Skip to main content
Orthopädie und Unfallchirurgie
Info
Publiziert am: 02.06.2022

Diaphysäre Unterschenkelfrakturen beim Kind

Verfasst von: Johannes Mayr, Benjamin Frei und Annelie M. Weinberg
Im Wachstumsalter treten Frakturen im Unterschenkelschaftbereich vor allem als isolierte Tibiaschaftbrüche auf. Betroffen sind vor allem sportlich aktive Kinder um das 8. Lebensjahr. Durch das starke Periost und die geringe Knochenstabilität von Kleinkindern kommt es zu Toddler-Frakturen, diese sind mitunter nur durch ein hinkendes Gangbild erkennbar und bleiben am initialen Röntgenbild mitunter unsichtbar. Isolierte Tibiaschaftfrakturen im Wachstumsalter lassen sich mehrheitlich mit sehr gutem Ergebnis konservativ im Oberschenkelgipsverband behandeln. Dabei ist auf eine Verhinderung einer Varus- oder Rekurvationsfehlstellung zu achten. Instabile kombinierte Schien- und Wadenbeinschaftbrüche benötigen häufig eine elastisch stabile Markraumschienung (ESMS) der Tibia zur Stabilisation, und nur selten ist ein anderes Osteosyntheseverfahren erforderlich. Die Symptomkombination von starken Schmerzen, zunehmendem Schmerzmittelbedarf, Sensibilitätsstörungen am Fußrückenbereich, starke Unterschenkelschwellung, Anschwellung und bläuliche Verfärbung der Zehen bei engem Gipsverband, deutet auf ein Kompartmentsyndrom hin, das eine dringliche Faszienspaltung erfordert. Hemmende oder stimulative Wachstumsstörungen spielen im Unterschenkelschaftbereich eine untergeordnete Rolle. Durch den teilweise dünnen Weichteilmantel und die weniger gut durchbluteten Weichteile kommt es im Unterschenkelbereich auch im Wachstumsalter mitunter zu Weichteildefekten und Frakturheilungsverzögerungen, die eine frühzeitige und ggf. aufwendige Behandlung erfordern.

Allgemeines

Ursache und Häufigkeit

Die Angaben über die Häufigkeit von Schienbeinbrüchen sind aufgrund unterschiedlicher Definitionen bezüglich des Alters und des betroffenen Tibiaabschnitts sehr variabel (Dubravcik und Burke 1979; Johnson und Pope 1977; Rahmanzadeh und Hahn 1984; Ungerholm et al. 1985; van der Linden et al. 1975; Wilkins 1996). Die isolierte Tibiafraktur ist häufiger als eine komplette Unterschenkelfraktur zu beobachten (Briggs et al. 1992; Teitz et al. 1980). In etwa 90 % der Fälle liegt die Fraktur im mittleren und/oder distalen Drittel des Schienbeins (Dietz et al. 1997; Karlsson et al. 1993; Shannak 1988). Mit fortschreitender Knochenentwicklung steigt die Widerstandskraft der Tibia gegen Rotationskräfte, sodass zunehmend die distale Wachstumsfuge, als mechanisch schwächste Stelle, betroffen ist. Der Altersgipfel liegt um das 8. Lebensjahr, wobei Jungen etwa doppelt so häufig betroffen sind wie Mädchen (Bengner et al. 1990; Cheng et al. 1999; Emami et al. 1996; Galano et al. 2005; Herold et al. 1998; Wilkins 1996).
Zur Prophylaxe von Unterschenkelverletzungen und Kniebinnenverletzungen hat sich bei Nachwuchsskirennläufern neuromuskuläres Training als wirksam erwiesen, wobei die Reaktionskraftergebnisse beim Drop-Jump-Test Aufschluss darüber geben, ob ein hohes oder geringes Verletzungsrisiko für diese Verletzungen vorliegt (Müller et al. 2017).
Die Tab. 1 und 2 geben eine Übersicht zu den diaphysäre Tibiafrakturen und Unterschenkelschaftfrakturen.
Tab. 1
Zusammenfassung diaphysäre Tibiafraktur
Spezielles
• Beim Kleinkind häufig undislozierte Torsionsfrakturen (Toddler-Fraktur), Kinder zeigen Schonhinken, meist kein Trauma erinnerlich, im Röntgenbild oft nur sekundäre Periostreaktion erkennbar
• Zweithäufigste Verletzung beim Battered-Child-Syndrom
• Ab 10. LJ eher sportbedingte Frakturen, oft Schrägfrakturen im distalen Drittel
• Tendenz zur Varisierung und Rekurvation
• Spontankorrektur von Achsabweichungen bei Kindern <10. LJ möglich, gut ausgeprägt für Antekurvation und Rekurvation
• Isolierte diaphysäre Tibiafrakturen gelten als stabil (intakte Fibula)
• Bei hoher sportlicher Belastung auch Stressfrakturen der Tibia möglich (meist proximal). Hinweis sind belastungsabhängige Schmerzen. Im Röntgen oft nur durch sekundäre Periostreaktion erkennbar, ggf. MRT als Abklärung
Diagnostik
• Röntgen Unterschenkel a.p. und seitlich mit Kniegelenk und Sprunggelenk
Konservative Therapie
• <6. LJ: bis 15° Varusfehlstellung, bis 10° Valgusfehlstellung, bis 15° Antekurvation/Rekurvation, Verkürzung bis 1 cm
• 7.–12. LJ: bis 12° Varusfehlstellung, bis 10° Valgusfehlstellung, bis 10° Antekurvation/Rekurvation, Verkürzung bis 8 mm
• >12. LJ: bis 10° Varusfehlstellung, bis 5° Valgusfehlstellung, bis 10° Antekurvation/Rekurvation, Verkürzung bis 5 mm
• Einfache Tibiaschrägfraktur/-querfraktur: Oberschenkelgips
– <6. LJ: 4 Wochen
– 7.–12. LJ: 6 Wochen
– >12.LJ: 6–8 Wochen
– Ggf. Gipskeilung am 7.–12. Tag
Nachbehandlung (konservative Therapie)
• Nach Ruhigstellung wenn schmerzfrei, spontane Mobilisation
• 3-wöchentliche Kontrollen, bis annähernd freie Funktion erreicht
• Nachkontrollen bei Beinlängendifferenz > 1cm bis Spontankorrektur oder Wachstumsabschluss
Röntgenkontrolle (konservative Therapie)
• Stellungskontrolle am 7.–10. Tag, bei instabilen Frakturen älterer Kinder zweite Röntgenkontrolle nach 2 Wochen
• Kontrolle nach Gipskeilung erst 1 Woche nach Keilung
• „Erste“ klinische und gipsfreie Konsolidierungskontrolle nach 3–6 Wochen
• Toddler-Fraktur im Röntgen oft nur als sekundäre Periostreaktion erkennbar, Röntgenkontrollen meist verzichtbar
• Stressfrakturen im Röntgen oft nur als sekundäre Periostreaktion erkennbar, ggf. MRT
Sport (konservative Therapie)
• 4–6 Wochen nach Konsolidierung und schmerzfreier Belastbarkeit und unauffälligem Gangbild
Operative Therapie
• Höhergradig offene Fraktur, Kompartmentsyndrom, pathologische DMS, Polytrauma
• Verfahren:
– Querfraktur, kurze Schrägfraktur, elastisch stabile Marknagelung (ESIN)
– Offene Frakturen, Mehrfragmentfrakturen: Fixateur externe, Weichteilmanagement gut zu ermöglichen
Komplikationen (operative Therapie)
• Verbleibende Fehlstellung, sekundäre Dislokation, Gefäß-, Nervenschaden, Osteosynthesematerial-Komplikationen, Osteomyelitis
• Pseudarthrose, Kompartmentsyndrom
Nachbehandlung (operative Therapie)
• Frakturtypabhängige Mobilisation (wird durch Operateur festgelegt!)
• 3-wöchentliche Kontrollen, bis annähernd freie Funktion erreicht
• Nachkontrollen über 2 Jahre, bei Beinlängendifferenz/Achsabweichung bis Spontankorrektur/Wachstumsabschluss
Röntgenkontrolle (operative Therapie)
• Konsolidierungskontrolle nach 4–6 Wochen, vor Metallentfernung
Metallentfernung
• Wenn klinisch und radiologisch konsolidiert (ESIN nach 6–12 Monaten; Fixateur externe nach 6–12 Wochen)
Sport (operative Therapie)
• 4–6 Wochen nach Konsolidierung bei freier Funktion
DMS, Durchblutung, Motorik, Sensibilität; LJ, Lebensjahr
Tab. 2
Diaphysäre Unterschenkelschaftfraktur (komplett)
Spezielles
• Komplette Unterschenkelschaftfrakturen neigen eher zur Valgisierung (Muskelzug anterolateral, keine „sperrende“ Fibula)
• Bei aufeinander stehenden tibialen Fragmenten als teilstabil, bei dislozierten tibialen Fragmenten als instabil zu werten
• Cave: Kompartmentsyndrom:
– Hauptkriterium ist der zu- und abnehmende starke, übermäßige Schmerz trotz Schmerztherapie, Schmerzzunahme bei Bewegung (auch passiv), deutliche Muskelverhärtung, „glänzende“ Haut
– Wenn fortgeschritten, dann bereits sensomotorische Defizite und Blasenbildung
– der Pulsstatus ist „kein Kriterium“ zur Definition eines Kompartmentsyndroms
• Cave bei offenen Frakturen (Kompartmentsyndrom dabei häufiger)
• Beim Kind zwar bessere Weichteilheilung als beim Erwachsenen, jedoch trotzdem Gefahr der Pseudarthrose, Infektion, Osteomyelitis, Kompartmentsyndrom
Diagnostik
• Röntgen Unterschenkel a.p. und seitlich mit Kniegelenk und Sprunggelenk
Konservative Therapie
• Selten möglich!
• Stabile undislozierte Frakturen
• <10. LJ: bis 10° Varusfehlstellung, bis 5° Valgusfehlstellung, bis 10° Rekurvation/Antekurvation tolerabel, kein Rotationsfehler
• Verkürzung bis 10 mm vor dem 10. Lebensjahr, danach max. 5 mm Verkürzung tolerabel, einfache Tibiaschrägfraktur/-querfraktur
• Verfahren: Oberschenkelgips für 4–6 Wochen
• Ggf. Gipskeilung am 7.–10. Tag
Nachbehandlung (konservative Therapie)
• Nach Ruhigstellung, wenn schmerzfrei, spontane Mobilisation
• 3-wöchentliche Kontrollen, bis annähernd freie Funktion erreicht
• Nachkontrollen über 2 Jahre, bei Beinlängendifferenz oder Angulation bis Spontankorrektur oder Wachstumsabschluss
Röntgenkontrolle (konservative Therapie)
• Stellungskontrolle am 7.–10. Tag (Gipskeilung ideal am 10. Tag), Röntgenkontrolle nach Keilung erst 1 Woche später
• Bei instabiler Situation zweite Nachkontrolle mit Unterschenkelröntgen nach 2 Wochen
• „Erste“ gipsfreie Konsolidierungskontrolle nach 4–6 Wochen
Sport (konservative Therapie)
• 4–6 Wochen nach Konsolidierung bei freier Funktion und unauffälligem Gangbild
Operative Therapie
• Dislozierte Frakturen, offene Fraktur, Kompartmentsyndrom, pathologische DMS, Polytrauma
• Verfahren:
– Querfraktur, kurze Schrägfraktur: elastisch stabile Marknagelung (ESIN); bei geschlossenen Wachstumsfugen: Verriegelungsmarknagel
– Lange Schrägfrakturen, Spiralfrakturen: ESIN mit Verriegelung
– Offene Frakturen, lange Schrägfrakturen, Mehrfragmentfrakturen: Fixateur externe, Weichteilmanagement muss möglich sein
– Eingeschobene Platte („Fixateur interne“), ESIN mit Verriegelung, bei geschlossenen Wachstumsfugen: Verriegelungsmarknagel
Komplikationen (operative Therapie)
• Verbleibende Fehlstellung, sekundäre Dislokation, Gefäß-, Nervenschaden, Osteosynthesematerial-Komplikationen, Osteomyelitis, Pseudarthrose, Kompartmentsyndrom
Nachbehandlung (operative Therapie)
• Frakturtypabhängige Mobilisation (wird durch Operateur festgelegt)
• 3-wöchentliche Kontrollen, bis annähernd freie Funktion erreicht
• Nachkontrollen über 2 Jahre bei Beinlängendifferenz/Achsabweichung bis Spontankorrektur oder Wachstumsabschluss
Röntgenkontrolle (operative Therapie)
• Konsolidierungskontrolle nach 4–6 Wochen frakturtypabhängig; ggf. frühere Stellungskontrolle nach Beginn der Belastung
• Vor Vollbelastung, vor Metallentfernung
Metallentfernung
• Wenn klinisch und radiologisch konsolidiert, ESIN nach 6–12 Monaten, Fixateur externe nach 6–12 Wochen
Sport (operative Therapie)
• 4–6 Wochen nach Konsolidierung bei freier Funktion und unauffälligem Gangbild
DMS, Durchblutung, Motorik, Sensibilität; LJ, Lebensjahr

