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Erkrankungen und Behandlung der A. subclavia

Verfasst von: Christian-Alexander Behrendt, Axel Larena-Avellaneda, Tilo Kölbel und Eike Sebastian Debus
Unter den insgesamt seltenen Erkrankungen der A. subclavia (AS) zählen atherosklerotische Einengungen und Verschlussprozesse des proximalen Abschnitts zu den häufigsten Ursachen für eine gefäßmedizinische Therapie. Deutlich seltener sind dagegen traumatische Verletzungen des Schultergürtels oder maligne Erkrankungen mit Gefäßbeteiligung, iatrogene Verletzungen der A. subclavia (ZVK- oder ECMO-Anlage), strahlenbedingte Gefäßläsionen, Kompressionssyndrome der oberen Thoraxapertur (arterielles Thoracic-Outlet-Syndrom, TOS), Halsrippensyndrom, entzündliche Gefäßerkrankungen (z. B. Takayasu Arteriitis, Riesenzellarteriitis), fibromuskuläre Dysplasie, Dissektionen, aneurysmatische Erkrankungen oder Eingriffe im Rahmen von endovaskulären Behandlungen der thorakalen Aorta (TEVAR). Zur letztgenannten Gruppe gehören sogenannte Debranching-Operationen: Transpositionen der AS auf die A. carotis (ST) und Karotis-Subclavia-Bypässe (CSB). Die klinische Symptomatik von hämodynamisch relevanten Läsionen der AS ist, sofern vorhanden, äußerst heterogen und reicht von belastungsabhängigen Ischämieschmerzen der oberen Extremitäten und dem sogenannten Subclavian-Steal-Syndrom mit passageren vertebro-basilären Defiziten (z. B. Schwindel, Sehstörungen) bis hin zu manifesten Hirninfarkten. Nach koronaren Bypassoperationen mit der A. thoracica interna als Spendergefäß oder nach Anlage von Dialyseshunts können Verschlussprozesse an der AS auch durch ein Coronary-Steal-Syndrom oder eine verschlechterte Dialyseshuntfunktion symptomatisch werden.

Hintergrund

Unter den insgesamt seltenen Erkrankungen der A. subclavia (AS) zählen atherosklerotische Einengungen und Verschlussprozesse des proximalen Abschnitts zu den häufigsten Ursachen für eine gefäßmedizinische Therapie. Deutlich seltener sind dagegen traumatische Verletzungen des Schultergürtels oder maligne Erkrankungen mit Gefäßbeteiligung, iatrogene Verletzungen der A. subclavia (ZVK- oder ECMO-Anlage), strahlenbedingte Gefäßläsionen, Kompressionssyndrome der oberen Thoraxapertur (arterielles Thoracic-Outlet-Syndrom, TOS), Halsrippensyndrom, entzündliche Gefäßerkrankungen (z. B. Takayasu Arteriitis, Riesenzellarteriitis), fibromuskuläre Dysplasie, Dissektionen, aneurysmatische Erkrankungen oder Eingriffe im Rahmen von endovaskulären Behandlungen der thorakalen Aorta (TEVAR). Zur letztgenannten Gruppe gehören sogenannte Debranching-Operationen: Transpositionen der AS auf die A. carotis (ST) und Karotis-Subclavia-Bypässe (CSB). Die klinische Symptomatik von hämodynamisch relevanten Läsionen der AS ist, sofern vorhanden, äußerst heterogen und reicht von belastungsabhängigen Ischämieschmerzen der oberen Extremitäten und dem sogenannten Subclavian-Steal-Syndrom mit passageren vertebro-basilären Defiziten (z. B. Schwindel, Sehstörungen) bis hin zu manifesten Hirninfarkten. Nach koronaren Bypassoperationen mit der A. thoracica interna als Spendergefäß oder nach Anlage von Dialyseshunts können Verschlussprozesse an der AS auch durch ein Coronary-Steal-Syndrom oder eine verschlechterte Dialyseshuntfunktion symptomatisch werden.

