Patella-Luxationen gehören zu den häufigsten Problemen bei Kindern und Jugendlichen. Meist ist die zugrunde liegende Ursache eine Dysplasie der Trochlea des Femurs. Andere Faktoren können die Instabilität jedoch deutlich verschlechtern. Dazu gehören Rotations- oder Achsfehlstellungen des Femurs und der Tibia, die Patella alta, Weichteilinsuffizienzen im Rahmen eines Syndroms oder eines elongierten medialen patello-femoralen Ligaments.
Erstluxation werden primär konservativ behandelt, außer ein osteochondraler Defekt ist ersichtlich. Rezidivierende Luxationen können operativ angegangen werden. Es stehen unterschiedliche Methoden zur Verfügung von Weichteileingriffen bis hin zu Techniken, welche am Knochen korrigieren. Habituelle und/oder permanente Patellaluxationen können selten durch eine einzige Methode stabilisiert werden. Hier empfiehlt es sich, verschiedene Operationsmethoden zu kombinieren. Langzeit-Resultate sind bei allen Techniken, inklusive der konservativen Therapie, selten. Ein erhöhtes Arthroserisiko ist im Verlauf wahrscheinlich.
Die Luxation der Patella ist ein komplexes, multifaktorielles Problem, das sich häufig bei Kindern und Jugendlichen manifestiert. 2–3 % aller jugendlichen Knieverletzungen, d. h. 29–43 pro 100.000, werden als Instabilität der Patella wahrgenommen (Nietosvaara et al. 1994, 2009; Stefancin und Parker 2007).
Das Risiko, von einer ersten in eine rezidivierende Patella-Luxation überzugehen, wird mit 49 % angeben. (Fithian 2004)
Sind die Fugen noch offen, steigt jedoch das Risiko auf 69–88 %. (Lewallen et al. 2013) Das Risiko steigt insbesondere, wenn eine Trochleadysplasie oder eine Patella alta (Caton-Deschamps > 1.45) vorhanden sind und auf der Gegenseite bereits eine Patella-Luxation verzeichnet wurde (Jaquith und Parikh 2017).
Unbehandelt kann bereits eine erstmalige Patellaluxation im Langzeitverlauf zu Degenerationen führen. So zeigten sich 14 Jahren nach Luxationen in 22 % der Fälle (Norm 11 %) Degenerationen ohne Operation (Arnbjörnsson et al. 1992). Je mehr Luxation ein Patient erlebt, desto höher sein Risiko für ein Arthrose, auch ohne Operation. (Heywood 1961; Maenpaa und Lehto 1997)
Verschiedenste Einteilungen, diagnostische Möglichkeiten und Therapien sind bekannt. In diesem Kapitel werden die gängigsten erwähnt.
Einteilung/Klassifikation
Die Patella-Luxation oder -Subluxation kann unterschiedlich eingeteilt werden. Häufig wird sie in eine traumatische oder rezidivierende Form unterteilt. Im letzten Jahrzehnt hat sich jedoch durchgesetzt, dass die „echte“ traumatische Patella-Luxation selten ist. Bei den meisten Patienten bestehen anatomische Risikofaktoren, welche die Luxation begünstigen und so die rein traumatogene Ursache relativieren. Neuere Klassifikationen fokussieren sich nicht mehr auf den Unfallmechanismus, sondern auf die Frequenz oder die Anatomie des Kniegelenkes.
Parikh und Lykissas schlagen eine einfache und nachvollziehbare Einteilung vor, welche sämtliche Instabilitäten der Patella berücksichtigt und auch sinnvolle Konsequenzen nennt (Parikh und Lykissas 2016) (Tab. 1).
Tab. 1
Einteilung der Patella-Luxation nach Parikh und Lykissas
Typ I
Erstmalige Patella-Luxation
A
mit osteochondraler Fraktur
B
ohne osteochondrale Fraktur
Typ II
Rezidivierende Patella-Luxation
A
rezidivierende Subluxation
B
rezidivierende Luxation (>2)
Typ III
Dislozierbare Patella
A
passiv dislozierbare Patella
B
habituell luxierende Patella (in Flexion oder Extension)
Typ IV
Dislozierte Patella
A
reponierbar
B
nicht reponierbar
Diese Einteilung beschreibt hauptsächlich die Anzahl und Frequenz der Patella-Luxation oder den Zustand, bei dem schließlich die Patella nicht mehr reponiert werden kann. Nicht berücksichtig werden Risikofaktoren, welche mehr oder minder immer vorhanden sind. Auch diese Faktoren beeinflussen wesentlich, wie weiter vorgegangen werden kann.
Stabilisatoren der Patella
Im Vergleich zu anderen Gelenken besitzt das femoro-patellare Gelenk eine relativ geringe Kontaktfläche bei jedoch enormem Bewegungsausmaß. Damit die Kniescheibe trotzdem stabil während ihres Bewegungsausmaßes bleibt, sind verschiedene Mechanismen notwendig. Es werden hauptsächlich drei verschiedene Stabilisatoren der Patella unterschieden:
1.
Statische Stabilisatoren
Hierzu wird vor allem der Knochen bzw. die Form des Knochens gezählt. So beeinflusst dessen Achse, Torsion und Dysplasie maßgeblich die Stabilität. Als wichtigster knöcherner Stabilisator muss die Trochlea des distalen Femurs erwähnt werden. Eine Patella-Luxation bei intakter, normaler Trochlea ist fast auszuschließen (Dejour et al. 1990).
2.
Passive Stabilisatoren
Zu den passiven Stabilisatoren gehören alle Band- und Kapselstrukturen. Der wichtigste Stabilisator unter ihnen ist das mediale patello-femorale Ligament (MPFL). Bei 20° Flexion übernimmt er 60 % der Widerstandskraft aller passiven Stabilisatoren, um eine laterale Luxation zu verhindern. Das MPFL ist somit der wichtigste passive Stabilisator, vor allem in Extensionsnähe (Desio et al. 1998).
3.
Dynamische Stabilisatoren
Zu den dynamischen Stabilisatoren gehört die Muskulatur. Hier ist vor allem der Vastus medialis (VMO) des Quadrizeps-Muskels anzuerkennen.
Risikofaktoren für die Luxation
Trochleadysplasie
Die Trochlea ist der wichtigste Stabilisator der Kniescheibe (Senavongse und Amis 2005), sie führt und stabilisiert die Kniescheibe während des gesamten Bewegungsausmaßes des Kniegelenks (Amis et al. 2006). Bei der Mehrheit der Patienten mit rezidivierenden Patella-Luxation besteht eine flache oder sogar konvexe Trochlea (Dejour et al. 1990; Dejour und Saggin 2010). Die Trochleadysplasie kann als wichtigster Faktor angesehen werden, der eine mögliche Luxation voraussagt (Balcarek et al. 2019).