Toddler-Fraktur

Im Kleinkindesalter, etwa bis zum 4. Lebensjahr, wird der isolierte undislozierte Bruch der Tibia Toddler-Fraktur genannt (John et al. 1997; v. Laer 2001; Rockwood 1996). Die Besonderheit dieser Fraktur ist ein plötzlich einsetzendes „Nicht-mehr-auftreten-können“ bzw. das Schonhinken eines Kleinkindes. Der Unfall wird oft nicht beobachtet. Der radiologische Nachweis anhand des Unfallbildes ist häufig nicht eindeutig möglich. Durch das stabile, meist intakte Periost des Kleinkindes kann das Kind gehfähig bleiben, es hinkt jedoch oder tritt nur mit dem Zehenballen auf. Betroffene Kleinkinder sitzen dabei schmerzfrei auf dem Schoß der Eltern und sind kaum im Allgemeinzustand beeinträchtigt. Ein sicherer Ausschluss einer infektiösen Ursache ist wichtig, weil auch Gelenksinfektionen und Osteomyelitiden bei Kleinkindern so beginnen können. Eine klinische Untersuchung mit Bestimmung von Blutbild, Blutsenkungsgeschwindigkeit und CRP kann Hinweise auf diese wichtigen Differenzialdiagnosen liefern (Lovejoy und Mehlman 2017).
Die Diagnose wird ggf. erst sekundär im Verlauf der Behandlung an der radiologisch nachweisbaren Kallusbildung und der Entkalkung des Frakturspalts infolge von Resorptionsvorgängen ab dem 10. Tag gestellt.
Dieser spezielle Frakturtyp entsteht meist durch Außenrotation des proximalen Fragments bei fixiertem Fuß (undislozierter Drehbruch; Abb. 1). Da die Diagnose primär radiologisch meist nicht gestellt werden kann, wird die Extremität im Oberschenkelliegegips zunächst ruhiggestellt. Nach 10–14 Tagen, zum Zeitpunkt der Kontrolluntersuchung, sind die Kinder entweder beschwerdefrei, oder aber die Fraktur lässt sich infolge der radiologisch erkennbaren Kallusformation nachweisen. Die Ruhigstellung im Gipsverband wird dementsprechend etwa weitere 10 Tage fortgesetzt. Eine Gipsruhigstellung von 2–3 Wochen ist meist ausreichend, um das Behandlungsziel der Schmerzfreiheit zu erreichen (Raducha et al. 2019).

Stressfraktur

Eine weitere Besonderheit im Tibiabereich stellt die Stressfraktur der Tibia dar. Diese ist ebenfalls im Nativröntgen nicht immer eindeutig nachweisbar. Sie tritt in allen Altersgruppen auf. Wegweisend ist die meist lang andauernde Schmerzanamnese bzw. die Belastungsabhängigkeit der Beschwerden. Diese tritt oft nach Änderungen der körperlichen Aktivität auf, z. B. nach langen Wanderungen oder im Leistungssport durch Wechsel der Trainingsquantität und -qualität. Auch wenn eine Sportart nach einer Verletzung wieder aufgenommen wird, kann es im Rahmen einer raschen Belastungssteigerung zu einer Stressfraktur kommen. Eine abrupte Trainingssteigerung ist die häufigste Ursache der Stressfraktur der Tibia bei Sportlern. Bei Mädchen sind Turnen, Tanzen, Gymnastik und Laufen die Hauptursache, bei Jungen Fußball und Sprungsportarten.
Diese Verletzungen werden häufig initial übersehen, zumal sie sich der konventionellen radiologischen Technik entziehen können. Die Stressfraktur an der Tibia kann auch im Verlauf an der physiologischen Entkalkung des Fissurspalts und an der typischen Lokalisation an der proximalen und distalen Tibiametaphyse erkannt werden. Nach 10–14 Tagen ist meist die eintretende Kallusbildung oder eine Verdichtungslinie quer zur Knochenachse im Frakturbereich sichtbar.
Stressfrakturen der Tibia lassen sich durch die MRT gut diagnostizieren. Vorteil dieser Untersuchung ist die gleichzeitige Abgrenzung von anderen Läsionen (z. B. Knochentumoren; Iwamoto und Takeda 2003).

Klassifikation von Unterschenkelfrakturen und isolierten Tibiafrakturen

Grundsätzlich werden die Frakturen der Diaphyse in Biegungsfrakturen und vollständige Frakturen unterteilt. Die vollständige Fraktur ist durch die Unterbrechung beider Kortikales gekennzeichnet. Weiterhin können diese Brüche quere oder schräge Frakturverläufe aufweisen. Zusätzlich werden Mehrfragmentfrakturen differenziert.
Für die Klassifikation von Unterschenkelbrüchen und Tibiafrakturen im Wachstumsalter kann die „AO pediatric classifikation of long bone fractures“ (PCCF) angewandt werden (Joeris et al. 2017).
Für die Behandlung ist die Beurteilung der Reststabilität des gebrochenen Unterschenkels wichtig, da sich daraus entsprechende Algorithmen ableiten lassen. Alle Frakturen, die nur eine Unterbrechung einer Kortikalis in der jeweils abgebildeten Ebene aufweisen (maximal 2 Kortikales in 2 Ebenen), sind stabil. Da es sich um ein paariges Knochensegment handelt, sind Verletzungen, die nur Brüche an einem Knochen zeigen, ebenfalls relativ stabil. Therapeutisch wird daher zwischen der isolierten Tibiafraktur und einer Unterschenkelfraktur unterschieden (Abb. 2).

Diagnostik

Klinisch

Die Frakturen der Tibia und des Unterschenkelschaftes sind gekennzeichnet durch Schwellung, begleitende Hämatomverfärbung und auch durch sichtbare Achsendeviationen, da der Weichteilmantel diese in der Frontalebene nicht verdeckt. Das Kind kann das Bein schmerzbedingt nicht belasten.
Klinische Prüfungen der Stabilität (Manipulationen) sollten dem wachen Kind nicht zugemutet werden. Motorik, Sensibilität und Durchblutung distal der Frakturstelle sind jedoch stets zu prüfen, um z. B. ein Kompartmentsyndrom nicht zu übersehen.
Die Palpation der peripheren Pulse bei Tibia- oder Unterschenkelbrüchen sollte gut palpable Pulse zeigen. Sind die peripheren Pulse hingegen nur mittels Doppler- oder Duplexsonografie nachweisbar, liegt eine kritische Durchblutungssituation vor, und ein Gefäßchirurg sollte umgehend beigezogen werden (Lovejoy und Mehlman 2017). Auch bei gering dislozierten Unterschenkelfrakturen können Gefäßläsionen vorkommen, da die Fehlstellung zum Unfallzeitpunkt massiver gewesen sein könnte und nach Spontanreposition oder Vorreposition eine geringere Fehlstellung am Unfallröntgenbild abgebildet worden sein könnte (Lovejoy und Mehlman 2017).
Isolierte, gering dislozierte Tibiafrakturen bei präpubertären, unter 12 Jahre alten Kindern, deren Schmerzen sich gut medikamentös behandeln lassen, die gut an Stützkrücken mobilisierbar sind und deren Familien ein gute Überwachung erwarten lassen, können mit einer dorsalen Oberschenkelgipsschiene versorgt werden (Malhotra et al. 2015). Diese Kinder sollten frühzeitig zur ambulanten Nachkontrolle einbestellt werden.
Postpubertäre Kinder, Kinder, die älter als 12 Jahre sind, oder Kinder, bei denen keine kontinuierliche elterliche Überwachung zu erwarten ist, sowie Kinder, die ein Hochrasanztrauma erlitten haben, deutlich verschobene Tibiafrakturen aufweisen oder eine begleitende Fibulafraktur zeigen, sollten zur Kompartmentüberwachung stationär aufgenommen werden (Malhotra et al. 2015). Größere Wunden im Rahmen von offenen Frakturen schützen nicht vor einem Kompartmentsyndrom (Lahoti und Arya 2018).