Epidemiologie

Stenosierungen und Verschlüsse treten in der AS seltener auf als in der A. carotis oder A. vertebralis. Die AS weist allerdings häufiger proximale und ostiale Stenosen nahe dem Abgang aus dem Aortenbogen auf als die A. carotis communis. Bedingt durch die Gefäßanatomie, ist die linke Seite häufiger betroffen (Labropoulos et al. 2010). Das Vorliegen einer Stenose der AS gilt als Prädiktor der kardiovaskulären und Gesamtsterblichkeit (Aboyans et al. 2007). Epidemiologische Daten zur Prävalenz der Subklaviastenose in den USA liegen aus der multiethnischen epidemiologischen Studie zur Atherosklerose (MESA) vor. Demnach konnte bei 4,5 % der Probanden eine Subklaviastenose nachgewiesen werden, wobei Frauen häufiger betroffen waren als Männer. Als Risikofaktoren konnten das Vorliegen eines Diabetes, Bluthochdruck, hohe Pulsamplitude, hoher Body-Mass-Index und erhöhtes C-reaktives Protein identifiziert werden (Aboyans et al. 2010). In einer weiteren Querschnittskohortenstudie wurde eine Prävalenz von 1,9 % unter Probanden in häuslicher Umgebung und bis zu 7,1 % unter stationär behandelten Patienten berichtet (Shadman et al. 2004). In Risikopopulationen mit koronarer Herzkrankheit betrug die Prävalenz 0,5–4 % (English et al. 2001) und unter Patienten mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit steigt die Prävalenz in Kohortenstudien auf mehr als 40 % (Gutierrez et al. 2001).
Das Vorliegen einer symptomatischen A. lusoria mit Dysphagie (Orphanet-ID 99082, vgl. Varianten der A. subclavia) gilt ebenso wie das arterielle TOS (Orphanet-ID 357107) definitionsgemäß als seltene Erkrankung mit weniger als 5 Betroffenen unter 10.000 Einwohnern. Traumatische Verletzungen der AS werden in der Krankenhausdiagnosestatistik des Bundes nur selten valide erfasst und sind häufig iatrogene Verletzungen im Rahmen der Anlage von zentralvenösen Kathetern. Valide epidemiologische Daten zur Prävalenz und Inzidenz fehlen bisher.

Anatomie

Normalvariante: Über die beiden Aa. subclaviae werden primär die oberen Extremitäten mit Blut versorgt. Sie haben bei Erwachsenen einen normalen Diameter von etwa 6–7 mm (Schäberle et al. 2015). Der durchschnittliche Diameter der eigenen Patienten mit aneurysmatischen Erkrankungen beträgt 8–12 mm. Auf der rechten Seite entspringt der Truncus brachiocephalicus (TBC) als erster Ast des Aortenbogens, der sich regelhaft in die rechte A. carotis communis und die rechte AS verzweigt (vgl. Varianten der A. subclavia). Der rechte N. vagus verläuft exakt über dieser Aufteilung nach kaudal und gibt den N. laryngeus recurrens ab. Die linke AS entspringt als letzter supraaortaler Abgang dem distalen Aortenbogen und kann, wie die rechte AS, in 4 Abschnitte aufgeteilt werden (Abb. 1). Eine weitere Einteilung unterscheidet 3 Teile der AS:
1.
Ursprung bis Skalenuslücke,
 