Nach Déjour kann die Dysplasie in vier Typen (A bis D) eingeteilt werden (Abb. 1a–e). Eine Konsequenz aus dieser Einteilung kann jedoch weder prognostisch noch therapeutisch eindeutig gezogen werden. Liegt eine Trochlea-Dysplasie vor, so müssen die umliegenden Stabilisatoren zusätzliche Arbeit übernehmen, da die Trochlea selber diese Aufgabe nicht mehr stemmen kann (Senavongse und Amis 2005). Weichteilstrukturen können so überlasten und über die Zeit lockern oder reißen.
Abb. 1
a–e: Dejour-Klassifikation der Trochleadysplasie (Dejour and Saggin 2010). a Typ A Trochleadysplasie. Die Trochlea ist flacher als normal, jedoch immer noch konkav. Durch eine Luxation ist bereits eine Knorpelläsion an der Patella entstanden. b Typ B Trochleadysplasie. Die Trochlea ist flach, evt. bereits leicht konvex. Die Patella ist in diesem Fall lateralisiert und das MPFL an der Patella ausgerissen. c Typ C Trochleadysplasie. Die laterale Kondyle ist konvex, die mediale hypoplastisch. d Typ D Trochleadysplasie. Kombination aus allem Genannten mit großem Bump. Die Patella ist in dieser Stellung des Kniegelenkes luxiert, das MPFL ausgedünnt und elongiert. e Normalbefund
×
Die gesamte Biomechanik des femoro-patellaren Gelenks ändert sich durch die Dysplasie. So ist nicht nur die Stabilität der Patella vermindert, sondern auch die Kontaktfläche zwischen Patella und Femur. Der Kontakt-Druck zwischen den beiden Knochen erhöht sich (Van Haver et al. 2015). Langfristig gesehen könnte dieser erhöhte Druck arthrotische Veränderungen fördern (Dejour et al. 1990).
Patella alta
Die zu weit proximal gelegene Patella wird als wichtiger Faktor für eine Instabilität angesehen (Insall et al. 1972; Lewallen et al. 2013; Jaquith und Parikh 2017). Die Patella gleitet „verspätet“ in die Trochlea. Während dieses Prozesses ist sie meist auch lateralisiert, was zusätzlich die Instabilität steigert. Verschiedene Indices können angewendet werden, um die Patella alta besser zu quantifizieren. Neben dem Insall-Salvati-Index (Insall und Salvati 1971), dem Blackburne-Peel (Blackburne und Peel 1977), hat sich vor allem der Caton-Deschamps-Index (Caton et al. 1982) durchgesetzt. Bei Letzterem wird der Index von über 1.2 als Patella alta angesehen (Abb. 2).
Abb. 2
Konventionelles Röntgenbild Knie seitlich: Die Dysplasie mit Bump kann durch ein „crossing sign“ der Trochlea mit den Kondylen erkannt werden (roter Pfeil). Nach der alten Klassifikation ist eine Typ III Dysplasie zu erkennen (Dejour et al. 1990; Dejour und Saggin 2010). Der Caton-Deschamps-Index berechnet die relative Patella-Höhe. A (güne Linie): Abstand zwischen dem vorderen Winkel des Tibiaplateaus und dem untersten Aspekt der Patella-Gelenkfläche, B (blaue Linie): Länge der Patella-Gelenkfläche. Caton-Deschamps index = A/B. Interpretation: Normaler Bereich: 0,8–1,3; Patella alta: > 1,3; Patella baja: < 0,8
×
In vielen Studien wird die Grenze zur Patella alta vielfach erst ab 1.3 gesetzt (Camathias et al. 2016b). Gerade bei Kindern mit offenen Fugen sind die erwähnten Indices jedoch teilweise schwierig anzuwenden. Insbesondere der Insall-Salvati-Index ist nicht immer reproduzierbar, da der distalste Punkt der Patella-Sehne nicht einfach zu eruieren ist (Thévenin-Lemoine et al. 2011). Der Koshino-Index wurde daher explizit für Kinder mit offenen Fugen entwickelt (Koshino und Sugimoto 1989). In der Praxis erscheint Letzterer jedoch eher kompliziert und schwierig anzuwenden. Der Caton-Deschamps-Index hingegen bewährt sich auch bei Kindern (Thévenin-Lemoine et al. 2011).
Auch eine Patella alta erhöht den Kontakt-Druck zwischen ihr und dem Femur und steht so ebenfalls im Verdacht, Degenerationen zu begünstigen (Luyckx et al. 2009; Stefanik et al. 2010).
Die Form der Patella wird oft herangezogen, um eine Instabilität besser zu beschreiben. Bislang ist ein Zusammenhang zwischen der Form der Patella und einer vermehrten Instabilität jedoch noch nicht gefunden worden. Es besteht aber womöglich eine Relation zwischen Form der Patella und der Trochlea. Vollständigkeitshalber soll die Wiberg-Klassifikation erwähnt sein, welche die Form der Patella darstellt. Es werden fünf Typen unterschieden, von der normalen Typ I-Variante bis hin zur Typ V-Variante, welche auch als Jägerhut-Patella beschrieben wird (Fucentese et al. 2006; Panni et al. 2011; Monk et al. 2011).
Mechanische Achse
Mit zunehmender Valgusachse des Kniegelenks erhöht sich das Risiko für eine Patellainstabilität. Die Patella selber wird dabei weiter nach lateral positioniert. Insbesondere in Kombination mit Rotations-Anomalien verstärkt sich der Effekt des Valgus. Anders als bei Erwachsenen ändert sich aber die Achse während des Wachstums. So ist ein Valgus von 10° bei unter Fünfjährigen noch normal. Bis zur Pubertät sollten sich jedoch Normalwerte entwickeln, welche jenen der Erwachsenen gleichen (Westhoff et al. 2002).
Antetorsion des Femurs
Die erhöhte Antetorsion des Femurs wurde bereits früh als mögliches Problem für das patello-femorale Gelenk angesehen (Weber 1977). Eine hohe Antetorsion steigert den Druck an der lateralen Wand der Trochlea und begünstigt auch ein Kippen (Tilt) der Patella. Dieser Effekt kann die Patella bereits subluxieren (Eckhoff et al. 1994). Gleichzeitig wird das mediale patello-femorale Ligament (MPFL) angespannt und kann sich mit der Zeit ausdehnen. Vor allem extensionsnah ist dieser Mechanismus, welcher das MPFL überlastet, zu beobachten (Powers et al. 2003). Trotzdem muss der Einfluss der Torsion auf mögliche Luxationen relativiert werden. Allein die erhöhte Antetorsion führt nicht zur Luxation. Andere Faktoren müssen zusätzlich vorhanden sein (Balcarek et al. 2019).
Vergleichbar mit der Achse des Beines ändert sich die Antetorsion des Femurs ebenfalls während des Wachstums. Beim Kleinkind sind hohe Antetorsionen zu messen, die sich bis zum 10. Lebensjahr meist normalisieren. Bestehen auch nach Wachstumsabschluss hohe Werte über 35°, kann sich die Inzidenz für eine Arthrose femoro-patellär steigern (Takai et al. 1985).
Externe Rotation der Tibia
Auch die erhöhte Außenrotation der Tibia wird als Risikofaktor für die Patellaluxation angesehen (Turner und Smillie 1981). Vermutet wird, dass der Hebelarm des Quadrizeps-Muskels durch die Außenrotation vermindert wird. Kontrahiert sich dann der Muskel, lateralisiert sich auch die Patella zunehmend (Sanchis-Alfonso 2011).