Klinische Zeichen des Kompartmentsyndroms im Unterschenkelbereich

Die klinischen Zeichen des Kompartmentsyndroms sind starke Schmerzen, eine sensible Störung des N. tibialis anterior (N. dorsalis pedis) sowie häufig Sensibilitätsverlust oder -abschwächung auf dem Fußrücken im Bereich zwischen dem 1. und 2. Metatarsale dorsal. Bei einem begleitenden Kompartmentsyndrom darf nicht gezögert werden, Gipse und Verbände sofort vollständig zu öffnen/spalten.
Auch im Kindesalter hat sich die Kompartmentdruckmessung bewährt (Vandervelpen et al. 1992; Abb. 3). Im Kindesalter sind Werte über 25–30 mmHg am Fuß und über 40 mmHg am Unterschenkel pathologisch. Im Kindesalter ist das vordere Unterschenkelkompartiment am häufigsten betroffen (Fußheberloge). Kombinierte Frakturen von Tibia und Fibula weisen ein höheres Risiko bezüglich des Auftretens eines akuten Kompartmentsyndroms auf als isolierte Tibiafrakturen (Flynn et al. 2011). In Narkose oder im Schockzustand ist von einem niedrigeren Blutdruck auszugehen, sodass der Kompartmentdruck relativ zum Blutdruck höher zu bewerten ist als bei Kindern mit normalem altersgemäßem Blutdruck (Stenroos et al. 2018).
Besteht bereits eine starke Schwellung oder ein drohendes Kompartmentsyndrom, sollte der betroffene Unterschenkel möglichst nicht im Rahmen der Reposition „auf Länge gebracht“ und wenn möglich die Verkürzungsstellung einige Tage lang toleriert werden (Prayson et al. 2006).
Kompartmentsyndrome sind im Kindesalter seltener als im Erwachsenenalter, sie entwickeln sich jedoch rascher – bedingt durch den hohen Flüssigkeitsgehalt des kindlichen Körpers und die Enge der Muskellogen. Mitunter stellt die Diagnose „Verdacht auf Kompartmentsyndrom“ eine Blickdiagnose dar.
Als Faustregel gilt: Denkt man an ein Kompartmentsyndrom, so liegt auch ein Kompartmentsyndrom vor – bis zum Nachweis des Gegenteils.
Die Diagnosestellung eines akuten oder subakuten Kompartmentsyndroms bei jungen Kindern kann sehr schwierig sein (Noonan und McCarthy 2010). Bei jungen Kindern stehen dabei die 3 A-Symptome – zunehmend hoher Schmerzmittelbedarf (Analgetikabedarf), wachsende Angst und Agitation – im Vordergrund (Herman et al. 2014; Noonan und McCarthy 2010). Die frühzeitige Erkennung der 3 A erfordert mitunter „Bauchgefühl“ und Empathie mit Kind und Familie; diese Zeichen lassen sich nur am Krankenbett sicher beurteilen.
Bei älteren Kindern werden die 5 P („pain, paresthesia, paralysis, pallor, pulselessness“) angewandt. Pulslosigkeit ist ein absolutes Spätzeichen, sodass auch die Pulsoxymeterüberwachung nicht mithilft, ein Kompartmentsyndrom rechtzeitig zu erkennen.
Bei Verdacht auf ein beginnendes Kompartmentsyndrom sind alle Gipse und Verbände umgehend komplett zu öffnen oder zu entfernen. Das Spalten des Gipsverbands reduziert den Kompartmentdruck um bis zu 40–60 %, und das Entfernen des Polstermaterials senkt den Druck um weitere 20 %. Fiberglasgipse sind rund doppelt so rigid wie herkömmliches Gipsmaterial und sollten daher bei starker Beinschwellung doppelt gespalten oder vollständig entfernt werden (Stenroos et al. 2018).
Die Verwendung von Regionalanästhesien in der Behandlung von Tibiafrakturen ist riskant und sollte unterbleiben (Stenroos et al. 2018). Die Lagerung des Beins erfolgt in Herzhöhe.
Jedes klinisch oder mittels Kompartmentdruckmessung (Abb. 3) diagnostizierte Kompartmentsyndrom wird auch im Kindesalter mit notfallmäßiger Fasziotomie behandelt (Stenroos et al. 2018). Unbehandelt führt das Kompartmentsyndrom am Unterschenkel zu massiven Funktionsstörungen des Fußes und mitunter vorzeitigem Wachstumsfugenverschluss (Stenroos et al. 2018).
Kompartmentspaltung
Das Kompartmentsyndrom am Unterschenkel kann im Wachstumsalter in Abhängigkeit von der Energie des Traumas 1,5–65 Stunden nach dem Unfall auftreten (Ferlic et al. 2012). Ältere Kinder mit einem Körpergewicht über 50 kg, Kinder nach Verkehrsunfällen sowie Kinder mit Mehrfragmentfrakturen oder primären neurologischen Ausfällen entwickeln häufiger ein Kompartmentsyndrom nach Markdrahtschienung von Tibiafrakturen (Abb. 4; Pandya et al. 2011; Pandya 2017).
Die operative Faszienlogenspaltung ist auch im Kindesalter die einzige mögliche Behandlungsoption bei Kompartmentsyndrom (Abb. 4). Ziel der Kompartmentspaltung ist es, einen normalen Gewebedruck in allen 4 Logen des Unterschenkels zu erreichen und zu halten (Mc-Queen und Court-Brown 1996; Tiwari et al. 2002; Vandervelpen et al. 1992; Whitesides et al. 1975).
Grundsätzlich gibt es 2 Zugänge am Unterschenkel zur Kompartmentspaltung. Entweder werden alle 4 Kompartimente von lateral eröffnet oder 2 von lateral (Fußheber, Peronaeusloge) und 2 von medial (oberflächliche und tiefe Wadenloge). Wir empfehlen die Spaltung über 2 Inzisionen, da eine Kompartmentspaltung im Kindesalter viel seltener vorkommt als im Erwachsenenalter und die beidseitige Inzision technisch und anatomisch einfacher durchzuführen ist.
Die Entlastung der Fußheber und Peronaeusloge wird durch eine laterale Inzision, die vom Fibulaköpfchen bis zur Außenknöchelspitze reicht, vorgenommen. Medial wird 1 cm hinter der Schienbeinhinterkante inzidiert. Bei zusätzlichem Fußkompartimentsyndrom wird die laterale Inzision nach distal vorne zwischen beide Knöchel ziehend in Richtung Fußrücken verlängert (Abb. 5). Es wird die Faszie über dem M. tibialis anterior aufgesucht und langstreckig bis nach distal inzidiert. Anschließend wird die Faszie des M. peronaeus longus aufgesucht. Dort wird wiederum eine langstreckige Inzision zur Entlastung der Peronaeusloge gesetzt.
Der N. peronaeus superficialis läuft im Septum und zieht dann subkutan nach vorne und muss geschont werden (Abb. 6).
Zwischen diesen Muskellogen findet sich das Septum zwischen den Mm. tibialis anterior/extensor digitorum longus ventral und den Mm. peronaei lateral. Das Septum zieht zur Fibulavorderkante. Die Entlastung der Flexorenlogen erfolgt von medial. Die Hautinzision wird entlang der medialen Tibia(hinter)kante vorgenommen. Anschließend erfolgt die Faszienspaltung dorsal der V. saphena magna und des N. saphenus.
Die Nachbehandlung erfolgt in zwei- bis dreitägigen „Second-look“-Operationen und schrittweisem Wundverschluss. Wir legen routinemäßig Epigard oder Vakuumverbände an und verzichten auf Korsettnähte. Ein Hautverschluss sollte innerhalb von 2 Wochen erzielbar sein, ansonsten wird ein Hauttransplantat zum Wundverschluss verwendet. Die funktionellen Nachuntersuchungsergebnisse nach rechtzeitiger Spaltung des Kompartmentsyndroms im Wachstumsalter sind sehr gut (Ferlic et al. 2012).

Radiologische Abklärung von Frakturen im Unterschenkelbereich

Die konventionelle Röntgenaufnahme in 2 Ebenen mit Darstellung der angrenzenden Gelenke ist bei bestehenden klinischen Beschwerden ausreichend. In seltenen Fällen ist eine gezielte Aufnahme (Zentralstrahl) des Sprunggelenks erforderlich, wenn die Fraktur bis in die Epiphysenregion der Knochen einstrahlt. Ein Problem kann die nicht zur Darstellung kommende Toddler-Fraktur sein (vgl. Abb. 1). Man sollte dabei die Diagnose nicht radiologisch erzwingen, sondern die Extremität ausreichend ruhigstellen und nach 10 Tagen eine klinische und ggf. eine radiologische Kontrolle durchführen.
Beim klinischen Verdacht auf eine Stressfraktur im Schulalter und in der Adoleszenz ist die MRT Methode die Wahl zur Diagnosesicherung (Patel et al. 2018).

Therapie

Therapeutisch ist es sinnvoll, die isolierte Tibiafraktur von den Unterschenkelbrüchen zu differenzieren.

Isolierte Tibiafraktur

Meist handelt es sich dabei um Drehbrüche (90 %), die einen schrägen bzw. spiralförmigen Frakturverlauf aufweisen. Quer- und Grünholzfrakturen kommen seltener vor.
Dislozierte Querbrüche sind immer Ausdruck einer direkten Krafteinwirkung auf den Unterschenkel. Bei intakter Fibula ist die Varusfehlstellung durch Verkürzung der tibialen Fraktur die häufigste primäre und sekundäre Fehlstellung. Zusätzlich kann sich die Fraktur in eine Rekurvation verschieben. Diese kann zusätzlich in Kombination mit einer Rotationsfehlstellung vorkommen. Das Ausmaß der initialen Dislokation korreliert mit der Frakturform, z. B. Ausbruch eines kompletten Drehkeils mit stärkerer Dislokation (Yang und Letts 1997).
Therapieziel ist es, eine bestehende Varus-Rekurvations oder Rotationsfehlstellung zu beseitigen und in weiterer Folge zu verhindern. Bei langen Schrägfrakturen darf die Verkürzung bei über 10 Jahre alten Kindern maximal 5 mm betragen (Chiu et al. 1996; Coles und Gross 2000; Sim 1991; Teitz et al. 1980).

Konservative Therapie ohne Reposition

Zur Konservativen Therapie ohne Reposition siehe Abb. 7.

Primäre Anlage eines Oberschenkelspaltgipsverbands oder einer Gipsliegeschale

Bei nicht oder wenig verschobenen Frakturen (<10° Angulation, maximal 5 mm Verkürzung) wird primär ein Oberschenkelspaltgipsverband angelegt. Beim Anmodellieren des Gipses wird die Fraktur „gegen Varus“, also in Valgusrichtung, und gegen eine Rekurvation gehalten, um einer sekundären Dislokation entgegenzuwirken. Bei Tibiafrakturen im mittleren und distalen Tibiadrittel und intakter Fibula ist mit einer Tendenz zur Bildung einer Rekurvationsstellung zu rechnen (Raducha et al. 2019). Der initiale Gips sollte eine mäßige Plantarflexion im Sprunggelenk aufweisen, um einer iatrogenen induzierten Rekurvationsfehlstellung entgegenzuwirken (Mashru et al. 2005).

Primäre Anlage eines geschlossenen, gut gepolsterten Oberschenkelgipsverbands

Gering dislozierte Frakturen mit geringer Schwellung bei unter 12 Jahre alten Kindern können auch mit einem gepolsterten geschlossenen Gipsverband versorgt werden, sofern eine verlässliche Überwachung gewährleistet ist und eine Nachkontrolle am Folgetag erfolgt.
Keine primär geschlossenen Gipsverbände anlegen bei
  • psychomotorisch retardierten Kindern,
  • Kindern mit Hochrasanztraumata und
  • Kindern mit reduzierter Compliance.
Kinder mit sichtbarer Unterschenkelschwellung oder initial festgestellten neurologischen Auffälligkeiten sollten mit Spaltgips oder Gipsliegeschalen behandelt werden.

Ambulante oder stationäre initiale Überwachung von Kindern mit Unterschenkelbrüchen

Unter 12 Jahre alte Kinder mit minimal verschobenen isolierten Tibiafrakturen, die nur eine geringe Schwellung des betroffenen Unterschenkels zeigen, bei denen eine gute Überwachung durch die Eltern anzunehmen ist, deren Schmerzen gut behandelbar sind und deren Mobilisation nicht problematisch erscheint, können ohne stationären Aufenthalt nach Hause entlassen werden, nachdem eine Gipsanlage in Form eines gespaltenen Gipsverbands oder einer dorsalen Oberschenkelgipsliegeschale erfolgt ist (Malhotra et al. 2015). Eine zeitnahe Nachkontrolle sollte dabei obligat erfolgen und ein Gipsmerkblatt für die Familie erklärt und mitgegeben werden.
Bei starker Schwellung ist die initiale Anlage einer dorsalen Gipsliegeschale oder eines einfach oder zweifach gespaltenen Oberschenkelgipsverbands erforderlich (Raducha et al. 2019). Kinder mit ausgeprägter Schwellung des betroffenen Unterschenkels sollten 1–2 Tage stationär aufgenommen werden, und das Bein sollte gekühlt, etwas hochgelagert und hinsichtlich Kompartmentsyndromentwicklung überwacht werden (Raducha et al. 2019).
Ältere Kinder und Jugendliche, Kinder mit Tibiafrakturen und begleitender Fibulafraktur, Kinder mit Hochrasanztraumata, starken Schmerzen, starker Unterschenkelschwellung oder initialen motorischen oder sensiblen Ausfällen und Kinder mit offenen Frakturen sollten immer stationär aufgenommen und das Bein gekühlt, etwas hochgelagert und hinsichtlich Kompartmentsyndromzeichen überwacht werden (Malhotra et al. 2015)

Nachträgliche Gipsspaltung

Besteht die Notwendigkeit, einen geschlossenen Kunststoff- (Softcast, Scotchcast) oder einen Fiberglasgipsverband zu spalten, muss der Spalt mindestens um 9 mm aufgeweitet und offen gehalten werden, damit eine optimale Entlastungswirkung erreicht wird. Ein komplettes Spalten des darunterliegenden Polsterungsmaterials bis zur Hautoberfläche reduziert ggf. den Druck noch weiter (Bauer und Lovejoy 2019).

Gipskeilung

Kommt es innerhalb der ersten Behandlungswoche zur sekundären Varus- oder Rekurvationsfehlstellung, wird der Gips handbreit proximal der Fraktur gekeilt. Eine Gipskeilung sollte jedoch nur angewandt werden, wenn die zu korrigierende Fehlstellung unter 15° liegt (Patel et al. 2018).
Dazu wird der zirkularisierte Gipsverband nach zirkulärer Scotchcast-Verstärkung an der geplanten Keilungsstelle an der konkaven Seite der Fehlstellung (bei Varus medial!) quer teildurchtrennt (ca. 80 % der Zirkumferenz) und die so entstandenen Ränder gespreizt. Die Keilung erfolgt ohne Narkose etwa am 10. Tag nach dem Unfall (Mashru et al. 2005). In den so geschaffenen Spalt wird ein passender elastischer Kunststoff- oder Korkkeil eingebracht. Die Keilung erfolgt bis knapp zur Schmerzgrenze, Schmerzen nach der Keilung sind ungewöhnlich und erfordern eine Gipsabnahme. Die Familie muss darüber aufgeklärt werden, dass dies nach der Keilung zu Hause auftreten kann. Abschließend wird der Bereich durch zirkuläre Gipstouren „repariert“. Alternativ kann nach 10 Tagen auch umgegipst werden. Unter Analgosedierung lassen sich diese Frakturen vorsichtig nachreponieren und im Gips korrekt retinieren (Abb. 8; Shannak 1988).