2.
Abschnitt hinter dem M. scalenus anterior,
 
3.
Ausgang der Skalenuslücke bis A. axillaris.
 
Die AS verläuft ohne Abgabe relevanter Äste durch die obere Thoraxapertur nach zervikal, bevor sie einen Bogen um die Pleurakuppe beschreibt und durch die hintere Skalenuslücke (physiologische Enge) zwischen M. scalenus anterior und M. scalenus medius zieht. Dorsolateral werden die Aa. subclaviae von kräftigen Nervensträngen begleitet, die sich jeweils zum Plexus brachialis zusammenschließen. Aus beiden Aa. subclaviae entspringen jeweils dorsomedial die Aa. vertebrales, die über die Foramina transversaria (in Höhe der 6. Halswirbelkörper) und weiter kranial über das Foramen magnum in die Schädelhöhle eintreten. Weitere Äste sind die Tr. thyreocervicalis, die Aa. thoracica interna (ATI, Cave: koronare Bypässe) und die Tr. costocervicalis (Abb. 1). Insgesamt sind die Seitenäste der AS vergleichsweise variabel ausgeprägt. Neben der hintere Skalenuslücke durchquert die AS noch zwei weitere Engstellen (zwischen erster Rippe und Klavikula, zwischen dem M. pectoralis minor und seinem Ansatz).

Varianten der Arteria subclavia

Die Normalvariante der drei supraaortalen Gefäßabgänge aus dem Aortenbogen kommt bei etwa 70 % der Bevölkerung vor. Der als A. lusoria bezeichnete atypische Abgang der rechten AS aus der Pars descendens des Aortenbogens kaudal der linken AS konnte bei 0,4–2 % der Bevölkerung nachgewiesen werden (Saeed et al. 2010). Eine mit dieser anatomischen Variante verbundene Schluckstörung wird als Dysphagia lusoria bezeichnet und gilt definitionsgemäß als seltene Erkrankung (vgl. Epidemiologie). Kommt es zu einer aneurysmatischen Degeneration der A. lusoria an ihrem Abgang aus dem distalen Aortenbogen, wird dies auch als Komerell-Divertikel bezeichnet. Der gemeinsame Abgang von Tr. brachiocephalicus und A. carotis communis sinistra wird gemeinhin boviner Aortenbogen genannt.

Symptomatik

Die Symptome von Läsionen der AS sind vielfältig. Nicht selten führt eine neu aufgetretene Puls- oder Blutdruckdifferenz ohne vorausgegangene Beschwerden im klinischen Alltag zu einer gefäßmedizinischen Abklärung. Auch Strömungsgeräusche können initiale Hinweise auf hämodynamisch relevante Stenosierungen geben. Kompressionssyndrome mit oder ohne post-stenotische Dilatation, Dissektionen, entzündliche Erkrankungen der AS oder hochgradige Stenosierungen können initial zu peripheren Embolisierungen in die Digitalarterien führen. Abhängig von der Kollateralisierung der betroffenen oberen Extremität können belastungsabhängige Ischämieschmerzen (Claudicatio) in der Ober- und Unterarmmuskulatur auftreten. Ruheschmerzen oder Gewebeverlust kennzeichnen die kritische Ischämie, sind aber aufgrund der guten Kollateralisierung sehr selten. Kommt es bei proximal gelegenen Okklusionen zu einer bedarfsabhängigen Flussumkehr in der A. vertebralis, also der Kollateralperfusion des betroffenen Armes über den vertebro-basilären (hinteren) Kreislauf, kann – bei schlechter Kollateralisierung über die kontralaterale A. vertebralis – das sogenannte Subclavian-Steal-Syndrom (auch: Subklavia-Anzapf-Syndrom) auftreten (A New Vascular Syndrome 1961). Kennzeichnend sind Schwindel, Sehstörungen und Ataxie bis hin zu ischämischen Hirninfarkten. Da prinzipiell alle Gefäßäste distal der Stenose als Kollateralgefäße dienen können, kann auch in der A. thoracica interna ein retrograder Fluss auftreten, was bei Patienten mit A.-thoracica-interna-Bypässen zu kardialen Symptomen (z. B. Angina pectoris, EKG-Veränderungen, Myokardinfarkt) führen kann. In diesem Fall spricht man vom koronaren Subclavian-Steal-Syndrom (Harjola und Valle 1974). Bei Befall des TBC ist zu bedenken, dass auch das Stromgebiet der dort entspringenden rechten A. carotis communis in das klinische Beschwerdebild einbezogen sein kann. Das gleichzeitige Vorliegen von Temperaturerhöhungen oder Schüttelfrost, Gelenk- und Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit oder ungewolltem Gewichtsverlust sollte zur Ausschlussdiagnostik einer entzündlichen Gefäßerkrankung (z. B. Takayasu Arteriitis) führen.