Rotationsinstabilität des Kniegelenks
Obwohl die Rotationsinstabilität des Kniegelenks (noch) nicht als Risikofaktor für eine Patellaluxation angesehen wird, so kann vor allem eine postero-laterale Insuffizienz damit verknüpft sein (Camathias 2015).
Im Gegensatz zu Erwachsenen sind Instabilitäten des Meniskus bei Kindern relativ häufig (Seil und Pape 2009). Diese Instabilitäten bzw. die ungenügende Fixierung des Meniskus führen zur erhöhten Rotation femoro-tibial. Fehlen postero-lateral die popliteo-meniscalen Bandstrukturen, kann dies die Rotation um bis zu 15° erhöhen (Stäubli und Birrer 1990; Suganuma und Ohkoshi 2011).
Wird die Tibia rotiert, so rotiert ebenfalls die Tuberositas tibiae und somit auch die Patella-Sehne. Die Distanz der Tuberositas tibiae zur Trochlea (tibial tuberosity-trochlear groove distance, TT-TG) ändert, wie auch die Patella geführt wird. Diese vermehrte Rotation könnte daher auch die Stabilität der Patella beeinflussen (Camathias et al. 2016a).
Weichteile und das mediale patellofemorale Ligament (MPFL)
Das MPFL ist eine extrakapsuläre Struktur, welche ihren Ursprung am medialen Epikondylus findet und zur medialen Seite der Patella zieht (Warren et al. 1974). Das MPFL wird als wichtigster passiver Stabilisator der Kniescheibe wahrgenommen (Desio et al. 1998). Das MPFL bzw. ein rupturiertes oder elongiertes MPFL kann nicht als ursächlicher Faktor für eine instabile Patella bezeichnet werden. Es ist die Folge bzw. ein Symptom der Instabilität. Bei einer ersten Patella-Luxation reißt meist auch das MPFL. Bei konservativer Therapie kann das Band wieder vernarben, erreicht jedoch selten die Stabilität wie vor der Luxation. Da das Ligament bei der rezidivierenden Form nicht mehr, oder nur noch elongiert vorhanden ist, trägt es nicht mehr wesentlich zur Stabilisierung der Patella bei (Abb. 1d). Das Risiko für weitere Luxationen steigt deshalb weiter (de Oliveira et al. 2014).
Generalisierte Hyperlaxität/Syndrome
Grunderkrankungen, die mit einer generalisierten Hyperlaxität einhergehen, weisen ein deutlich höheres Risiko auf, eine rezidivierende Patella-Luxation zu entwickeln (Nomura et al. 2006). Zu den bekanntesten Symptomen mit Laxitätsproblemen gehören das Ehlers-Danlos-, oder Marfan-Syndrom. Auch die Trisomie 21 oder weniger bekannte Syndrome gehen häufig mit einer Hyperlaxität der Bandstrukturen einher. Von Syndromen abzugrenzen ist die natürliche, altersabhängige Laxität. Kinder sind laxer als Erwachsene, was sich beispielsweise mit einer größeren arterio-posterioren Schublade im Kniegelenk manifestiert (Flynn et al. 2000). Auch sind Mädchen mit einsetzender Pubertät laxer als ihre männlichen Altersgenossen. Beides, Alter und Geschlecht, kann sich zusätzlich negativ auf das Luxationsrisiko auswirken (Sanders et al. 2017; Parikh et al. 2018).
Symptomatik
Anders als bei Erwachsenen bietet die Symptomatik der Patella-Luxation bei Kindern und Jugendlichen ein variables Bild. Selbstredend ist der Schmerz einer Luxation eindrücklich, langfristig jedoch nicht immer im Fokus der Patienten. Vor allem bei der rezidivierenden Form steht vielmehr die Angst vor der nächsten Patella-Luxation im Vordergrund (Kadowaki et al. 2017). Das Gefühl, jederzeit die Kontrolle über das eigene Kniegelenk verlieren zu können, schränkt die betroffenen Jugendlichen in ihrem Wirkungskreis deutlich ein. So können Sie oft an normalen sozialen Ereignissen wie Tanzen oder Sport nicht mehr teilnehmen. Diese Einschränkungen sind häufiger viel belastender für Jugendliche als letztlich der Schmerz der einzelnen Patella-Luxation. Die psychischen und sozialen Folgen dieser Erkrankung sollten in jedem Fall bedacht werden. Auch sie sollten in die Gesamtbeurteilung einfließen, bevor weitere therapeutischen Schritte entschieden werden.
Diagnostik
Klinische Untersuchung
Neben einer genauen Anamnese gehört die klinische Untersuchung zu den wichtigsten Schritten, die das weitere Vorgehen definieren.
Primär sollte untersucht werden, wie der Patient läuft. Eine Patella-Instabilität lässt das Kniegelenk während der Standphase um bis zu 10° weniger flektieren. Damit wird vermutlich die instabilste Phase der „Loading response“ weniger stark belastet. Der Patient fühlt sich so sicherer (Camathias et al. 2020).
Neben der sorgfältigen Knie-Begutachtung sollte die gesamte Beinachse in sagitaler, frontaler und axialer Sicht beurteilt werden. Die oben erwähnten Risikofaktoren sollten klinisch beurteilt werden. Es bewährt sich, vor allem die Antetorsion des Femurs und die Torsion des Unterschenkels auch klinisch zu bestätigen und nicht nur auf die radiologische Messung zu vertrauen (Hefti 2000, 2015). Intraartikuläre Instabilitäten können eine Patella-Pathologie vortäuschen. Reguläre Stabilitätstest wie der Lachman- oder Pivot-Shift-Test sind abseits der spezifischen „Patella-Tests“ in jedem Fall vorzunehmen. Vor allem die Rotationsinstabilität des Kniegelenks ist radiologisch bis anhin kaum zu erkennen, weshalb die Klinik entscheidende Vorteile bringt. Hier sind vor allem der Dial-Test oder spezifischere Tests zu erwähnen, welche postero- oder antero-mediale und -laterale Instabilitäten untersuchen (Jagodzinski et al. 2016).
Bei der spezifischen Untersuchung wird primär das Patellagleiten passiv und aktiv beobachtet. Vielfach kann bereits passiv ein lateralisiertes Gleiten festgestellt werden. Aktiv wird im Sitzen das „J-sign“ überprüft, indem beim sitzenden Patienten das Kniegelenk aus der Biegung gestreckt wird. Dieses Zeichen wird häufig nach Patellaluxation oder einer Patella alta gefunden. Ist die Patella instabil, gleitet sie extensionsnah nach lateral und zeichnet dabei ein umgekehrtes „J“. Die anatomische Ursache des J-signs ist nicht restlos geklärt. Es wird angenommen, dass es sich positiv zeigt, wenn die Patella in Extension keine Führung durch die Trochlea erfährt (Post 1999).
