stimmstörungen.
Vor der A. carotis communis läuft die Radix superior der Ansa cervicalis profunda; die Radix inferior liegt kranial hinter der V. jugularis interna und gelangt bei ihrem Verlauf nach kaudal auf deren Vorderseite. Höhe der Schlingenbildung und Anzahl der Schlingen variieren; manchmal fehlt sie, so dass die normalerweise aus ihr abzweigenden Muskeläste direkt aus den Radices superior und inferior zu den infrahyoidalen Muskeln ziehen. Aus der Ansa cervicalis profunda kann ein Nebenphrenicus für die Innervation des Zwerchfells hervorgehen.
Eine Verletzung der Ansa cervicalis profunda führt infolge einer Lähmung der infrahyoidalen Muskeln zu Schluckstörungen.
Der Truncus sympathicus und das Ganglion cervicale superius liegen kranial im hinteren Blatt der Gefäß-Nerven-Scheide. Der Halsgrenzstrang durchbricht in Halsmitte die Vagina carotica sowie die allgemeine Organfaszie und zieht dann durch das Spatium retropharyngeum im Bindegewebe der Lamina prevertebralis der Halsfaszie zum Thorax. Vom Ganglion cervicale superius gelangen postganglionäre Fasern als Plexus caroticus internus mit der A. carotis interna in den Kopf sowie der N. cardiacus cervicalis superior zum Plexus cardiacus des Aortenbogens. Aus dem mittleren Halsganglion zieht der postganglionäre N. cardiacus cervicalis medius zum Plexus cardiacus. Aus den meistens zum Ganglion cervicothoracicum (Ganglion stellatum) miteinander verschmolzenen Ganglion cervicale inferius und Ganglion thoracicum I entspringen der N. cardiacus cervicalis inferior und der die A. vertebralis umgebende Plexus (Nervus) vertebralis. Ein Teil der aus dem Ganglion cervicothoracicum hervorgehenden postganglionären Fasern bildet eine Schlinge um die A. subclavia (Ansa subclavia).
Die Vagina carotica bildet einen Pfeiler im Fasziensystem des Halses, da ihre septenartigen Ausläufer vorn mit dem mittleren, hinten mit dem oberflächlichen und medial mit dem hinteren Faszienblatt in Verbindung stehen (Abb. 5). Die Vagina carotica ist mit der Zwischensehne des M. omohyoideus fest verwachsen.

Arteria carotis interna

Die A. carotis interna liegt im Bereich der Teilungsstelle der A. carotis communis zunächst lateral (Abb. 6). Sie zieht dann medianwärts im Spatium parapharyngeum hinter der A. carotis externa nach kranial. Die A. carotis interna kann von ihrem geradlinigen Verlauf (68 % der Fälle) abweichen. In 26 % der Fälle zieht sie bogenförmig nach kranial und in 6 % der Fälle kommt es auf der Pharynxwand in Höhe des Tonsillenbettes zu einer Knick- oder zu einer siphonförmigen Schlingenbildung (sog. gefährliche Karotisschleife, Kinking, Tortuosity) (Abb. 7).
Die A. carotis interna gibt am Hals (Pars cervicalis) normalerweise keine Äste ab. In etwa 8 % der Fälle kann die A. pharyngea ascendens als Variante aus der A. carotis interna oder aus der Karotisgabel entspringen.
Die A. carotis interna wird in ihrem Verlauf zur Schädelbasis von den Mm. styloglossus und stylopharyngeus überlagert. Sie tritt über die Apertura externa in den Canalis caroticus der Pars petrosa des Os temporale (Pars petrosa), den sie über die Apertura interna verlässt. Die A. carotis interna gelangt in die mittlere Schädelgrube und läuft in einer S-förmigen Krümmung (sog. Karotissiphon) innerhalb des Sinus cavernosus nach rostral (Pars cavernosa). Nach der Passage des Sinus cavernosus geht die A. carotis interna in ihre Endstrecke, Pars cerebralis, über.

Arteria carotis externa

Die A. carotis externa versorgt mit ihren Ästen die Organe des Halses und des Kopfes, die Gesichtsregionen sowie den Schädelknochen mit der Dura mater (Abb. 8).
Sie liegt im vorderen-medialen Bereich des Karotisdreiecks und zieht nach Abgabe ihrer Halsäste medial vom Venter posterior des M. digastricus und vom M. stylohyoideus nach kranial hinter dem Unterkieferast in die Regio retromandibularis, wo sie in die Parotisloge eintritt. Sie wird im Karotisdreieck vom N. hypoglossus überkreuzt.
Vordere Äste der A. carotis externa sind die Aa. thyreoidea superior, lingualis und facialis. Aus dem hinteren Wandabschnitt entspringen die Aa. occipitalis und auricularis posterior. Aus dem medialen-hinteren Abschnitt kommt in etwa 70 % der Fälle die A. pharyngea ascendens. Die A. carotis externa teilt sich in Höhe des Collum mandibulae in zwei Endäste; die A. maxillaris versorgt die tiefe Gesichtsregion, die A. temporalis superficialis die Schläfenregion.

