Kongenitaler Femurdefekt („congenital femoral deficiency“)
Kongenitale Femurdefekte stellen eine seltene Krankheitsentität mit einer Inzidenz von 1–1,5/50.000 dar. Je nach Ausprägung ist die Fehlbildung bereits unmittelbar nach der Geburt offensichtlich oder wird in der Kindheit insbesondere aufgrund der zunehmenden Beinlängendifferenz apparent. In bis zu 50 % der Fälle ist ein kongenitaler Femurdefekt mit weiteren muskuloskelettalen Anomalien wie z. B. der fibularen Hemimelie assoziiert. Dies ist durch die gemeinsame embryologische Entwicklung des proximalen Femurs und der Fibula zu erklären. Entscheidend für die Therapieplanung sind die Ausprägung der Deformität, die prognostizierte Beinlängendifferenz und die Stabilität des Hüft- und Kniegelenks. Bei der Therapieplanung sollten sowohl operative als auch konservative Maßnahmen und deren kombinierte Anwendung diskutiert und angeboten werden. Während bei moderaten Femurdefekten ein vollständiger Ausgleich der Beinlängendifferenz durch rekonstruktive operative Verfahren gut möglich ist, müssen bei höhergradigen Defekten auch nicht-rekonstruktive Operationsverfahren berücksichtigt werden. In diesen Fällen dient die operative Therapie der Optimierung der Orthoprothesenversorgung.