Neben dem J-sign sind der „Quadranten-Test“ (Patellar Glide Test) und der Apprehension-Test wichtige Werkzeuge in der Beurteilung einer Patella-Stabilität.
Beim Quadraten-Test wird das Patellofemoral-Gelenk in vier virtuelle Quadranten geteilt. Bei extendiertem Knie und entspannter Muskulatur wird die Patella soweit wie möglich nach lateral und nach medial geschoben. Lässt sich die Patella mehr als zwei Quadranten nach lateral verschieben, muss dies als pathologisch eingestuft werden. Kann die Patella medial weniger als einen Quadranten verschoben werden, weist dies auf verkürzte laterale Strukturen hin (Post 1999).
Der Quadranten-Test geht meist automatisch in den Apprehension-Test über (Fairbank 1937). Bei zunehmender Lateralisierung der Patella verspüren die Patienten häufig ein unangenehmes Gefühl oder Angst. Sie ziehen reflektorisch das Bein zurück oder versuchen, den Untersucher an der weiteren Manipulation zu hindern. Verschärft werden kann der Test mit einer zusätzlichen Biegung des Kniegelenks bei konstantem Druck auf die Patella nach lateral.
Abschließend sollte die Muskulatur auf Hypotrophien und Verkürzungen untersucht werden. Vor allem der VMO des Quadrizepsmuskels neigt zu Hypotrophie und Asymmetrie im Vergleich zur Gegenseite.
Radiologische Abklärung
Die primäre Diagnostik erfolgt mit dem konventionellen Röntgen. Eine anterior-posteriore Aufnahme sowie eine streng seitliche Aufnahme, komplettiert durch eine tangential aufgenommene Patella in ca. 30° Flexion, können bereits in der Notfallsituation osteochondrale Fragmente bestätigen. Rein chondrale Fragmente können jedoch nicht dargestellt werden, sodass sich die weitere Abklärung empfiehlt. In der streng seitlichen Röntgenaufnahme können zusätzlich die Patellahöhe als auch eine Trochleadysplasie erkannt werden (Dejour et al. 1990) (Abb. 2).
Die weitere Diagnostik wird einerseits durch eine Computertomografie (CT) oder durch eine Magnetresonanztomografie (MRT) ergänzt. Die MRT hat gegenüber der CT den entscheidenden Vorteil, dass Bandstrukturen wie das MPFL dargestellt werden können. Ebenfalls kann Knorpel ohne Kontrastmittel dargestellt werden und so die tatsächliche Dysplasie der Trochlea festgestellt werden (Stäubli et al. 1999; Tan et al. 2019). Natürlich spielt die Strahlenbelastung gerade bei Kindern auch eine entscheidende Rolle, weshalb zunehmend die MRT als entscheidendes Diagnostikum gewählt wird. Ergänzend können die Aufnahmen mit angespannter oder entspannter Quadrizeps-Muskulatur durchgeführt werden.
Zur vollständigen Abklärung gehören auch die Quantifizierung etwaiger Torsions-Abnormitäten und die Beinachse. Die Torsionsverhältnisse des Femurs und der Tibia können heutzutage problemlos im CT oder MRT gemessen werden.
Prinzipiell können die Antetorsion des Femurs auch im konventionellen Röntgen mittels Dunn-Rippstein-Aufnahme und die Torsion des Unterschenkels mit Hilfe von Ultraschall ermittelt werden (Dunn 1952; Hudson et al. 2006) (Abb. 3).
Abb. 3
Torsionsmessung des Femurs nach Dunn-Rippstein. Es wird der Winkel zwischen Schenkelhals und Boden bzw. Gestell gemessen, nicht Femurschaft (siehe rote Linien). Da es sich um einen projizierten Winkel handelt, muss dieser mit dem CCD(Centrum-Collum-Diaphysen)-Winkel eines ap-Bilds abgeglichen und korrigiert werden. Ab 50° gemessener Antetorsion am Dunn-Bild vergrößert sich der Winkel um weitere 10° und mehr. Darunter sind die gemessenen Werte relativ konstant (Dunn 1952)
×
Alle erwähnten Methoden weisen ähnliche Sensitivitäten und Spezifitäten auf. Die Beinachse wird an einer stehenden Ganzbein-Aufnahme ermittelt. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Kniegelenke nach vorne ausgerichtet sind. Normalerweise wird hierzu als Referenz die Patella herbeigezogen, welche zentriert nach vorne zeigt. Bei Patienten mit rezidivierender Patella-Luxation kann die Patella jedoch deutlich lateralisiert sein, sodass eine Aufnahme mit zentrierter Patella das Kniegelenk zu weit nach innen rotieren würde. In der Folge neigt man dazu, das Bein valgischer zu beurteilen, als dies wirklich der Fall ist. In diesen Fällen kann man sich an den posterioren Femur-Kondylen orientieren, welche plan zur Aufnahme-Ebene stehen sollten.
Es können etliche radiologische Parameter, wie die Sulcustiefe, die Lateralisation der Patella, oder der TT-TG (Tibial Tuberosity-Trochlear Groove distance) gemessen werden. Vielfach fehlt, wie beispielsweise bei der TT-TG, die standardisierte Aufnahmetechnik, sodass die Messung fehleranfällig wird. Damit werden auch die daraus zu ziehenden Konsequenzen fragwürdig (Camathias et al. 2016a). Insbesondere die Rotation des Kniegelenks scheint während einer Aufnahme schwierig zu kontrollieren, weshalb beispielsweise die TT-TG unstet abgebildet werden kann. Eventuell erweisen sich neuere Messparameter, welche näher am Drehzentrum liegen wie der TT-PCL (Tibial Tuberosity-posterior cruciate ligament distance), als aussagekräftiger (Seitlinger et al. 2012) (Abb. 4).
Abb. 4
Tibial Tuberosity-Trochlear Groove(TT-TG)-Distanz (gelber Doppelpfeil). Überlagerte Tibia und Femur. Die roten Linien kennzeichnen die Tuberositas tibiae und die Trochlea am Femur
×
Die entscheidende radiologische Abklärung ist heutzutage die MRT des Kniegelenks.
Therapie
Primärbehandlung
Selbstredend sollte jede akute Patella-Luxation reponiert werden. Die Patella ist meist bei flektiertem Kniegelenk luxiert. Kniebeuger und -strecker sind gleichzeitig maximal angespannt und verhindern jegliche Bewegung im Kniegelenk. Entspannt sich der Patient, lösen sich meistens die Schmerzen, das Kniegelenk kann wieder gestreckt werden und die Patella rutscht von alleine wieder in die richtige Stellung. Gegebenenfalls sollte die Patella bei diesem Manöver medial gehalten bzw. unterstützt werden, damit eine kontrollierte Reposition durchgeführt werden kann und die Patella nicht gegen die Kondyle schlägt. Bleibt die Kniescheibe trotz guter Entspannung nach wie vor an der Seite verhakt, so sollte sie nicht zu kraftvoll in die Ausgangsstellung gedrückt werden. Es droht ein Knorpelschaden.
Es lohnt sich, die Patienten zu instruieren, wie sie bei der nächsten Luxation die Patella selber wieder reponieren könnten.