Diagnostik

Eingangs sollte stets die klinische Untersuchung mit Palpation der Schlüsselbeingrube sowie der naheliegenden Pulse (A. carotis, A. subclavia, A. axillaris, A. radialis, A. ulnaris) im Seitenvergleich stehen. Ein tastbarer Puls der A. brachialis oder der A. radialis schließt jedoch einen Verschluss der proximalen AS nicht aus. Die einfachste Methode zur primären Erkennung von flusslimitierenden Stenosierungen oder Verschlüssen der AS ist der Nachweis einer großen Blutdruckdifferenz zwischen den beiden Brachialarterien >15 mmHg (Aboyans et al. 2010; Shadman et al. 2004; Osborn et al. 2002; Weinberg et al. 2014). Besonders hohe Blutdruckdifferenzen >40–50 mmHg sind dabei in der Regel mit symptomatischen Befunden assoziiert (Labropoulos et al. 2010). Aufgrund der guten Kollateralisierung können allerdings auch vollständige Verschlüsse der AS ohne wesentliche Blutdruckdifferenzen vorliegen. Differenzialdiagnostisch ist auch an thorakale Aortendissektionen oder iatrogene Überdeckungen der AS im Rahmen von TEVAR zu denken.
In der weiterführenden Ultraschalldiagnostik der AS kommen konvexe oder Sektorschallköpfe mit 5–7,5 MHz zur Anwendung, die supraklavikulär aufgesetzt werden (Schäberle 2016). Der Übergang in die A. axillaris ist von infraklavikulär über die Fossa infraclavicularis (Mohrenheim-Grube) darstellbar. Durch die angeschlossenen Widerstandsgefäße und den hohen peripheren Widerstand zeigt sich bei Gesunden ein typisches triphasisches Flussprofil. Proximale Stenosen sind gegebenenfalls nicht korrekt darstellbar, weshalb ein poststenotisch monophasisches Flussprofil oder eine Strömungsumkehr in der A. vertebralis einen Hinweis auf die zugrunde liegende Läsion liefern kann. Bei Hinweisen auf Kompressionssyndrome sollten die Befunde und ggf. Veränderungen der Werte in Funktionsstellung erhoben werden. Ergänzend kann eine Dopplerverschlussdruckmessung und Oszillographie im Seitenvergleich weitere Hinweise liefern.
Nach der 2011 erschienenen Leitlinie der American Heart Association (AHA) zum Management von Patienten mit Erkrankungen der extrakraniellen Karotiden und Vertebralgefäße sollte eine nichtinvasive CT- oder MR-Angiographie bei neurologischen Defiziten des hinteren Stromgebietes und bei Vorliegen eines Subclavian-Steal-Syndroms erfolgen (Empfehlungsgrad I, Evidenzlevel C) (Brott et al. 2011). Die 2017 erschienene Leitlinie der European Society for Vascular Surgery (ESVS) zur Diagnose und Behandlung peripherer arterieller Verschlusserkrankungen betont den Stellenwert der CT- oder MR-Angiographie insbesondere bei unklaren oder pathologischen Ultraschallbefunden (Aboyans et al. 2017). Da eine hohe Kalklast und implantierte Stents die Aussagekraft der Schnittbildgebung einschränken können, kommt auch die diagnostische Angiografie als Goldstandard gelegentlich zur Anwendung.