Konservative Therapie mit Reposition

Die überwiegende Zahl von Tibiaschaftbrüchen im Wachstumsalter kann mit sehr gutem Ergebnis konservativ behandelt werden (Gordon und O’Donnell 2012). Dabei werden Oberschenkelgipsverbände mit 3-Punkt-Abstützung oder die Sarmiento-Gipstechnik anwendet (Gordon und O’Donnell 2012). Nur selten muss aufgrund einer ausgeprägten Rotations- oder Varus-Rekurvations-Fehlstellung initial die Indikation zur Reposition in Narkose gestellt werden. Dies ist bei den seltenen dislozierten Querfrakturen der Fall.
Auch bei initial gutem Repositionsergebnis kann es durch neuerliche Verkürzung zur sekundären Dislokation bei Vorliegen eines kompletten Drehkeils kommen. Die Röntgenkontrolle am Ende der ersten Woche ist obligat (Abb. 9). Adoleszente mit Tibiafrakturen zeigen besonders bei begleitender Fibulafraktur oder initialer Verschiebung in der Sagittalebene eine hohe Rate an nachfolgenden Fehlstellungen, sodass bei bis zu 40 % dieser Patienten nach initialer Gipsruhigstellung der Verfahrenswechsel hin zu einer operativen Fixation nötig werden kann (Raducha et al. 2019).
Klinische erkennbare Rotationsfehler werden in keinem Alter toleriert. Bei Kindern <10 Jahren können Varusfehler bis 10°, Valgusfehlstellungen bis 5°, und Re- und Antekurvationsfehlstellungen bis 10° toleriert werden. Verkürzungen sollten 5 mm nicht überschreiten (Varusfehlstellung bei intakter Fibula; Breitfuss et al. 1991; v. Laer et al. 1989; Marti und Besselaar 1991).
Auch Tibiafrakturen von Adoleszenten können sehr sicher und mit gutem Ergebnis konservativ behandelt werden, sofern nicht offene Frakturen, massive Schwellungen, segmentale Frakturformen, Mehrfachverletzungen, eine Floating-Knee-Verletzung oder nicht akzeptable Fehlstellungen (beispielsweise >10° Varusstellung der Tibia bei intakter Fibula) vorliegen oder sehr große oder übergewichtige Kinder eine langwierige und schwierige Gipsbehandlung erwarten lassen (Ho 2016).

Sarmiento-Gips- oder Sarmiento-Brace-Behandlung älterer Kinder und Jugendlicher

Auch heute noch werden bei Jugendlichen die auf Sarmientos Erfahrung basierenden Grenzwerte der maximalen Fehlstellungswerte für die konservative Behandlung von Tibiafrakturen als gültig angesehen (Sarmiento 2000; Wheeless III 2012):
  • Maximal 5° Angulation in der Koronarebene
  • 10–15° in der Sagittalebene
  • <50 % Verschiebung
  • <10–15 mm Verkürzung
Allerdings müssen Adoleszente und ihre Familien informiert werden, dass die nichtoperative Behandlung von Tibiaschaftbrüchen eine Tragedauer des Gipses oder von Braces über 2 bis >3 Monate bedingen kann (Ho 2016; Ho et al. 2015).
Im Falle einer ausgeprägteren Weichteilschwellung, nach Repositionen oder bei ausgeprägten Schmerzen wird eine stationäre Aufnahme für 48 Stunden zur Weichteilkontrolle und zur Schmerzbehandlung empfohlen, und auch nach der Spitalsentlassung wird zu einer weiteren Hochlagerung des verletzten Beins geraten (Ho 2016). Kommt es nach 7–12 Tagen zu einer Zunahme der Fehlstellung, kann eine Gipskeilung unter Analgesie und Inhalation eines Lachgas-Sauerstoff-Gemisches die Frakturstellung verbessern (Ho et al. 2015).
Ho et al. (2015) zeigten, dass die konservative Behandlung von Tibiaschaftfrakturen adoleszenter Mädchen (mittleres Alter: 11,8 Jahre; Bereich: 10–18 Jahre) und adoleszenter Knaben (mittleres Alter: 13,8 Jahre; Bereich: 12–18 Jahre) bei 21 % der Jugendlichen eine Gipskeilung oder einen Gipswechsel wegen ungünstiger Frakturstellung der Tibiafraktur zur Korrektur erfordern. Insgesamt 4 % der konservativ behandelten Jugendlichen wurden wegen Zunahme der Frakturfehlstellung sekundär operativ behandelt (Ho et al. 2015).

Operative Behandlung

Häufigste Operationsindikation ist ein begleitender geschlossener oder auch offener (Levy et al. 1997; Song et al. 1996) Weichteilschaden, der eine Gipsbehandlung verbietet oder sogar eine Kompartmentspaltung notwendig macht. In diesen Fällen verwenden wir den unilateralen, anteromedial montierten Fixateur externe, der auch eine rasche Belastung ermöglicht (Jones und Duncan 2003).
Bei der operativen Therapie werden keine oder maximal 5° Achsenfehler toleriert, wobei eine Distraktion der Fraktur vermieden werden muss.
Canavese et al. (2016) untersuchten die konservativen und operativen Behandlungsergebnisse von isolierten Tibiaschaftfrakturen ohne begleitende Fibulafraktur bei 8- bis 11-jährigen Kindern. Sie verglichen dabei die konservative Gipsbehandlung (56 Kinder) mit einer operativen Stabilisation mittels elastisch stabiler Markraumschienung (ESMS; 26 Kinder) und fanden keine Unterschiede im radiologischen oder funktionellen Outcome. Allerdings war die Immobilisationszeit für die gipsbehandelten Kinder mit 10,3 ± 1,7 Wochen deutlich länger als für die mittels ESMS behandelten Kinder (6,6 ± 3,2 Wochen; Canavese et al. 2016).
Die Analyse der Daten von 24,166 Kindern mit Tibiafrakturen, die im Rahmen der amerikanischen „The Healthcare Cost and Utilization Project Kids’ Inpatient Database“ von 2000–2012 erhoben wurden, ergab einen Anstieg der operativen Versorgung von 57,3 % auf 74,3 % in diesem Zeitraum (Kleiner et al. 2019). Die Zunahme operativ behandelter Tibiabrüche von Kindern war besonders in der Altersgruppe der 5- bis 9- jährigen Kinder mit einem Anstieg von 23 % im Jahr 2000 auf 46 % im Jahr 2012 sehr ausgeprägt (Kleiner et al. 2019).
Für die ESMS mit Titandrähten am Unterschenkel wurden anfangs von der Arbeitsgruppe um Prof. Jean Prevot aus Nancy als Grenzen der Anwendung bei Kindern ein Körpergewicht von maximal 50 kg und ein Alter von maximal 12 Jahren empfohlen (Lascombes 2014).
Goodbody et al. (2016) konnten in einer retrospektiven Kohortenstudie von Tibiaschaftfrakturen von Kindern mit einem mittleren Gewicht von 50,2 kg (Bereich: 21–122 kg) und einem mittleren Alter von 12,1 Jahren (Bereich: 6–16 Jahre) zeigen, dass sich sowohl die Rate fehlverheilter Frakturen als auch die Heilungszeit nicht signifikant unterschieden zwischen den Gruppen der Kinder mit einem Gewicht ≥50 kg und <50 kg oder der Gruppe mit einem Alter von ≥14 Jahren im Vergleich zur Gruppe mit einem Alter von <14 Jahren.
Bei Jugendlichen mit Epiphysenfugen, die sich bereits schließen, kann über eine intramedulläre Marknagelung, wie sie bei Erwachsenen durchgeführt wird, nachgedacht werden, da die Immobilisationsdauer bei konservativer Therapie nicht unerheblich ist und Achsenfehlstellungen in keiner Weise akzeptiert werden dürfen. Nach Einbringung eines intramedullären rigiden Marknagels werden jedoch bei infrapatellarer Nageleinbringung bei rund 20 % der Patienten nachfolgende Kniegelenksschmerzen im vorderen Kniebereich beschrieben (Kinney et al. 2016).

Unterschenkelschaftbruch

Durch gleichzeitigen Bruch des Schien- und Wadenbeins steigt der Instabilitätsgrad an. Zwar fällt die Tendenz der isolierten Tibiafraktur zur Varusfehlstellung weg, dafür sind aber Fehlstellungen in allen anderen Richtungen häufiger. Ein wesentlicher Bestandteil der Therapieplanung besteht im initialen Abschätzen und Festlegen des Instabilitätsgrades der Verletzung (Flynn et al. 2003). Die Instabilitätskriterien sind:
  • Dislokation der Tibia um Schaftbreite oder mehr
  • Bruch beider Knochen auf gleicher Höhe
  • Primäre Verkürzung der Tibia um 1 cm oder mehr
Als stabil gilt ein Biegungs- oder Wulstbruch der Fibula, die in diesem Fall als Stabilisator fungieren kann.

Indikationen zur operativen Frakturstabilisation

Als akzeptierte Indikationen für operative Stabilisation von Tibiafrakturen bei über 3 Jahre alten Kindern gelten die offene Fraktur, eine Floating-Knee-Verletzung, ein Kompartmentsyndrom und die fehlgeschlagene Behandlung mit Reposition und Gipsanlage.
Begleitverletzungen bestimmen die Therapieplanung mit (Polytrauma und gleichseitige Oberschenkelbruch; Gordon und O’Donnell 2012). Für die Behandlung eines Kompartmentsyndroms und einer Weichteilverletzungen im Rahmen offener Frakturen gelten die gleichen Kriterien wie bei Frakturen im Erwachsenenalter (Jones und Duncan 2003; Jubel et al. 2004; Prevot et al. 1993; Sim und Schaden 1990). Neben dem Instabilitätsgrad wird das geeignete Therapieverfahren von der Weichteilsituation mitbestimmt.

Erstversorgung von offenen Unterschenkelfrakturen

Offene Frakturen im Wachstumsalter erfordern eine unverzügliche Antibiotikagabe. Offene Frakturen mit Hautdurchspießung durch ein Frakturfragment („Inside-out“-Typ einer offenen Fraktur ersten Grades) benötigen meist kein ausgiebiges Wunddebridement im Gegensatz zu offenen Frakturen vom Typ II und III (Rodríguez-Merchán 2005).
Zweit- und drittgradig offene Frakturen erfordern häufige Wundkontrollen und Gipswechsel, und die damit einhergehenden Veränderungen der Frakturposition können bei konservativer Therapie zu einer höheren Rate von verzögerten Bruchheilungen und Pseudarthrosen führen (Robertson et al. 1996).
Bei im Mittel 12-jährigen Kindern mit offenen Frakturen, Kindern mit Polytrauma, Kompartmentsyndrom, Repositionshindernissen und sekundären Fehlstellungen ergab die Behandlung mit offener Reposition und Stabilisation mit Platten oder Platten- und Schraubenosteosynthese eine höhere Rate an anatomischen Repositionsergebnissen, kürzeren Gipsimmobilisationszeiten (7 gegenüber 10 Wochen), jedoch mehr Nachoperationen und eine höhere Rate an Wundkomplikationen im Vergleich zu mit Markschienen behandelten Kindern (Pennock et al. 2017).

Antikoagulation im Wachstumsalter

Es existiert keine klare Evidenz für die Anwendung einer Antikoagulation nach Versorgung von Schienbein- oder Unterschenkelbrüchen im Kindes- und Jugendalter (Rickert et al. 2018). Bei familiärer Thrombose- oder Blutungsanamnese, Pubertätsstadium 5 nach Tanner (Tanner 1962) oder ausgeprägter Adipositas ist eine Rücksprache mit pädiatrischen Hämostasiologen günstig.

Konservative Therapie ohne Reposition

Alle unverschobenen Frakturen können konservativ behandelt werden. Alle primär als stabil eingeschätzten Brüche werden unter exakter Kontrolle der Rotation mit einem Oberschenkelspaltgips versorgt. Nach Anlegen des Gipsverbands erfolgt in jedem Fall eine Röntgenkontrolle nach 7–10 Tagen, um eine sekundäre Dislokation auszuschließen. Bei einer inakzeptablen Stellung muss die Fraktur entsprechend gekeilt, umgegipst oder operativ versorgt werden. Bestehen nach einer Woche Bedenken hinsichtlich einer weiteren nachfolgenden Dislokation, kann eine wöchentliche Nachkontrolle bis zur dritten Woche mit Röntgenstellungskontrollen notwendig werden (Yang und Letts 1997).