Konservative Therapie
Die weitere Therapie der Patella-Luxation unterscheidet sich primär zwischen Typ I (Erstluxationen) und den höheren Typen II-IV.
Typ IB Erstluxation ohne osteochondrale Fraktur
Erstluxationen des Typ IB werden konservativ behandelt. Operative Stabilisierungen bei Erstluxationen konnten im Langzeit-Verlauf keine besseren Resultate liefern. Die Reluxations-Rate variiert zwischen 35–70 %, wobei die subjektiven Resultate befriedigend sind (Palmu et al. 2008; Vavken et al. 2013; Smith et al. 2015; Erickson et al. 2015; Regalado et al. 2016; Askenberger et al. 2017). Das höchste Reluxationsrisiko weisen Patienten mit offenen Fugen und einer Trochleadysplasie auf (Lewallen et al. 2013).
Bereits zu Beginn sollte eine Schiene dem Knie angepasst werden, welche die Patella von lateral medial drückt. Dieses Manöver ist nicht in jedem Fall möglich, da vielfach ein großer Erguss vorliegt. Von Fall zu Fall kann entschieden werden, ob der Erguss drainiert wird oder ob auf eine Schiene ohne Druck lateral ausgewichen wird. Das Kniegelenk sollte für 4–6 Wochen ruhiggestellt werden. Eine Physiotherapie kann bereits früh begonnen werden, wobei in den ersten Wochen zurückhaltend und isometrisch behandelt werden sollte. Nach sechs Wochen kann die Kraft, insbesondere des VMO, wieder aufgebaut werden. Auf die Schiene mit lateralem Druck sollte für insgesamt drei Monate nicht verzichtet werden. Alternativ kann die Kniescheibe auch nach medial mit Klebeband fixiert werden. Nachkontrollen erfolgen bei uns nach 6 und 12 Wochen.
Operative Therapie
Typ IA Erstluxation mit osteochondraler Fraktur
Erstluxationen des Typ IA weisen eine osteochondrale Fraktur auf. Je nach Größe des Fragments sollte die Refixation oder Entfernung des Fragments diskutiert werden. Größere Fragmente (>1,5 cm) können mit Schrauben oder Pins fixiert werden. Von resorbierbaren Schrauben wird abgeraten (Camathias et al. 2015). Wird die Indikation gestellt, so muss ebenfalls die Frage geklärt werden, ob zusätzlich stabilisiert werden soll (Abb. 5a–e).
Abb. 5
a–e: Patellaluxation mit Abriss eines Knorpel-Knochenfragments von der Patella. a Das Fragment ist in den konventionellen Aufnahmen lediglich auf dem axialen Röntgenbild ersichtlich. Auch hier kann es leicht verpasst werden (roter Pfeil). b Im axialen MRT-Bild kann der Defekt und das Fragment deutlich besser dargestellt werden. Am linken Bild deutet der rote Pfeil auf den Krater der Patella, wo einst der Knorpel verankert war. Es findet sich eine Dysplasie Typ B. Am rechten Bild wenige Bildschnitte distaler kann im lateralen Rezessus das Knorpel-Knochenfragment gefunden werden. An der medialen Patellefacette und der lateralen Kondyle präsentieren sich Hyperintensitäten im Knochen, die typischen Stigmata einer stattgehabten Patellaluxation. Sie kennzeichnen die Kontusionsmarken an Patella und Femur. c Geborgenes Fragment. d Entsprechender Defekt an der Patella. e Das Fragment wurde mit 4 × 2 mm Titanschrauben refixiert
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Typ IIA/B rezidivierende Luxation/Subluxation
Bei rezidivierender Luxation oder Subluxation der Patella kann die operative Stabilisierung erwogen werden. Ausschlaggebend für die Indikation ist der Leidensdruck des Patienten. Als primäres Symptom sollte die Instabilität angesehen werden und nicht der Schmerz. Letzteres kann durch stabilisierende Maßnahmen schlechter beeinflusst werden (Knoch et al. 2006). Gerade bei Jugendlichen muss dieser Unterschied aktiv nachgefragt werden, da nicht selten zwar eine Instabilität vorhanden ist, jedoch diese nicht der Grund der Beschwerden ist, die vorgetragen werden.
Über 100 verschiedene Operationsmethoden sind bekannt, um eine instabile Patella zu versorgen. Nachfolgend werden die wichtigsten vorgestellt.
Weichteil-Operationen
Mediale Raffung, laterale Lösung
Zu den bekanntesten Maßnahmen gehört die mediale Raffung des Kapselgewebes und des MPFLs. Gleichzeitig wird lateral Gewebe gelöst. Diese Methode präsentiert eine mäßige Erfolgsquote mit einer hohen Reluxationsrate (Camp et al. 2010; Vavken et al. 2013). Als alleinige Maßnahme werden die mediale Raffung und die laterale Lösung praktisch nicht mehr durchgeführt.
Als Arbeitstier der Stabilisierungs-Methoden hat sich die MPFL-Ersatzplastik etabliert. Das MPFL wird hierbei durch ein Implantat ersetzt. Verschiedene Varianten mit unterschiedlichen Transplantaten (Hamstrings, Quadrizepssehne etc.) oder Fixationsmethoden (Interferenzschrauben, Anker, Fadenfixation etc.) wurden beschrieben und evaluiert (Mackay et al. 2014; Testa et al. 2015). Keine Methode scheint in Cadaver-Tests schlechter als die andere abzuschneiden (Stephen et al. 2016). Die Reluxationsrate ist in den ersten Jahren gering. Nach zwei Jahren liegt die Reluxations-Rate bei ca. 1 %. Ebenso gering ist die Studienlage mit einer Nachkontroll-Zeit von mehr als vier Jahren (Tompkins und Arendt 2015). Die Reluxationsrate bzw. Beschwerden nach einer MPFL-Rekonstruktion sind nach 4–8 Jahren bei über 20 % anzusiedeln. Bei Jugendlichen erhöht sich dieser Wert auf fast 29 % (Gravesen et al. 2019; Nwachukwu et al. 2016). Die Langzeit-Tauglichkeit dieser Methode ist momentan nur spärlich belegt.
Mit der MPFL – Plastik wird der wichtigste passive (Weichteil-)Stabilisator der Patella ersetzt. Vor allem in Extension stabilisiert das MPFL.
Wo femoral fixiert wird, stellt einen der wichtigsten Punkte während der Operation dar. Ein inkorrekt gewählter Punkt kann den Erfolg der Operation langfristig gefährden. Verschiedene Studien bestätigen den Ursprung des MPFLs im Bereich des Epicondylus adductorium (Hinckel et al. 2018).
Schöttle et al. haben eine einfache Methode entwickelt, um eine korrekte femorale Position zu erreichen (Schöttle et al. 2009). Trotzdem weisen nicht wenige Studien darauf hin, dass femoral das MPFL sich nicht fix an einem Ort darstellen lässt und eventuell patientenspezifisch eruiert werden sollte (Kang et al. 2010; Blatter et al. 2016; Sobhy 2019).