Indikationsstellung

In der Leitlinie der AHA werden verschiedene differenzierte Empfehlungen zum Management von Patienten mit Verschlusserkrankungen der AS oder des TBC gegeben (Brott et al. 2011). Demnach empfiehlt sich die Anlage eines extra-anatomischen Karotis-Subklavia-Bypasses für Patienten mit Symptomen des hinteren zerebralen Stromgebietes, sofern kein erhöhtes Operationsrisiko besteht (Empfehlungsgrad IIA, Evidenzlevel B). Bei hohem Risiko werden dagegen endovaskuläre Verfahren empfohlen (Empfehlungsgrad IIA, Evidenzlevel C). Eine Revaskularisation wird auch für Symptome des vorderen zerebralen Stromgebietes oder der oberen Extremitäten empfohlen, wenn diese auf die Okklusion des Tr. brachiocephalicus zurückzuführen ist (Empfehlungsgrad IIA, Evidenzlevel C). Asymptomatische Stenosen oder Verschlüsse sollten nicht revaskularisiert werden, wenn die A. thoracica interna nicht für einen koronaren Bypass benötigt wird (Empfehlungsgrad III, Evidenzlevel C). Die vorgenannten Empfehlungen werden auch in der 2017 publizierten Leitlinie der ESVS zur Diagnostik und Behandlung peripherer arterieller Verschlusserkrankungen wiederholt (Authors/Task Force M et al. 2017). Demnach sollte eine Revaskularisation symptomatischer Subklaviastenosen oder Verschlüsse erwogen werden (Empfehlungsgrad IIA, Evidenzlevel C). Hinsichtlich der Verfahrenswahl sollten die offen-chirurgischen und endovaskulären Alternativen unter Berücksichtigung der Läsionscharakteristika und Risikofaktoren patientenindividuell diskutiert werden (Empfehlungsgrad IIA, Evidenzlevel C). Eine Revaskularisation asymptomatischer Läsionen sollte erwogen werden, wenn ein aorto-koronarer Bypass unter Nutzung der A. thoracica interna geplant ist oder wenn bei bereits implantiertem Bypass eine Myokardischämie auftritt (Empfehlungsgrad IIA, Evidenzlevel C). Weitere Erwägungsgründe betreffen ipsilaterale arterio-venöse Dialyseshunts (Empfehlungsgrad IIA, Evidenzlevel C) und die Etablierung einer arteriellen Blutdruckmessung (Empfehlungsgrad IIB, Evidenzlevel C). Auch In-Stent-Restenosen bereits behandelter Läsionen können eine Indikation darstellen.

Offen-chirurgische Operationstechniken

Zur offen-chirurgischen Revaskularisation von Stenosierungen oder Okklusionen der AS stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung, die gleichermaßen gute kurzfristige Ergebnisse und Langzeitergebnisse bieten. Aufgrund der weiter distal gelegenen Präparation der AS gilt die Anlage eines Karotis-Subklavia-Bypasses (CSB) gemeinhin als technisch einfacher und schneller durchzuführen als die Subklavia-Transposition (ST) (Abb. 2). Die ST ist bei Verschlussprozessen technisch besonders anspruchsvoll, stellt aber eine gute Alternative dar, wenn die Indikation nicht aufgrund von Verschlussprozessen getroffen wurde. Die verfügbare Evidenzbasis ist unzureichend für die valide Durchführung eines Verfahrensvergleichs.
Als sinnvolle Entscheidungskriterien für die Anlage eines CSB gelten proximale Abgänge der A. vertebralis, distal gelegene Verschlüsse und A.-thoracica-interna-Bypässe. Die Offenheitsraten im Langzeitverlauf betragen, abhängig von der Indikation und vom gewählten Verfahren, etwa 73–99 % (Cinà et al. 2002; Scali et al. 2013; AbuRahma et al. 2000) (Tab. 1).
Tab. 1
Ergebnisse der offen-chirurgischen Behandlung der Arteria subclavia (OR) und der endovaskulären Behandlung der A. subclavia (ER)
Endpunkt
OR
ER
Technischer Erfolg
100 %
94–96 % (van de Weijer et al. 2015; Sixt et al. 2009)
Krankenhaus-
oder 30-Tage-Sterblichkeit
1,3 % (Daniel et al. 2014), 0,9 % (Klitfod und Jensen 2014), 5,8 % (Scali et al. 2013)
 