Klinischer Hinweis

Verkürzungen von maximal 1 cm werden bis zum 10. Lebensjahr toleriert, solange keine Seit-zu-Seit-Verschiebung der Tibia um >50 % vorliegt, wie dies gelegentlich bei langen Schrägfrakturen der Fall sein kann. Varusfehlstellungen bis zu 10° können belassen und am 10.–12. Tag durch Gipskeilen oder Umgipsen korrigiert werden. Valgus- und Rotationsfehler >5° werden nicht toleriert. Bei älteren Kindern wird die achsengerechte Stellung auch in der Frontalebene angestrebt. Für Ante- und Rekurvation gilt eine Toleranzgrenze von jeweils 10°.
Nach dem Gipskeilen/Umgipsen erfolgt in jedem Fall eine Röntgenkontrolle. Die Keilung braucht einige Tage bis sie sich die Korrektur endgültig einstellt. In unserem Hause werden Keilungen erst nach einer Woche radiologisch überprüft. Sollte nach der Reposition durch Keilen am Ende der ersten 10 Tage keine Verbesserung der Frakturstellung erzielt werden, muss das Therapiekonzept überprüft werden. Wir empfehlen in dieser Situation, die komplette Unterschenkelfraktur definitiv durch eine Osteosynthese zu versorgen, um weitere sekundäre Stellungskorrekturen zu vermeiden.

Konservativ mit Reposition

Primär instabile Frakturen werden im Operationssaal in Narkose reponiert. Auf jeden Fall muss es gelingen, eine bestehende Seit-zu-Seit-Verschiebung der Tibia um >50 % Schaftbreite bei Querfrakturen zu reponieren. Gelingt dies geschlossen, wird die Stabilität bezüglich der Seit-zu-Seit-Redislokation beurteilt. Gelingt es weiterhin, die oben genannten Fehlstellungstoleranzwerte zu unterschreiten und die Fraktur zu „verzahnen“, lässt sich die Fraktur in der Regel gut im Oberschenkelgipsverband halten. Ein konservatives Vorgehen ist nur dann indiziert, wenn keine dieser Fehlstellungen wieder im vorbestehendem Ausmaß auftritt, da es im Gipsverband nur möglich ist, die Achsen um einen Fixpunkt (Fraktur) zu halten. Als Grundregel gilt, dass das Erzielen eines ausreichend stabilen Fixpunktes bei Querfrakturen prinzipiell möglich ist.
Je steiler der Frakturverlauf und je höher die Anzahl der Fragmente ist, umso unwahrscheinlicher wird es, einen derartigen Fixpunkt zu erhalten und die Fraktur erfolgreich konservativ behandeln zu können.

Operatives Vorgehen

Eine absolute Operationsindikation besteht für die folgenden Frakturen:
  • Alle geschlossenen instabilen Unterschenkelfrakturen
  • Irreponible und nicht retinierbare Frakturen
  • Alle offenen Frakturen Typ II oder III
  • Frakturen mit behandlungsbedürftigen Weichteilschäden (Jones und Duncan 2003; Vinz und Kurz 1980); wenn der Weichteilschaden außer einer Naht keine weitere Behandlung erfordert, kann konservativ vorgegangen werden
  • Bei instabiler Fraktur und Kompartmentsyndrom (Stabilisation mit Fixateur externe oder ESMS)
Eine relative Indikation zur Osteosynthese besteht bei:
  • Frakturen, bei denen eine sekundäre Korrektur oder ein Gipswechsel nach 8–10 Tagen wahrscheinlich ist
  • Frakturen bei schwerem Schädel-Hirn-Trauma oder Polytrauma sowie Kettenfrakturen („floating knee“; Bhandari et al. 2003; Letts et al. 1986; Teitz et al. 1980; Abb. 10 und 11) (Alter >14 Jahre); dies gilt ferner für alle Frakturen bei Jugendlichen, um diesen die lange Gipsruhigstellung und die häufig notwendigen sekundären Nachrepositionen zu ersparen; dies kann nur in Absprache und nach ausführlicher Aufklärung über die möglichen Komplikationen erfolgen (Court-Brown et al. 2003; Abb. 12)
Auf die Darstellung der konservativen Therapie durch Dauerzug (Extension) wird an dieser Stelle verzichtet, da diese Therapieform nicht mehr durchgeführt oder empfohlen wird. Sie ist Ausnahmesituationen bei kreislaufinstabilen schwer verletzten Patienten, die keiner Narkose zugänglich sind, vorbehalten.
Ergibt sich die Indikation zur Operation, weil es nicht möglich ist, die Fraktur zu reponieren oder ausreichend sicher zu retinieren, wird in der Literatur die elastische Schienung des Markraums durch 2 vorgespannte, elastische intramedulläre Drähte empfohlen (Ando und Yamaji 2000; Court-Brown et al. 2003; Dietz et al. 1997; Flynn et al. 2003; Huber et al. 1996; Rehli und Slongo 1991; Schmittenbecher 2001; Schmittenbecher und Dietz 1995; Teitz et al. 1980; Till et al. 2000; Vara-Thorbeck et al. 1989).

Intramedulläre Markraumschienung (ESMS)

Indikation: Quer- und kurze Schrägfrakturen im mittleren Schaftdrittel sowie quere Etagenfrakturen. Die Grenzen des Verfahrens sind einerseits durch den Frakturtyp und andererseits durch das Patientenalter gegeben. Metaphysäre Brüche stellen ebenso Grenzindikationen dar, wie Frakturen mit längerer Trümmerzone und mehreren Fragmenten. Erreichen die Kinder das 12. Lebensjahr, kann besonders bei höherem Körpergewicht (über 50 kg) mit dieser Methode keine sichere belastungsstabile Retention erreicht werden. Die ESMS Versorgung von Tibiaschaftbrüchen von Kindern mit einem Körpergewicht >50 kg zeigt in einer Reviewstudie von Andreacchio et al. (2019) eine Komplikationsrate von 29,6 %.
Entweder findet dann eine Fixateur-externe-Anlage primär statt, oder es wird zusätzlich ein Fixateur zur Stabilisation für 3 Wochen appliziert. In manchen Fällen reicht es, die Extremität über 2–3 Wochen zu entlasten.
Bei Verwendung von 2 gegenläufig C-förmig gebogenen Titanmarkraumschienen, die auf 3-fachen Markraumdurchmesser (an der engsten Markraumstelle gemessen) vorgebogen wurden, oder durch Verwendung von EndCaps kann ein Zurückrutschen der Titanschienen mit nachfolgender Hautirritation verhindert werden (Chen et al. 2016; Slongo et al. 2011).
Zeigt sich die Fraktur nach Durchführung der Markraumschienung nicht ausreichend stabil, kann die zusätzliche Anlage eines gespaltenen Oberschenkelgipsverbands vor allem die Rotationsstabilität verbessern (Economedes et al. 2014). Alternativ kann eine Verriegelung durchgeführt werden (Madan und Blaeway 2002; Berger et al. 2016).
Die Drähte können sowohl antegrad als auch retrograd eingebracht werden, wobei selbstverständlich eine Verletzung der Epiphysenfugen und der proximalen Apophyse (Tuberositas tibiae) zu vermeiden ist.
  • Vorteile: Schnellere Belastbarkeit der Extremität, die Beurteilung der Weichteile ist zu jedem Zeitpunkt möglich.
  • Nachteile: Mögliche Drucksteigerung durch intramedulläres Bohren in den Kompartmentlogen. Um das Einbluten möglichst gering zu halten, sollte der Zugang nur locker adaptierend genäht und ggf. ein Drain eingelegt werden (ohne Sog!). Zweiteingriff zur Entfernung der Implantate.
  • Kontraindikationen: Im distalen bzw. proximalen Drittel des Schaftes gelegene Frakturen, zweit- und drittgradig offene Frakturen sowie bei Kompartmentsyndrom.
  • Anästhesie: Allgemeinnarkose (nur bei Jugendlichen kann die Spinalanästhesie angewendet werden).
  • Antibiose: Bei Operationen über 1,5 Stunden verabreichen wir eine „Single-shot“-Antibiotikumtherapie, bei offenen Frakturen wird das Antibiotikum für 3 Tage verabreicht, ggf. nach Klinik entsprechend länger.
  • Lagerung (Abb. 13): Rückenlagerung, wobei das Knie mit einem Kissen unterpolstert wird. Insgesamt wird das Bein frei beweglich (Knie- und Sprunggelenk müssen zugänglich sein) abgewaschen. Eine Blutsperre ist nicht notwendig.
  • Implantate: Die Stärke der Schienen ist dem Markraumdurchmesser anzupassen, wobei der Implantatdurchmesser einer Markraumschiene ein Drittel des Markraumdurchmessers in Schaftmitte im Röntgenbild an der engsten Stelle betragen sollte (Dietz et al. 1997). Die Drähte werden in 2 Ebenen vorgebogen und von medial und lateral in den Markraum eingebracht. Dadurch entsteht für jeden Draht eine 3-Punkt-Abstützung, wodurch sich eine belastungsstabile Osteosynthese ergibt, da die Drähte gegenläufig im Markraum zu liegen kommen.
  • Zugang: Mediale und laterale Inzisionen an der proximalen Tibiametaphyse. Es darf nicht zu proximal und vorne eingegangen werden, da sonst durch die Form des Tibiakopfes die Drähte nur noch passiv nach distal laufen und die Wachstumsfuge der proximalen Tibia, die vorne in die Tuberositas tibiae verläuft, gefährdet wird. Sie sollten also idealerweise erst im Schaftbereich die Gegenkortikalis berühren. Weiterhin ist es wichtig, dass beide Schienen gleich gebogen, gleiche Stärke und in gleicher Höhe platziert werden. Nach Setzen der Inzision, die in Höhe der Tuberositas tibiae liegt und jeweils 2 Fingerbreit lateral und medial erfolgt, werden mit der Schere die Weichteile bis zum Knochen aufgespreizt. Setzen des Pfriems. Das Bohrloch sollte in einem Winkel von 40–60° zur Schaftachse der Tibia verlaufen. Beide Eintrittspunkte sollten auf gleicher Höhe liegen. Einbringen der Drähte, wobei mit dem Handgriff oder mit dem Einschlagwerkzeug die Schienen unter kleinen hin und her drehenden Bewegungen vorangeschoben werden. Unter Bildwandlerkontrolle wird die Fraktur aufgefädelt und die Schienen bis in die distale Tibia eingebracht (Abb. 14 und 15). Die Schienen sollten unmittelbar vor der distalen Wachstumsfuge platziert werden (Abb. 16).
Da der Tibiaquerschnitt dreieckig ist, kann zur Erhöhung der Stabilität ein dritter Nagel mittig platziert werden. So kann eine zusätzliche Fixateur-externe-Anlage oder Gipsanlage vermieden werden (Abb. 17). Weiterhin sind Nägel aus Titan besser geeignet.
Anschließend werden in unserer Klinik alle Schrägfrakturen (über 30° Anstieg zur Horizontalen) oder Frakturen mit Biegungskeil bzw. Defektzone proximal verriegelt, um Übungsstabilität zu erreichen (Berger et al. 2016; Slongo et al. 2011). Entsprechendes Kürzen der Drähte ist wichtig, um eine sekundäre Hautperforation an den Einschlagstellen zu verhindern.
Ist es schwierig, den Bruchbereich geschlossen exakt zu reponieren und um die Drähte einzubringen, stehen verschiedene Problemlösungsmöglichkeiten zur Auswahl (Abb. 18).
Eine noch höhere Stabilität einer elastisch stabilen Markraumschienung bei Tibiaschaftfrakturen mit begleitenden Fibulafrakturen kann mit einer Quadruple-Schieneneinbringung erreicht werden (Bauer et al. 2017). Dabei wird der Markraum im Tibiaschaftbereich mit 4 Markschienen ausgefüllt und ein Effekt wie bei einer Bündelnagelung erzielt. Eine postoperative Gipsanlage erübrigt sich dabei, und die Technik weicht von der herkömmlichen ESMS-Technik nur durch die doppelte Zahl eingebrachter Markschienen ab (Bauer et al. 2017).
Bei Frakturen im distalen Schaftbereich und in der Übergangszone des distalen Tibiaschaftes zu Metaphyse (Frakturen entsprechend 42-D und 42-M der AO Klassifikation) kann es mitunter sehr schwierig sein, eine Angulation der Fraktur nach geschlossener Reposition sicher in korrekter Stellung stabil zu retinieren, wenn der distale Kreuzungspunkt der elastischen Markraumschienen in Frakturhöhe zu liegen kommt. Abhilfe kann hier die divergierende Einbringung von nicht vorgebogenen Markschienen von proximal her leisten („divergent intramedullary nailing“, DIN). Dabei kreuzen die Markschienen nur im proximalen Schaftbereich der Tibia und verlaufen in Schaftmitte und distal parallel, ohne sich ein zweites Mal zu überkreuzen (Harly et al. 2019). Die DIN-Technik mit nur einem proximalen Schienenkreuzungspunkt scheint geeignet, Varus- und Valgusstellungen distaler Tibiaschaftbrüche sicherer zu verhindern als in konventioneller ESMS-Technik eingebrachte Markraumschienen, die einen proximalen und einen distalen Markschienenkreuzungspunkt aufweisen. Zusätzlich zur DIN-Stabilisation wird in der ersten Woche eine Oberschenkelgipsliegeschale angelegt, um die Weichteile gut überwachen zu können. Dann wird ein Unterschenkelgipsverband für 6 Wochen angelegt, und in diesem Zeitraum wird eine vollständige Entlastung empfohlen. In einer kleinen Fallserie von 13 Patienten mit distalen Unterschenkelschaftbrüchen konnten mittels DIN Valgus- und Varusfehlstellungen von weniger als 3° als Ausheilungsergebnis bei allen Kindern erzielt werden (Harly et al. 2019).
Zuletzt erfolgen der Wundverschluss sowie die Anlage eines transparenten Pflasterverbands. Postoperativ werden Kinder, die keine Oberschenkelgipsschiene erhalten haben, in einer Schaumstoffschiene gelagert, größere Kinder hingegen auf einer CPM-Schiene. Diese Kinder werden entsprechend den Schmerzen mobilisiert.