Bei Kindern ist dieser Punkt noch schwieriger zu bestimmen. Einige Studien lokalisieren den Ursprung oberhalb, einige unterhalb der Fuge (Shea et al. 2015, 2018). Der Epicondylus befindet sich meistens dort, wo auch die Wachstumsfuge lokalisiert ist. Es ist deshalb anzunehmen, dass sich der Ursprung des MPFLs an der Wachstumsfuge befindet. Positioniert man das MPFL-Implantat anatomisch, riskiert man Wachstumsstörungen. Wird es nicht anatomisch implantiert, wird es sich eher auslockern. Unterhalb oder oberhalb der Fuge platzierte Plastiken entfernen sich während des Wachstums zunehmend weiter weg vom Ursprung. Es erstaunt deshalb nicht, dass diese Plastiken bei Kindern und Jugendlichen häufiger zu Re-Luxationen führen und schlechtere Ergebnisse liefern als bei Erwachsenen. Trotzdem besteht die Indikation für eine Plastik: einerseits als Überbrückung bis eine definitive Lösung nach Wachstumsabschluss gefunden werden kann, anderseits als Unterstützung für andere Eingriffe (knöcherne oder andere Weichteil-Eingriffe). Nelitz et al. beschreiben, wo genau und wie der Insertionspunkt technisch am Femur positioniert werden kann (Nelitz et al. 2013).
Zu erwähnen bleibt die extra-anatomische Rekonstruktion des MPFL mittels einer Hamstring-Sehne (Grazilis oder Semitendinosus), welche nah am Pes anserinus, proximal aber nicht abgesetzt wird. Die Sehne wird distal des Ursprungs des medialen Kollateralbands, unter dem Kollateralband zur Patella geführt und dort befestigt. Diese Technik, welche auch als dynamische MPFL-Rekonstruktion bekannt ist, weist in Kurzzeit-Studien gute Resultate (Ostermeier et al. 2007; Becher et al. 2014) auf.
Korrektur am Streckapparat und extensive Weichteil-Korrekturen
Verschiedene Korrektur-Möglichkeiten bieten sich am distalen und proximalen Streckappparat an. Hierzu zählen vor allem die nach medial verlagerte, halbe Patellarsehne nach Goldthwait und die Distalisierung des Ansatzes des M. Vastus medialis nach Insall (Goldthwait 1899; Insall et al. 1979).
In der bereits früh erwähnten Methode von Goldthwait wird die laterale Hälfte der längst gespaltenen Patellarsehne unter den medialen Anteil soweit wie möglich nach medial gezogen und dort fixiert (Abb. 6). Zwar kann die Methode bereits bei weit offenen Fugen durchgeführt werden, weist jedoch auch eine hohe Reluxationsrate von 36 % auf (Chavez et al. 1998). Als alleinige Methode hat sie sich nicht durchgesetzt. In Kombination mit anderen Methoden erscheint sie jedoch sinnvoll.
Abb. 6
Schematische Darstellung der Operation nach Goldthwait (aus Hefti 2015)
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Ähnlich gestaltet sich die Methode nach Grammont, bei der der Ansatz des Lig. patellae distal nach medial verschoben wird. Das Ligament kann verschoben werden, ohne dass es komplett von der Tibia abgesetzt wird. Gleichzeitig kann es mit anderen Techniken kombiniert werden, beispielsweise einer Stabilisierung nach Langenskiöld. Die Resultate sind vielversprechend. Nichtdestotrotz wurden Studien über diese Eingriffe meist bei Patienten mit lediglich leichtgradigen Trochleadyplasien durchgeführt oder die Studien besitzen nur eine kurze Nachuntersuchungszeit. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Langzeit-Resultate präsentieren (Kraus et al. 2012; Musielak et al. 2020).
Insall hat 1979 eine Technik beschrieben, welche den Ansatz des Vastus medialis absetzt und weiter distal an die Patella wieder verankert (Abb. 7). Auch diese Methode eignet sich gut bei Kindern und Jugendlichen, verletzt sie doch keinesfalls die Fugen. Auch hier sind die Langzeit-Ergebnisse nicht außerordentlich gut, sodass die Methode heutzutage nicht mehr als alleinige Maßnahme durchgeführte werden sollte.
Abb. 7
Schematische Darstellung der Operation nach Insall (aus Hefti 2015)
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Größere Weichteil-„Umstellungen“ wie sie Stanisavljevic (Stanisavljevic et al. 1976) oder Green (Green et al. 1968) propagieren, welche extensiv den Quadrizeps-Muskel absetzen und umsetzen (vielfach kombiniert mit Goldthwait und/oder Insall), weisen in Langzeitstudien schlechte bis sehr schlechte Ergebnisse aus. Bei bis zu 80 % der Patienten luxiert die Patella erneut nach 10 Jahren. Da zusätzlich große Hautinzisionen notwendig werden und kosmetisch ein nicht minder schlechtes Ergebnis zu erwarten ist, kann heutzutage bei rezidivierenden Patellaluxationen diese Methoden nicht mehr empfohlen werden (Camathias et al. 2014; Vacariu et al. 2020).
Knöcherne Korrekturen
Knöcherne Korrekturen haben bei Kindern und Jugendlichen den Nachteil, dass sie mit dem Wachstum interferieren können. Ein bedachter Umgang mit diesen Methoden ist sicherlich im Sinne des Patienten.
Prinzipiell können Eingriffe unterschieden werden, welche explizit am Streckapparat eingreifen oder die Risikofaktoren verbessern.
Eingriffe am Streckapparat
Am distalen Streckapparat kann bei geschlossen Fugen die Tuberositas tibiae samt Ligamentum patellae nach medial versetzt werden, wie es Roux, Hauser oder Elmslie-Trillat vorgeschlagen haben (Trillat et al. 1964; Hauser 2006). Gleichzeitig kann der Ansatz des Ligaments nach distal versetzt werden, um einer Patella alta entgegenzuwirken. Nach 10 Jahren ist mit einer Reluxationsrate von 20 % und einer fortgeschrittenen Arthrose tibio- und patellofemoral in über 20 % zu rechnen (Farr et al. 2013).
Wird die Patella zusätzlich distalisiert, ändern sich ebenfalls die Druckverhältnisse zwischen Patella und Femur. Diese Druckänderung kann sich über die Zeit negativ für das Gelenk auswirken und ebenfalls zur Degeneration führen. Die Distalisierung sollte in jedem Fall sehr dosiert eingesetzt und nur bei deutlich erhöhter Patella zum Einsatz kommen (Hefti 2015).
Korrektur der Torsion
Als Risikofaktor sollte vor allem die erhöhte Antetorsion des Femurs betrachtet werden. Eine klare Obergrenze, ab welcher man die Derotation erwägen sollte, wird zwar diskutiert, klare Richtlinien wurden bisher noch nicht festgelegt. In unserer Klinik führen wir zusätzlich eine Derotation bei Patellaluxation durch, wenn die Antetorsion mehr als 35° übersteigt. Die Operation kann bei offenen Fugen suprakondylär mit winkelstabilen Implantaten durchgeführt werden. Bei offenen Fugen sollte aber keine zusätzliche Varisation geplant werden, da das weitere Wachstum schlecht einzugrenzen ist. Hier kann mit der Wachstumslenkung besser interveniert werden.