Langzeit-Sterblichkeit
86/57 % nach 5/10 Jahren (AbuRahma et al. 2000),
76 % nach 5 Jahren (Scali et al. 2013)
 
Primäre Offenheitsraten
ST: 99 % nach 5 Jahren (Cinà et al. 2002)
CSB:
- 84 % nach 4,8 Jahren (Cinà et al. 2002),
- 98 % nach 5 Jahren (AbuRahma et al. 2000)
TEVAR: 94 % (Scali et al. 2013)
Okklusion: 73 % (Scali et al. 2013)
88 % nach 1 Jahr (Sixt et al. 2009)
83 % nach 5 Jahren (van de Weijer et al. 2015)
Akutes Koronarsyndrom oder Myokardinfarkt
1,3 % (Daniel et al. 2014)
 
Stroke oder TIA
2,2 % (Daniel et al. 2014), 0,9–2,4 % (Aboyans et al. 2017), 10,8 % (Scali et al. 2013)
2,6 % (Klitfod und Jensen 2014)
Renale Komplikationen
0,9 % (Daniel et al. 2014)
 
Reoperationen
6,4 % (Daniel et al. 2014)
23,7 % (van de Weijer et al. 2015)
ST: Subklavia-Transposition; CSB: Karotis-Subklavia-Bypass; TEVAR: Thoracic endovascular aortic repair
Karotis-Subklavia-Bypass und Subklavia-Transposition
Ältere Zugangsverfahren unter Durchführung einer Sternotomie werden an dieser Stelle nicht näher beschrieben. Der supraklavikuläre Zugang zum Abschnitt 1/2 (für die ST) und 3 (für den CSB) der AS erfolgt über einen Hautschnitt, der 1 cm oberhalb der Klavikula vom klavikulären Ansatz des M. sternocleidomastoideus bis zum M. trapezius reicht. Der Zugang für die ST ist dabei deutlich medialer als bei Implantation eines CSB. Alternativ kann für die ST auch ein weiter proximal gelegener schräger Hautschnitt parallel zum M. sternocleidomastoideus erfolgen. Nach Präparation des Subkutangewebes sowie der Durchtrennung von Platysma und oberflächlicher Halsfaszie erfolgt die Ligatur der V. jugularis externa am lateralen Rand des M. sternocleidomastoideus. Soll die AS weit nach proximal frei präpariert werden, ist gegebenenfalls die Durchtrennung des klavikulären Anteils des M. sternocleidomastoideus und des M. omohyoideus sinnvoll. Linksseitig sollte auf den Ductus thoracicus geachtet werden, der dort in den Venenwinkel einmündet (Cave: Chylothorax, Lymphfistel). Ventral des M. scalenus anterior muss strikt auf den N. phrenicus geachtet werden, dessen versehentliche Schädigung zu einem einseitigen Zwerchfellhochstand führt (Abb. 1).
Nach der Durchtrennung des M. scalenus anterior mittels Diathermie gelangt die proximale AS zur Darstellung. Weiter distal ist auf den konvergierenden Plexus brachialis zu achten. Bei sehr medialer Präparation besteht die Gefahr einer Schädigung des Ganglion stellatum (Cave: Horner-Syndrom). Im Bereich der A. carotis communis sollte der N. vagus geschont werden. Aufgrund des hohen Elastingehalts in der Media (typische gelbliche Färbung der AS) ist die AS besonders vulnerabel und sollte daher mit Vorsicht behandelt werden. Unbedachte mechanische Manipulationen führen schnell zu Einrissen oder Dissektionen. Die Anlage eines CSB erfolgt in der Regel mittels alloplastischen Materials (z. B. Dacron 8 mm) End-zu-Seit, wobei die Bypassführung zur A. carotis communis unterhalb der V. jugularis interna erfolgen sollte. Als alternatives autologes Material kommt die V. saphena magna infrage. Ist eine ST geplant, erfolgt weiter zentral eine Präparation der AS über den supraklavikulären oder schrägen medialen Zugang. Aufgrund der Vulnerabilität und schweren Zugänglichkeit der AS ist eine besonders gewissenhafte Sicherung und Umstechungsligatur (ggf. zwei Nahtreihen nach Blalock oder 3-0-Durchstechungsligatur) zu empfehlen.