Tipps und Tricks

Der Assistent sollte die Schiene während des Einschlagens mit der Hand führen, um die Vibrationen des Implantats und ein Abknicken der Schiene beim Einschlagen zu verhindern.
Eine korkenzieherartige Schieneneinbringung ist zu vermeiden, da es dabei zu einem Stabilitätsverlust kommt (Abb. 19).
Proximal müssen die Schienen ausreichend mit Weichteilgewebe bedeckt sein, sonst kommt es zu sekundären Hautperforationen oder Hautirritationen durch die Drahtenden nach Abschwellung der Weichteile.
Bei der Reposition kommen verschiedene Techniken zur Anwendung. Manche Frakturen sind leichter unter Zug zu reponieren. Falls ein Druck bzw. Gegendruck in Frakturhöhe erzeugt werden muss, kann bei der Durchleuchtung anstelle der Hände ein Holzhammer (strahlendurchlässig) proximal oder distal der Fraktur platziert werden.
Bei Operationsende erfolgt manuell das Stauchen der Fraktur, da eine Distraktion vermieden werden sollte. Dabei kann es zum Zurückrutschen und sogar zur Perforation der Drähte kommen. Diese müssen dann korrekt gekürzt werden. In solchen Fällen ist die proximale Verriegelung ein Vorteil.
Ist die Frakturstabilität nach ESMS nicht ausreichend, kann die zusätzliche postoperative Anlage eines Oberschenkelgipsverbands mit 20° Beugestellung im Kniegelenk für 3–6 Wochen zur Erhöhung der Stabilität erwogen werden (Gordon und O’Donnell 2012).
Nur in Ausnahmefällen wird die intramedulläre Schienung mit einem Fixateur externe kombiniert. Dieses Vorgehen wird angewandt, wenn aufgrund der Frakturform eine zusätzliche Gipsfixation zur intramedullären Osteosynthese (Grenzindikation) vorgenommen werden muss, dies aber aufgrund der Weichteilsituation nicht möglich ist. Kann man davon ausgehen, dass das Weichteilproblem innerhalb von 14 Tagen gelöst ist, kann der Fixateur nach 3 Wochen abgenommen werden. Zu diesem Zeitpunkt ist meist keine Gipsfixation mehr notwendig.
Fehler, Gefahren, Komplikationen: Handelt es sich um Adoleszente, kommt es bei der intramedullären Schienung mitunter zu hypertrophen Pseudarthrosen, die sich aber im Gegensatz zu Erwachsenen noch über Monate durchbauen können. Wir behandeln solche Situationen einmalig mit einer Stoßwellentherapie, um die Frakturdurchbauung zusätzlich anzuregen; ein Umnageln konnte in allen Fällen vermieden werden. Wir empfehlen allerdings in der Adoleszenz die Versorgung mit einem (Erwachsenen-)Marknagel. Dagegen müssen Infektpseudarthrosen entsprechend saniert und operativ versorgt werden. Dies wird entsprechend den Kriterien der Erwachsenentraumatologie durchgeführt. Das radikale Débridement ist die Therapie der Wahl auch im Kindesalter. Dies ist allerdings im Kindesalter selten notwendig – vor allem nach zweit- und drittgradig offenen Frakturen (Cramer et al. 1992; Jones und Duncan 2003).
Die intramedulläre Markraumschienung weist eine geringe, aber nicht vernachlässigbare Komplikationsrate am Unterschenkel auf. Gordon et al. (2007) berichten von verzögerten Frakturheilungen bei 8 %, von Pseudarthrosen bei 1,7 % und wandernden Nägeln bei 3,5 % ihrer Patienten.
Kommt es zu einer verzögerten Frakturheilung, sollte die Bestimmung des 25-Hydroxy-Vitamin-D-Spiegels erwogen werden (Minkowitz et al. 2019) und bei subnormalen Werten eine Vitamin-D-Substitution erfolgen.
Die schlimmste Komplikation stellt der posttraumatische tiefe Infekt dar. Gerade im Wachstum hat dies oftmals weitreichende Folgen, und mehrere Operationen stehen anschließend an. Im Kindesalter ist die Infektrate nach offenen Frakturen geringer als im Erwachsenenalter (Cramer et al. 1992; Jones und Duncan 2003). Dennoch ist jede Indikation einer Osteosynthese exakt anhand klarer Richtlinien zu erstellen (Abb. 20).

Fixateur externe

Indikation: Der Fixateur externe ist beim Vorliegen von instabilen metaphysennahen Frakturen, bei Trümmerfrakturen, schweren Weichteiltraumen und bei offenen Frakturen vorzuziehen, ebenso bei Kindern ab dem 12. Lebensjahr, die aufgrund erheblicher Adipositas nicht für die intramedullären Implantate geeignet sind (de Sanctis et al. 1996; Gordon et al. 2000, 2003; Holbrook et al. 1989; Paderni et al. 2001; Platz und Kach 1996; Siegmeth et al. 1998; Weinberg et al. 1994; Abb. 21). Das Einbringen der Pins erfolgt bevorzugt von anteromedial. Theoretisch kann ein Fixateur externe auch an der Vorderseite proximal in einem Halbkreis von 220°, an der Diaphyse von 140° und an der distalen Metaphyse von 120° platziert werden. Es hat sich bewährt, den ersten Pin etwa 2 cm zur Fraktur und den zweiten möglichst weit weg von der Fraktur in der Metaphyse zu platzieren. Die Distanz außerhalb der Weichteile sollte möglichst kurz sein, aber einen Verbandswechsel unter dem liegenden Fixateur externe ermöglichen. Zur Verstärkung der Montage können mehrere Verbindungsstangen notwendig werden, und auch eine V-förmige Konstruktion proximal oder distal erhöht die Stabilität. Zur Reposition kann auch eine „Tube-to-tube“-Konstruktion hilfreich sein. Da Kinder unterschiedliche Größen aufweisen und das Gewicht der Montage altersentsprechend nicht zu hoch sein darf, verwenden wir Fixateure in verschiedenen Größen (Abb. 22).
Ein Vergleich zwischen Fixateur externe und ESMS bei Tibiaschaftbrüchen im Wachstumsalter zeigt eine längere Heilungszeit, höhere Komplikationsrate und ein schlechteres funktionelles Ergebnis für die Fixateur-externe-Stabilisation (Kubiak et al. 2005).

LC-DCP-Platte

Bei instabilen metaphysennahen und Trümmerfrakturen, die geschlossen sind, ist die Indikation zur Plattenosteosynthese auch im Kindesalter – vor allem über dem 10. Lebensjahr – gerechtfertigt. Auch für offene multifragmentäre Schaftbrüche und segmentale Brüche kann eine laterale LC-DCP Versorgung erwogen werden, wenn die Versorgung mit elastischen Markraumschienen unzureichende Stabilität ergeben würde (Özkul et al. 2016). Die operative Technik und die Zugänge entsprechen den Versorgungsrichtlinien von Erwachsenen (s. Szyszkowitz 2003).

Nachbehandlung

Isolierte Tibiafraktur

Klinisch

In Abhängigkeit des Patientenalters ist die knöcherne Konsolidierung innerhalb von 3–8 Wochen zu erwarten. Alle Kinder erhalten einen kurzen Oberschenkelgips oder einen Unterschenkelgips. Eine Ausnahme stellen kleine Kinder bis zum 5. Lebensjahr dar. Diese erhalten immer einen im Kniegelenk stärker flektierten Oberschenkelgips (sie streifen den Gips sonst sehr leicht ab). Da ein Umgipsen sparsam erfolgen sollte (Angst, Schmerz), wird der Gips selten gewechselt. Bei einer stabilen, isolierten Tibiafraktur kann schon nach einer Woche an Unterarmgehstützen mit der Teilbelastung angefangen werden. Die Vollbelastung sollte in der 3. Woche erreicht werden. Bei Kindern vor dem 5. Lebensjahr ist der Gang an Unterarmgehstützen meist noch nicht möglich. In diesem Fall wird auf die selbstständige Mobilisierung innerhalb von 2–4 Wochen gewartet.
Refrakturen nach isolierten Tibiaschaftbrüchen treten im Wachstumsalter äußerst selten auf. Sie kommen bis zu einem Jahr nach dem Unfall vor, und es handelt sich dann um komplette Frakturen (Abb. 23).

Radiologisch

Alle abrutschgefährdeten Frakturen werden nach einer Woche hinsichtlich einer sekundären Dislokation kontrolliert. Stabile Brüche werden bis zum Alter von 10 Jahren erst nach der 3. Woche bezüglich der Durchbauung kontrolliert. Alle Kinder mit konservativ behandelten, teilstabilen Frakturen nach dem 10. Lebensjahr werden nach 2 Wochen erneut radiologisch kontrolliert.

Unterschenkelfrakturen

Konservativ

Das konservative Vorgehen wird durch das Anlegen eines Oberschenkelgipsverbands für 2–4 Wochen, gefolgt von einem Unterschenkelgehgips für ebenfalls 2–4 Wochen, fortgeführt. Die Teilbelastung aller instabilen Frakturen erfolgt frühestens nach 3 Wochen. Die Kinder werden nach 7 und nach 14 Tagen bezüglich der Stellung radiologisch kontrolliert. Im Verlauf wird der Patient in der 4.–8. Woche (altersabhängig) zur Konsolidationskontrolle geröntgt.

Operativ

Bei stabiler Versorgung erfolgt innerhalb der ersten Woche eine Kontrolle, falls dies nicht postoperativ bereits geschehen ist. Alle Kinder werden an Unterarmgehstützen mobilisiert. Je nach Stabilität muss die Fraktur radiologisch erneut kontrolliert werden. Wir nehmen dies nach 14 Tagen, bzw. wenn die Teil- oder Vollbelastung ausgeführt wird, vor. Nach 4–6 Wochen sollte eine Vollbelastung angestrebt werden. Das Konsolidationsröntgen wird altersabhängig zwischen der 4.–8. Woche durchgeführt.

Metallentfernung

Ein Fixateur externe, der je nach Frakturtyp 6–16 Wochen belassen wird (Querfrakturen brauchen zur Durchbauung der Fraktur länger als Schrägfrakturen, weiterhin besteht eine erhebliche Altersabhängigkeit bezüglich der Durchbauung), wird bei Kindern in Analgosedierung oder Allgemeinnarkose entfernt.
Intramedulläre Nägel sollten entsprechend dem Konsolidationsbefund nicht vor dem 4. Monat, jedoch spätestens nach einem Jahr entfernt werden. Wird länger zugewartet, kann die Metallentfernung durch das Knochenwachstum erschwert sein, da dann die Nägel oftmals im Knochen fest eingewachsen sind.