Auch die erhöhte Torsion am Unterschenkel kann in gleicher Technik nahe am Sprunggelenk durchgeführt werden. Ebenfalls besteht hier keine klare Grenze, ab welcher Gradzahl die Osteotomie sinnvoll erscheint. Wir empfehlen Osteotomien erst ab einer Korrektur von mindestens 10–15°.
Korrektur Genu valgum
Gerade im Wachstum lässt sich ein Genu valgum mit relativ wenig Aufwand mit einer Wachstumslenkung, einer temporären Epiphysiodese, bewerkstelligen (Burghardt und Herzenberg 2010). Bei genügend Wachstumspotenz lässt sich bis zu 20° korrigieren (Hefti 2015). Gerade gegen Abschluss des Wachstums sollte das knöcherne Wachstum mittels Handplatte oder Ellenbogen erwogen werden, um nicht zu spät die Indikation für den Eingriff zu stellen. Wird die Operation vor der Pubertät erwogen, muss die Platte etwas dorsaler platziert werden als genau in der Mittelinie der Sagitalen des Femurs. Wird die Platte zu anterior platziert, riskiert man gleichzeitig, das MPFL zu verletzten und so die Stabilität der Patella weiter zu verschlechtern (Bachmann et al. 2014). Selbstredend kann eine temporäre Epiphysiodese auch an der proximalen Tibia oder an beiden Knochen indiziert sein.
Bei geringer Wachstumspotenz oder geschlossenen Fugen kann die Osteotomie und Fixation mittels winkelstabiler Platten erfolgen.
Trochleaplastik
Die Trochleaplastik versucht die Hauptursache der Instabilität, die Trochleadysplasie, zu korrigieren. Verschiedene Techniken sind bekannt und beschrieben worden (Dejour et al. 1990; Bereiter und Gautier 1994; Verdonk et al. 2005; Donell et al. 2006; Banke et al. 2014; McNamara et al. 2015; Tigchelaar et al. 2017; Camathias et al. 2018) (Abb. 8). Wie bei der MPFL-Plastik werden sehr gute Resultate mit einer tiefen Reluxations-Rate beschrieben. Die Indikation für eine Trochleaplastik wird bei größerer Dysplasie ab Grad B bis D gesehen. Der Aufwand für den Eingriff übersteigt jedoch jenen der MPFL-Plastik bei Weitem. Häufig wird der Eingriff zusätzlich mit einer MPFL-Plastik kombiniert. Auch die Nachbehandlung erscheint langwieriger. Als großer Kritikpunkt der Trochleaplastik muss die initiale Schädigung des Knorpels durch die Operation selber festgehalten werden. Bereiter beschreibt in einer Langzeit-Studien mit einem Betrachtungszeitraum von über 8 Jahren zwar keine Luxationen, jedoch Degeneration in 30 % der Fälle (Knoch et al. 2006). Hier muss beachtet werden, dass die meisten Studien ein inhomogenes Patientengut darstellen und teilweise über mehrfach voroperierte Patienten berichten. Bei Patienten, bei welchen die Trochleaplastik als erste Intervention durchgeführt wird, scheinen nach sieben Jahren noch keine Hinweise für Arthrose vorhanden zu sein (Ntagiopoulos et al. 2013). Klinisch gesehen kann der Erfolg mit der MPFL-Plastik verglichen werden, obwohl häufiger ein Apprehension-Zeichen nach der Operation bei der Trochleaplastik gefunden wird (Testa et al. 2015).
Abb. 8
Linkes Bild mit präoperativem Zustand mit Trochleadysplasie. Rechts ist der Zustand ein Jahr nach Trochleaplastik dargestellt
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Auch bei Kindern und Jugendlichen ist die Trochleadysplasie als Hauptursache für Instabilitäten anzusehen. Ungünstigerweise verläuft die Wachstumsfuge genau am Rande des Knorpels entlang. Trochleaplastiken in jeglichen Techniken würden auch die Wachstumsfuge tangieren. Daraus kann grundsätzlich auch ein Fehlwachstum resultieren. Praktisch sämtliche Autoren lehnen die Trochleaplastik bei offenen Fugen ab. In unserer Klinik haben wir das jüngste Patientengut operiert und publiziert (Camathias et al. 2016b). Auch haben wir prämature Patienten mit noch offenen Fugen mit einer Trochleaplastik versorgt (Publikation noch ausstehend), damit gute Erfahrungen gemacht und keine Wachstumsschäden beobachten müssen. Auch andere haben durchaus Erfahrung mit einer Trochleaplastik-ähnlichen Operation (Albee-Operation) gemacht und berichten ebenfalls Erfolge (Zaffagnini et al. 2010; Record 1915). Auch biomechanisch scheint die Trochleaplastik durchaus Sinn zu ergeben, verbessert sich damit auch das Gangbild. Dieser Effekt scheint jedoch nur aufzutreten, wenn der Eingriff auf beiden Seiten durchgeführt wird, also anatomisch beide Seiten „korrigiert“ werden (Ammann et al. 2020).
Typ III A/B passiv oder habituell dislozierbare Patella
Patienten mit einer Typ III Luxation weisen meist laxe Bandstrukturen auf, oder gehen mit einem Syndrom einher, welches ein weicheres Bindegewebe aufweist. Bei Typ IIIA besteht grundsätzlich eine gute Führung der Patella. Die Kniescheibe kann aber manuell aus dem Gleitlager gedrückt werden. Dieses Manöver verursacht dem Patienten normalerweise keine Schmerzen oder ein Apprehension-Zeichen. Die Patella luxiert rezidivierend, häufiger als bei den Typ II, jedoch nicht bei jedem Schritt.
Im Gegensatz dazu luxiert der Typ IIIB habituell, d. h. bei jeder Flexion oder Extension luxiert die Patella. Meist sind Kinder vor der Pubertät betroffen. Vorgestellt werden die Patienten aber Jahre nach der ersten Luxation, da – wie erwähnt – meist keine Schmerzen bei der Luxation entstehen.
Luxiert die Patella in Extension, ist sie meist auch mit einer Patella alta oder einer kurzen Trochlea vergesellschaftet (Chotel et al. 2014). Je früher die Patella luxiert (von der Flexion zur Extension), desto gravierender ist die Dysplasie der Trochlea.
Weichteilbasierte Eingriffe sind aufgrund des schlechteren Bindegewebes meist nicht zielführend. Eine alleinige MPFL-Rekonstruktion kann selten bei einer habituellen Luxation ein langfristiges Ergebnis erzielen. Meist muss mit verschiedensten Methoden (Quadrizepsplastik, Goldthwait, Insall etc.) kombiniert werden (Lattermann et al. 2007). Ist der Patient altersmäßig fortgeschritten, kann auch knöchern vorgegangen werden. Vor allem sollten die Achse und die Rotation korrekt eingestellt werden. Eine Trochleaplastik kann nach Abschluss des Wachstums erwogen werden.