Endovaskuläre Techniken

Seit der Erstbeschreibung einer erfolgreichen Ballonangioplastie bei symptomatischer Subklaviastenose im Jahre 1980 (Bachman und Kim 1980) haben sich verschiedene Ballon- und Stent-gestützte Verfahren zu deren Behandlung entwickelt (Abb. 3). Bisher reicht jedoch die Evidenzbasis nicht aus, um die Überlegenheit eines Verfahrens valide nachzuweisen (Aboyans et al. 2017). In einem systematischen Review konnte eine höhere 1-Jahres-Offenheitsrate bei Stent-gestützter Angioplastie gegenüber der alleinigen Ballonangioplastie nahegelegt werden (Chatterjee et al. 2013). Ein Cochrane-Review zum Vergleich zwischen diesen beiden Alternativen konnte jedoch keine methodisch hochwertigen (randomisierten und kontrollierten) Studien identifizieren und daher keine validen Aussagen treffen (Iared et al. 2014). Insgesamt betragen die technischen Erfolgsraten etwa 94–96 % und die Langzeit-Offenheitsraten in der verfügbaren retrospektiven Datenbasis >83 % nach 5 Jahren (van de Weijer et al. 2015) (Tab. 1).

Perkutane transluminale Angioplastie der Arteria subclavia

Stentangioplastien der AS können sowohl über einen trans-femoralen als auch über einen trans-brachialen Zugang durchgeführt werden. Die Wahl des Zugangsweges hängt vom Abgangswinkel des Gefäßes, der Art und Lokalisation der Läsion sowie dem Stenosegrad und den Präferenzen des Operateurs ab. Aufgrund des atherosklerotischen Charakters der meistens ostial lokalisierten Stenosen kommen in der Regel ballonöffnende Stents zum Einsatz. Zunehmend werden auch gecoverte Stents verwendet, die neben dem möglicherweise geringeren Re-Stenoserisikos auch den Vorteil haben, bei einer Dissektion oder Ruptur entsprechende iatrogene Läsionen mit abzudecken.

Revaskularisation der linken Arteria subclavia bei endovaskulärer Behandlung der thorakalen Aorta (TEVAR)

Der Stellenwert der vorbereitenden, gleichzeitigen oder anschließenden Anlage eines CSB im Rahmen von TEVAR (supraaortales Debranching) wird seit Längerem kontrovers diskutiert. Die verfügbare Evidenzbasis ist nicht eindeutig und entspricht nicht den Qualitätsanforderungen, um die Fragestellung valide zu beantworten. Verschiedene Autoren berichten von einer geringeren Rate an Schlaganfällen und Spinalischämien nach TEVAR in retrospektiven Kohortenstudien, wenn ein CSB angelegt wurde (Bradshaw et al. 2017; Teixeira et al. 2017; Patterson et al. 2014), während in anderen Studien kein signifikanter Unterschied nachgewiesen werden konnte (Hajibandeh et al. 2016a, b; Maldonado et al. 2013). Die 2017 veröffentlichten Praxisleitlinien der ESVS zum Management thorakaler Aortenerkrankungen besagen hierzu, dass unter elektiven Bedingungen bei geplanter Überdeckung der linken AS in Patienten mit einem Risiko neurologischer Komplikationen eine Revaskularisation erwogen werden sollte (Empfehlungsgrad IIA, Evidenzlevel C). Unter Notfallbedingungen wird die Revaskularisation für Patienten mit linksseitigem A.-thoracica-interna-Bypass oder dominanter linker AS empfohlen (Empfehlungsgrad I, Evidenzlevel C) (Writing et al. 2017).
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