Wachstumsstörungen und verbliebene Fehlstellungen

Da Verletzungen der Wachstumsfugen bei isolierten Tibiabrüchen praktisch nicht vorkommen, ist nur eine stimulative Wachstumsstörung zu erwarten. Diese entsteht durch Hyperämie der Fugen im Rahmen der Konsolidierung der Fraktur und durch die stattfindenden Reparationsvorgänge bei verbliebenen Fehlstellungen. Die zu erwartenden Beinlängendifferenzen sind jedoch wesentlich geringer als nach Oberschenkelfrakturen. Um diese Längendifferenz nicht zu provozieren, sollen Fehlstellungen vermieden werden, auch wenn sie sich spontan im Laufe des Wachstums korrigieren können. Dies gilt selbstverständlich auch für die Unterschenkelfrakturen. Nochmals sei darauf hingewiesen, dass Rotationsfehlstellungen sich nicht und Valgusfehlstellungen nur zögerlich in geringem Umfang korrigieren.
Auch Fehlstellungen, die sich spontan korrigieren, führen zu unphysiologischen Belastungen der Gelenke, bis sie dann nach mehreren Jahren ausgeglichen werden.
Weiterhin stellen diese Fehlstellungen auch mitunter ein kosmetisches Problem dar, unter dem die betroffenen Kinder leiden können. Grundsätzlich gilt, dass nach Ablauf der 2. Behandlungswoche eine akzeptable Stellung der Fraktur vorliegen muss, da eine weitere Dislokation oder spontane Verbesserung nach diesem Zeitpunkt unwahrscheinlich ist und es gleichzeitig immer schwieriger bis unmöglich wird, weiter korrigierend einzugreifen. Operative Unterschenkelachskorrekturen sollten wenn möglich am Ende des Knochenwachstums erfolgen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass gravierende Fehlstellungen zu konsekutiven Fehlstellungen in den angrenzenden Gelenken führen können. Dies erfordert eine baldige Korrektur der Achsenfehlstellung, da sonst die Gelenkfehlstellung fixiert bestehen bleibt und später ebenso korrigiert werden muss.
Ausgeprägte, funktionell bedeutsame Fehlstellungen werden am Scheitelpunkt korrigiert. Allerdings kann beim wachsenden Skelett nicht sicher vorausgesagt werden, wie die Auswirkungen dieser Korrekturosteotomien auf das Längenwachstum ausfallen werden.
Literatur
Ando K, Yamaji T (2000) Ender nailing for tibial shaft fractures. J Orthop Sci 5:217–222PubMedCrossRef
Andreacchio A, Alberghina F, Marengo L, Canavese F (2019) Pediatric tibia and femur fractures in patients weighing more than 50 kg (110 lb): mini-review on current treatment options and outcome. Musculoskelet Surg 103:23–30. https://​doi.​org/​10.​1007/​s12306-018-0570-8CrossRefPubMed
Berger L, Eichler J, Ryll EJS, Fischerauer S, Raschke MJ, Kolbitsch A, Castellani C, Weinberg AM (2016) Advanced interlocking systems to improve heavy-load-bearing characteristics of flexible intramedullary nailing. Mater Sci Eng C Mater Biol Appl 68:358–365. https://​doi.​org/​10.​1016/​j.​msec.​2016.​05.​122. Epub 2016 Jun 3. PMID: 27524031
Bauer J, Hirzinger C, Metzger R (2017) Quadruple ESIN (Elastic Stable Intramedullary Nailing): modified treatment in pediatric distal tibial fractures. J Pediatr Orthop. 37:e100–e103. https://​doi.​org/​10.​1097/​BPO.​0000000000000705​CrossRefPubMed
Bauer JM, Lovejoy SA (2019) Toddler’s fractures: time to weight-bear with regard to immobilization type and radiographic monitoring. J Pediatr Orthop. 39:314–317. https://​doi.​org/​10.​1097/​BPO.​0000000000000948​CrossRefPubMed
Bengner U, Ekbom T, Johnell O, Nilsson BE (1990) Incidence of femoral and tibial shaft fractures. Epidemiology 1950–1983 in Malmo, Sweden. Acta Orthop Scand 61:251–254PubMedCrossRef
Bhandari M, Guyatt GH, Khera V (2003) Operative management of lower extremity fractures in patients with head injuries. Clin Orthop 407:187–198CrossRef
Breitfuss H, Muhr G, Neumann K, Friedrichs B (1991) [Axis-related spontaneous correction after tibial fractures in childhood]. Unfallchirurg 94:570–578
Briggs TW, Orr MM, Lightowler CD (1992) Isolated tibial fractures in children. Injury 23:308–310PubMedCrossRef
Canavese F, Botnari A, Andreacchio A, Marengo L, Samba A, Dimeglio A et al (2016) Displaced tibial shaft fractures with intact fibula in children: nonoperative management versus operative treatment with elastic stable intramedullary nailing. J Pediatr Orthop. 36:667–672. https://​doi.​org/​10.​1097/​BPO.​0000000000000528​CrossRefPubMed
Chen YN, Lee PY, Chang CH, Chang CW, Ho YH, Li CT, Peng YT (2016) Computational comparison of tibial diaphyseal fractures fixed with various degrees of prebending of titanium elastic nails and with and without end caps. Injury 47:2339–2346. https://​doi.​org/​10.​1016/​j.​injury.​2016.​07.​001CrossRefPubMed
Cheng JC, Ng BK, Ying SY, Lam PK (1999) A 10-year study of the changes in the pattern and treatment of 6,493 fractures. J Pediatr Orthop 19:344–350PubMed
Chiu FY, Lo WH, Chen CM (1996) Unstable closed tibial shaft fractures: a prospective evaluation of surgical treatment. J Trauma 40:987–991PubMedCrossRef
Coles CP, Gross M (2000) Closed tibial shaft fractures: management and treatment complications. A review of the prospective literature. Can J Surg 43:256–262PubMedPubMedCentral
Court-Brown CM, Byrnes T, McLaughlin G (2003) Intramedullary nailing of tibial diaphyseal fractures in adolescents with open physes. Injury 34:781–785PubMedCrossRef
Cramer KE, Limbird TJ, Green NE (1992) Open fractures of the diaphysis of the lower extremity in children. Treatment, results, and complications. J Bone Joint Surg Am 74:218–232PubMedCrossRef
Dietz HG, Schmittenbecher PP, Illing P (1997) Intramedulläre Osteosynthese im Wachstumsalter. Urban & Schwarzenberg, München
Dubravcik P, Burke DL (1979) Ski fractures above or below the boot top. Can J Surg 22:343–346PubMed
Economedes DM, Abzug JM, Paryavi E, Herman MJ (2014) Outcomes using titanium elastic nails for open and closed pediatric tibia fractures. Orthopedics 37:e619–e624. https://​doi.​org/​10.​3928/​01477447-20140626-52CrossRefPubMed
Emami A, Mjoberg B, Ragnarsson B, Larsson S (1996) Changing epidemiology of tibial shaft fractures. 513 cases compared between 1971–1975 and 1986–1990. Acta Orthop Scand 67:557–561PubMedCrossRef
Ferlic PW, Singer G, Kraus T, Eberl R (2012) The acute compartment syndrome following fractures of the lower leg in children. Injury. 43:1743–1746. https://​doi.​org/​10.​1016/​j.​injury.​2012.​06.​025CrossRefPubMed
Flynn JM, Bashyal RK, Yeger-McKeever M, Garner MR, Launay F, Sponseller PD (2011) Acute traumatic compartment syndrome of the leg in children: diagnosis and outcome. J Bone Joint Surg Am. 93:937–941. https://​doi.​org/​10.​2106/​JBJS.​J.​00285CrossRefPubMed
Flynn JM, Skaggs DL, Sponseller PD (2003) The surgical management of pediatric fractures of the lower extremity. Instr Course Lect 52:647–659PubMed
Galano GJ, Vitale MA, Kessler MW, Hyman JE, Vitale MG (2005) The most frequent traumatic orthopaedic injuries from a national pediatric inpatient population. J Pediatr Orthop 25:39–44PubMed
Goodbody CM, Lee RJ, Flynn JM, Sankar WN (2016) Titanium elastic nailing for pediatric tibia fractures: do older, heavier kids do worse? J Pediatr Orthop. 36:472–477. https://​doi.​org/​10.​1097/​BPO.​0000000000000483​CrossRefPubMed
Gordon JE, Gregush RV, Schoenecker PL, Dobbs MB, Luhmann SJ (2007) Complications after titanium elastic nailing of pediatric tibial fractures. J Pediatr Orthop. 27:442–446PubMedCrossRef
Gordon JE, Kelly-Hahn J, Carpenter CJ (2000) Pin site care during external fixation in children: results of a nihilistic approach. J Pediatr Orthop 20:163–165PubMed
Gordon JE, O’Donnell JC (2012) Tibia fractures: what should be fixed? J Pediatr Orthop. 32(Suppl 1):S52–S61. https://​doi.​org/​10.​1097/​BPO.​0b013e318254c7be​CrossRefPubMed
Gordon JE, Schoenecker PL, Oda JE, Ortman MR, Szymanski DA, Dobbs MB, Luhmann SJ (2003) A comparison of monolateral and circular external fixation of unstable diaphyseal tibial fractures in children. J Pediatr Orthop B 12:338–345PubMedCrossRef
Harly E, Angelliaume A, Lalioui A, Pfirrmann C, Harper L, Lefèvre Y (2019) Divergent Intramedullary Nailing (DIN): a modified intramedullary nailing technique to treat paediatric distal tibial fractures. J Pediatr Orthop. https://​doi.​org/​10.​1097/​BPO.​0000000000001366​. [Epub ahead of print]
Herman MJ, Martinek MA, Abzug JM (2014) Complications of tibial eminence and diaphyseal fractures in children: prevention and treatment. J Am Acad Orthop Surg 22:730–741. https://​doi.​org/​10.​5435/​JAAOS-22-11-730CrossRefPubMed
Herold N, Knudsen LM, Rock ND (1998) [„Moon-cars“ are dangerous]. Ugeskr Laeger 160:2703–2705
Ho CA (2016) Tibia shaft fractures in adolescents: how and when can they be managed successfully with cast treatment? J Pediatr Orthop 36(Suppl 1):S15–S18. https://​doi.​org/​10.​1097/​BPO.​0000000000000762​CrossRefPubMed
Ho CA, Dammann G, Podeszwa DA, Levy J (2015) Tibial shaft fractures in adolescents: analysis of cast treatment successes and failures. J Pediatr Orthop B 24:114–117. https://​doi.​org/​10.​1097/​BPB.​0000000000000144​CrossRefPubMed
Holbrook JL, Swiontkowski MF, Sanders R (1989) Treatment of open fractures of the tibial shaft: Ender nailing versus external fixation. A randomized, prospective comparison. J Bone Joint Surg Am 71:1231–1238PubMedCrossRef
Huber RI, Keller HW, Huber PM, Rehm KE (1996) Flexible intramedullary nailing as fracture treatment in children. J Pediatr Orthop 16:602–605PubMedCrossRef
Iwamoto J, Takeda T (2003) Stress fractures in athletes: review of 196 cases. J Orthop Sci 8:273–278PubMedCrossRef
Joeris A, Lutz N, Blumenthal A, Slongo T, Audigé L (2017) The AO Pediatric Comprehensive Classification of Long Bone Fractures (PCCF). Acta Orthop 88:129–132. https://​doi.​org/​10.​1080/​17453674.​2016.​1258533CrossRefPubMed
John SD, Moorthy CS, Swischuk LE (1997) Expanding the concept of the toddler’s fracture. Radiographics 17:367–376PubMedCrossRef
Johnson RJ, Pope MH (1977) Tibial shaft fractures in skiing. Am J Sports Med 5:49–62PubMedCrossRef
Jones BG, Duncan RD (2003) Open tibial fractures in children under 13 years of age – 10 years experience. Injury 34:776–780PubMedCrossRef
Jubel A, Andermahr J, Isenberg J, Schiffer G, Prokop A, Rehm KE (2004) [Experience with elastic stable intramedullary nailing (ESIN) of shaft fractures in children]. Orthopade 33:928–935
Karlsson MK, Nilsson BE, Obrant KJ (1993) Fracture incidence after tibial shaft fractures.A 30-year follow-up study. Clin Orthop 287:87–89CrossRef
Kinney MC, Nagle D, Bastrom T, Linn MS, Schwartz AK, Pennock AT (2016) Operative versus conservative management of displaced tibial shaft fracture in adolescents. J Pediatr Orthop 36:661–666. https://​doi.​org/​10.​1097/​BPO.​0000000000000532​CrossRefPubMed