Venen

Das Venenblut des Kopfes und des Halses fließt größtenteils über die V. jugularis interna und über die V. subclavia in die V. brachiocephalica; ein Teil der Venen mündet direkt in die V. brachiocephalica (Abschn. 2.1).

Vena jugularis interna

Die V. jugularis interna drainiert das Venenblut aus Gesichtsbereich, Mundhöhle, Nasenhöhle, Nasennebenhöhlen, Augenhöhle, größtem Teil der Schädelhöhle und des Gehirns sowie aus Halsorganen und Halswand (Abb. 8).
Die mit dem Bulbus superior venae jugularis im hinteren Abschnitt des Foramen jugulare beginnende V. jugularis interna zieht nach ihrem Austritt aus dem Schädel medial vom N. accessorius und vom Processus styloideus halswärts. Sie wird vom Halsfortsatz der Ohrspeicheldrüse und vom M. sternocleidomastoideus bedeckt sowie vom hinteren Digastrikusbauch überkreuzt.
Die V. jugularis interna läuft im Gefäß-Nerven-Strang innerhalb der Vagina carotica in einer eigenen Bindegewebshülle lateral-ventral von der A. carotis communis nach kaudal. Im Erweiterungsbereich vor der Einmündung (Bulbus inferior venae jugularis) in die V. brachiocephalica liegt eine Venenklappe. Das Lumen der V. jugularis interna ist auf der rechten Seite meistens weiter als auf der linken Seite. Die Vene ist nur im oberen hinteren Winkel des Karotisdreiecks am Unterrand des hinteren Digastrikusbauches sichtbar; sie läuft von hier hinter dem M. sternocleidomastoideus nach kaudal. In die V. jugularis interna münden innerhalb des Karotisdreiecks die Vv. facialis, lingualis und thyreoidea superior. Die Vorderwand der V. jugularis interna ist über die Vagina carotica mit dem mittleren Halsfaszienblatt und über dieses mit der Zwischensehne des M. omohyoideus verbunden (Förderung des venösen Rückflusses).

Vena jugularis externa

Die V. jugularis externa liegt auf dem oberflächlichen Blatt der Halsfaszie; sie zieht über den M. sternocleidomastoideus, durchbricht im seitlichen Halsdreieck das oberflächliche und mittlere Halsfaszienblatt und mündet manchmal geteilt im Venenwinkel oder in die V. subclavia sowie gelegentlich in die V. jugularis interna. Zum Einzugsgebiet der V. jugularis externa zählen die V. occipitalis, die V. auricularis posterior und die V. jugularis anterior. Die Vv. jugulares externae der rechten und linken Seite sind oft durch eine bogenförmige Vene (Arcus venosus jugularis) oberhalb des Manubrium sterni miteinander verbunden.
Im kostoklavikulären Raum geht die V. axillaris in die V. subclavia über. Die V. subclavia zieht in der Halsregion vor dem M. scalenus anterior nach medial und vereinigt sich hinter dem Sternoklavikulargelenk mit der V. jugularis interna im Venenwinkel zur V. brachiocephalica (V. anonyma).
In die V. subclavia münden die Vv. pectorales und scapularis dorsalis sowie die V. jugularis externa.

Lymphbahnen

Die Lymphe des Kopfes und des Halses wird auf der rechten und linken Seite über den Truncus jugularis, der mit der V. jugularis interna brustwärts zieht, abgeleitet. Auf der rechten Seite münden Truncus jugularis, Truncus subclavius und Truncus bronchomediastinalis in den Ductus lymphaticus dexter, der zum rechten Venenwinkel zieht.
Auf der linken Seite gelangt die Lymphe des Truncus jugularis sinister über den Ductus thoracicus in das Venensystem. In den Ductus thoracicus münden ferner der Truncus subclavius sinister und der Truncus bronchomediastinalis sinister. Der Ductus thoracicus hat enge topografische Beziehung zur linken Pleurakuppel. Er zieht zwischen A. subclavia und A. carotis communis in die untere Halsregion und gelangt in bogenförmigem Verlauf vor der V. vertebralis und hinter der V. jugularis interna zum Angulus venosus sinister. Der Ductus thoracicus kann variabel in die V. jugularis interna oder in die V. subclavia münden und sich im Mündungsbereich aufzweigen.
Bei Insuffizienz der Klappen im Mündungsbereich von Ductus thoracicus und von Ductus lymphathicus dexter kann venöses Blut rückläufig in die Lymphbahnen gelangen.
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