Anders muss die Patellaluxation betrachtet werden, welche während zunehmender Flexion stattfindet. Je früher die Patella luxiert (von der Extension in die Flexion), desto gravierender ist dies hier der Fall (Bergman und Williams 1988; Benoit et al. 2007). Es findet sich ein umgekehrtes J-sign. Der Quadrizeps-Muskel ist meistens verkürzt. Zudem besteht eine bindegewebige Verbindung zwischen der Patella und den lateralen Strukturen. Kaum ist die Patella luxiert, funktioniert der Quadrizeps-Muskel als Flexor im Kniegelenk. Die Streckung kann deshalb aktiv bei flektiertem Gelenk nicht mehr möglich sein. Unbehandelt kann diese Form der Patellaluxation in eine permanente Patellaluxation übergehen (siehe unten).
Die Therapieprinzipien entsprechen denen der Typ IV Luxationen.
Typ IV A/B Dislozierte (permanente oder congenitale) Patella
Diese Patellaluxationen sind sicherlich die schwierigsten zu behandelnden Luxationen. Während die congenitale Luxation bereits im ersten Lebensjahr diagnostizierbar ist, entstehen permanente Luxationen erst im Laufe des Wachstums. Typischerweise werden diese vor der Pubertät entdeckt.
Gemeinsam an beiden Luxationsarten ist die verkürzte Quadrizeps-Muskulatur. Der entscheidende therapeutische Schritt ist es, diese Muskulatur zu verlängern. Wird dieser Schritt ausgelassen, so wird die Reluxation unvermeidlich.
Congenitale Luxationen sind relativ selten und durch intrauterine Fehlentwicklungen verursacht (Ghanem et al. 2000). Sie präsentieren sich typischerweise in einer Flexionsstellung des Kniegelenks (Green et al. 1968; Stanisavljevic et al. 1976). Trotz eines eindrücklichen klinischen Bildes wird die Diagnose häufig erst bei Laufbeginn gestellt. Die Patienten stürzen häufig oder es zeigt sich bereits eine Fehlstellung des Beines (Parikh und Lykissas 2016). Die Behandlung sollte unmittelbar nach gestellter Diagnose erfolgen. Durch die lateral wirkende Zugwirkung des Quadrizeps-Muskels kann sich eine Valgusfehlstellung des Femurs zunehmend verschlechtern. Syndrome sollten zu diesem Zeitpunkt in jedem Fall abgeklärt werden (Chotel et al. 2011).
Falls sich bereits eine rigide Fehlstellung des Kniegelenks in Flexion eingestellt haben sollte, so empfiehlt sich primär serielle Gipse anzulegen, um das Kniegelenk wieder in eine Streckstellung zu bringen. Danach kann beim Säugling der Quadrizeps-Muskel in verschiedenen Techniken verlängert (V-Y-Quadrizepsplastik, Judet etc.) und ebenfalls nach medial verlagert werden (Green et al. 1968; Stanisavljevic et al. 1976; Daoud et al. 1982). Gleichzeitig kann distal der Eingriff mit einer Goldthwait-Technik erweitert werden. Auch bei congenitalen Luxationen findet sich eine Dysplasie der Trochlea. Das Konzept der Therapie ist es, mit der reponierten Patella genügend Druck auf die Dysplasie auszuüben, damit sich in Folge eine normale Trochlea ausbilden kann. Diese Theorie ist jedoch bislang noch nicht bestätigt worden.
Im Gegensatz zu den congenitalen Luxationen sind permanente Luxationen im Laufe des Wachstums entstanden. Meist haben sie sich aus einer habituellen Luxation entwickelt. Aus eigener Erfahrung zeigten mehrere unserer Patienten, bevor sie innerhalb eines Jahres eine permanente Patellaluxation entwickelten, ein J-sign in Flexion. Dies bedeutet, dass die Patella in Extension gut geführte wurde, in Flexion jedoch nach lateral driftete. Von gut 20 permanenten Patellaluxation, welche wir in den letzten 10 Jahren behandelten, konnten wir diese Entwicklung bei drei Patienten feststellen. Bei den anderen 17 Patienten wurden wir in die Behandlung erst einbezogen, als die Patella bereits luxiert war.
In der Behandlung einer permanenten Patellaluxation wird das gesamte Repertoire der Stabilisierung einbezogen (Abb. 1, 2 und 3). Durch den Zug des Quadrizepsmuskel ist meist eine Valgusfehlstellung des Femurs ersichtlich. Ist diese Fehlstellung bereits früh im Wachstum entstanden, so findet sich häufig auch eine Gegenkorrektur an der Tibia. Nicht selten müssen deshalb Osteotomien an Femur und Tibia durchgeführt werden, einerseits in der Frontalebene korrigierend, anderseits auch derotierend. Die Tuberositas tibiae ist durch den Zug des Muskels regelrecht nach lateral „gezogen“ worden, sodass eine Versetzung von lateral um 90° und mehreren Zentimetern nicht unüblich ist. Nach wie vor stellt die Quadrizepsvelängerung einen essenziellen Bestandteil der Operation dar. Gleichzeitig sollten die verschiedenen Vasti neu arrangiert werden, um so eine „Balancierung“ zu erreichen. Hierzu wird der mediale Anteil nach Insall nach distal verlagert, der laterale Anteil jedoch proximalisiert. Die zusätzliche MPFL-Plastik erscheint in jedem Fall sinnvoll, eine Trochleaplastik eventuell. Da der Quadrizeps nach medial verlagert wird, entsteht lateral eine Gewebe-Lücke. Damit die Patella nicht nach medial kippt, sollte hier mit einem Fascia lata-Streifen die Lücke geschlossen werden (Chotel et al. 2014; Parikh und Lykissas 2016).
Resultate nach solchen Operationen sind rar und nur wenige Studien und Case-reports bestehen (Langenskiöld und Ritsilä 1992; Ghanem et al. 2000; Eilert 2001; Garin et al. 2007; Wada et al. 2008). Jedoch sind die Resultate vielversprechend. Aus eigener Erfahrung kann hinzugefügt werden, dass schließlich nur eine komplette Betrachtung und Behandlung sämtlicher Faktoren erfolgversprechend ist.
Mit einer langen Nachbehandlung ist zu rechnen. Insbesondere muss der Quadrizeps-Muskel wieder an Kraft gewinnen und Mobilität erhöhen. Vor dem Ablauf von zwei Jahre muss nicht mit einem zufriedenstellenden Ergebnis gerechnet werden. Grundsätzlich kann in einer ersten Phase für einige Wochen das Kniegelenk ruhiggestellt werden und lediglich passiv bewegt werden. Nach 4–6 Wochen können isometrische Übungen begonnen werden. Zur Vollbelastung kann nach 8–10 Wochen übergegangen werden. Eine physiotherapeutische Beübung sollte für sicher ein Jahr absolviert werden.
Die Behandlung der Patella-Luxation weist viele Tücken und Gefahren auf. Die gesamtheitliche Betrachtung des Problems hilft mögliche zukünftige Risiken zu reduzieren. Die einseitige Therapieform wird der komplexen Pathologie nicht gerecht.
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