Kleiner JE, Raducha JE, Cruz AI Jr (2019) Increasing rates of surgical treatment for paediatric tibial shaft fractures: a national database study from between 2000 and 2012. J Child Orthop 13:213–219. https://​doi.​org/​10.​1302/​1863-2548.​13.​180163CrossRefPubMedPubMedCentral
Kubiak EN, Egol KA, Scher D, Wasserman B, Feldman D, Koval KJ (2005) Operative treatment of tibial fractures in children: are elastic stable intramedullary nails an improvement over external fixation? J Bone Joint Surg Am 87:1761–1768PubMed
Laer Lv, Kaelin L, Girard T (1989) [Late results following shaft fractures of the lower extremities in the growth period]. Z Unfallchir Versicherungsmed Berufskr 82:209–215
Laer v L (2001) Frakturen und Luxationen im Wachstumsalter. Thieme, Stuttgart/New York
Lahoti O, Arya A (2018) Management of orthopaedic injuries in multiply injured child. Indian J Orthop 52(5):454–461. https://​doi.​org/​10.​4103/​ortho.​IJOrtho_​359_​17CrossRefPubMedPubMedCentral
Lascombes P (2014) Flexible Intramedullary Nailing (FIN) in diaphyseal fractures in children. Eur Surg Orthop Traumatol:4669–4689
Letts M, Vincent N, Gouw G (1986) The „floating knee“ in children. J Bone Joint Surg Br 68:442–446PubMedCrossRef
Levy AS, Wetzler M, Lewars M, Bromberg J, Spoo J, Whitelaw GP (1997) The orthopedic and social outcome of open tibia fractures in children. Orthopedics 20:593–598PubMedCrossRef
Linden LW van der, Sunzel H, Larsson K (1975) Fractures of the tibial shaft after skiing and other accidents. J Bone Joint Surg Am 57:321–327
Lovejoy SA, Mehlman CT (2017) The community orthopaedic surgeon taking trauma call: pediatric tibia fracture pearls and pitfalls. J Orthop Trauma 31(Suppl 6):S22–S26. https://​doi.​org/​10.​1097/​BOT.​0000000000001017​CrossRefPubMed
Madan S, Blaeway C (2002) Radiation exposure to surgeon and patient in intramedullary nailing of the lower limb. Injury 33:723–727PubMedCrossRef
Malhotra K, Pai S, Radcliffe G (2015) Do minimally displaced, closed tibial fractures in children need monitoring for compartment syndrome? Injury 46:254–258. https://​doi.​org/​10.​1016/​j.​injury.​2014.​04.​046CrossRefPubMed
Marti R, Besselaar PP (1991) [Malunited juvenile upper and lower leg fractures. Spontaneous correction, complications, indication for corrective intervention]. Orthopade 20:353–359
Mashru RP, Herman MJ, Pizzutillo PD (2005) Tibial shaft fractures in children and adolescents. J Am Acad Orthop Surg 13:345–352PubMedCrossRef
McQueen MM, Court-Brown CM (1996) Compartment monitoring in tibial fractures. The pressure threshold for decompression. J Bone Joint Surg Br 78:99–104PubMedCrossRef
Minkowitz B, Nadel L, McDermott M, Cherna Z, Ristic J, Chiu S, AHS Bone Health Compliance Group (2019) obtaining vitamin D levels in children with fractures improves supplementation compliance. J Pediatr Orthop 39:e436–e440. https://​doi.​org/​10.​1097/​BPO.​0000000000001363​CrossRefPubMed
Müller L, Hildebrandt C, Müller E, Fink C, Raschner C (2017) Long-term athletic development in youth alpine ski racing: the effect of physical fitness, ski racing technique, anthropometrics and biological maturity status on injuries. Front Physiol 8:656. https://​doi.​org/​10.​3389/​fphys.​2017.​00656. eCollectionCrossRefPubMedPubMedCentral
Noonan KJ, McCarthy JJ (2010) Compartment syndromes in the pediatric patient. J Pediatr Orthop 30(2 Suppl):96–101CrossRef
Özkul E, Gem M, Arslan H, Alemdar C, Azboy İ, Arslan SG (2016) Minimally invasive plate osteosynthesis in open pediatric tibial fractures. J Pediatr Orthop 36:416–422. https://​doi.​org/​10.​1097/​BPO.​0000000000000451​CrossRefPubMed
Paderni S, Trentani P, Grippo G, Bianchi G, Squarzina PB, Tigani D (2001) Intramedullary osteosynthesis after external fixation. Chir Organi Mov 86:183–190PubMed
Pandya N (2017) Flexible intramedullary nailing of unstable and/or open tibia shaft fractures in the pediatric population. J Pediatr Orthop. 36(Suppl 1):S19–S23. https://​doi.​org/​10.​1097/​BPO.​0000000000000754​CrossRef
Pandya NK, Edmonds EW, Mubarak SJ (2011) The incidence of compartment syndrome after flexible nailing of pediatric tibial shaft fractures. J Child Orthop 5:439–447. https://​doi.​org/​10.​1007/​s11832-011-0374-yCrossRefPubMedPubMedCentral
Patel NK, Horstman J, Kuester V, Sambandam S, Mounasamy V (2018) Pediatric tibial shaft fractures. Indian J Orthop 52:522–528. https://​doi.​org/​10.​4103/​ortho.​IJOrtho_​486_​17CrossRefPubMedPubMedCentral
Pennock AT, Bastrom TP, Upasani VV (2017) Elastic intramedullary nailing versus open reduction internal fixation of pediatric tibial shaft fractures. J Pediatr Orthop 37:e403–e408. https://​doi.​org/​10.​1097/​BPO.​0000000000001065​CrossRefPubMed
Platz A, Kach K (1996) [Management of unstable shaft fractures of the lower extremity in children using the external fixator]. Swiss Surg 2:284–289
Prayson MJ, Chen JL, Hampers D, Vogt M, Fenwick J, Meredick R (2006) Baseline compartment pressure measurements in isolated lower extremity fractures without clinical compartment syndrome. J Trauma 60:1037–1040PubMedCrossRef
Prevot J, Lascombes P, Ligier JN (1993) The ECMES (centro-medullary elastic stabilising wiring) osteosynthesis method in limb fractures in children. Principle, application on the femur. Apropos of 250 fractures followed-up since 1979. Chirurgie 119:473–476PubMed
Raducha JE, Swarup I, Schachne JM, Cruz AI Jr, Fabricant PD (2019 Feb) Tibial shaft fractures in children and adolescents. JBJS Rev 7(2):e4. https://​doi.​org/​10.​2106/​JBJS.​RVW.​18.​00047CrossRefPubMed
Rahmanzadeh R, Hahn F (1984) [Tibial shaft fractures in children]. Orthopade 13:293–297
Rehli V, Slongo T (1991) Die elastisch-stabile endomedulläre Schienung (EES) nach Prévot – eine ideale Methode zur Versorgung kindlicher Schaftfrakturen. Z Unfallchir Vers Med 84:177–181
Rickert KD, Hosseinzadeh P, Edmonds EW (2018 Sep) What’s new in pediatric orthopaedic trauma: the lower extremity. J Pediatr Orthop 38(8):e434–e439. https://​doi.​org/​10.​1097/​BPO.​0000000000001209​CrossRefPubMed
Robertson P, Karol LA, Rab GT (1996) Open fractures of the tibia and femur in children. J Pediatr Orthop. 16:621–626PubMedCrossRef
Rockwood CA (1996) Fractures in children. Lippincott-Raven, Philadelphia/New York
Rodríguez-Merchán EC (2005) Pediatric skeletal trauma: a review and historical perspective. Clin Orthop Relat Res. 432:8–13CrossRef
Sarmiento A (2000) On the behavior of closed tibial fractures: clinical/radiological correlations. J Orthop Trauma. 14(3):199–205PubMedCrossRef
Sanctis N de, Gambardella A, Pempinello C, Mallano P, Della Corte S (1996) The use of external fixators in femur fractures in children. J Pediatr Orthop 16:613–620
Schmittenbecher PP (2001) Complications and errors in use of intramedullary nailing in shaft fractures in childhood. Kongressbd Dtsch Ges Chir 118:435–437
Schmittenbecher PP, Dietz HG (1995) Standardindikationen zur intramedullären Osteosynthese im Wachstumsalter. Aktuelle Chirurgie 30:171–179
Shannak AO (1988) Tibial fractures in children: follow-up study. J Pediatr Orthop 8:306–310PubMedCrossRef
Siegmeth A, Wruhs O, Vecsei V (1998) External fixation of lower limb fractures in children. Eur J Pediatr Surg 8:35–41PubMedCrossRef
Sim E (1991) Intramedullary wiring for tibial shaft fractures in children before epiphyseal closure. Indications and technique – experience of 36 patients. Arch Orthop Trauma Surg 110:87–92PubMedCrossRef
Sim E, Schaden W (1990) [Indications for and technic in the surgical treatment of tibial shaft fractures with open epiphyseal grooves. A report of 63 cases]. Unfallchirurg 93:263–269
Slongo T, Audigé L, Hunter JB, Berger SM (2011) Clinical evaluation of end caps in elastic stable intramedullary nailing of femoral and tibial shaft fractures in children. Eur J Trauma Emerg Surg 37:305–312. https://​doi.​org/​10.​1007/​s00068-011-0091-8. Epub 2011 Mar 19. PMID: 26815112
Song KM, Sangeorzan B, Benirschke S, Browne R (1996) Open fractures of the tibia in children. J Pediatr Orthop 16:635–639PubMedCrossRef
Stenroos A, Laaksonen T, Nietosvaara N, Jalkanen J, Nietosvaara Y (2018) One in three of pediatric tibia shaft fractures is currently treated operatively: A 6-year epidemiological study in two University hospitals in Finland treatment of pediatric tibia shaft fractures. Scand J Surg 107:269–274. https://​doi.​org/​10.​1177/​1457496917748227​CrossRefPubMed
Szyszkowitz R (Hrsg) (2003) Unterschenkel. Springer, Berlin/Heidelberg/New York/Tokyo (Tscherne Unfallchirurgie)
Tanner JM (1962) Growth at adolescence, 2. Aufl. Blackwell Scientific, Oxford
Teitz CC, Carter DR, Frankel VH (1980) Problems associated with tibial fractures with intact fibulae. J Bone Joint Surg Am 62:770–776PubMedCrossRef
Till H, Huttl B, Knorr P, Dietz HG (2000) Elastic stable intramedullary nailing (ESIN) provides good long-term results in pediatric long-bone fractures. Eur J Pediatr Surg 10:319–322PubMedCrossRef
Tiwari A, Haq AI, Myint F (2002) Acute compartment syndromes. Br J Surg 89:397–412PubMedCrossRef
Ungerholm S, Gierup J, Lindsjo U, Magnusson A (1985) Skiing injuries in children: lower leg fractures. Int J Sports Med 6:292–297PubMedCrossRef
Vandervelpen G, Goris L, Broos PL, Rommens PM (1992) [Functional sequelae in tibial shaft fractures with compartment syndrome following primary treatment with urgent fasciotomy]. Acta Chir Belg 92:234–240
Vara-Thorbeck R, Ruiz-Morales M, Hernandez-Hernandez MA (1989) [Conservative management versus osteosynthesis in the treatment of tibial shaft fractures]. Zentralbl Chir 114:757–765
Vinz H, Kurz W (1980) [Open diaphyseal tibial fractures in children]. Zentralbl Chir 105:32–38
Weinberg AM, Reilmann H, Lampert C, Laer L v (1994) [Experience with external fixation in treatment of shaft fractures in childhood]. Unfallchirurg 97:107–113
Wheeless III CR 2012 Cast treatment of tibial fractures. In: Wheeless’ textbook of orthopaedics. http://​www.​wheelessonline.​com/​ortho/​cast_​treatment_​of_​tibial_​fractures. Zugegriffen am 11.11.2019
Whitesides TE, Haney TC, Morimoto K (1975) Tissue pressure measurements as a determinant for the need of fasciotomy. Clin Orthop 113:43–51CrossRef
Wilkins KE (1996) The incidence of fractures in children. In: Rockwood CA, Wilkins KE, Beaty JH (Hrsg) Fractures in children. Lippincott-Raven, Philadelphia, S 3–17
Yang JP, Letts RM (1997) Isolated fractures of the tibia with intact fibula in children: a review of 95 patients. J Pediatr Orthop 17:347–351PubMed