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Pädiatrie
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Publiziert am: 01.04.2019

Acne vulgaris bei Jugendlichen

Verfasst von: Regina Fölster-Holst, Thomas Bieber und Astrid Steen
Die meist in der Adoleszenz und im frühen Erwachsenenalter auftretende Akne ist sehr häufig, wobei gewöhnlich der Beginn in das 10.–12. Lebensjahr fällt. Bei früherem Beginn ist mit einem schwereren Verlauf zu rechnen. Der spontane Verlauf der Akne kann sich bis zum 30. Lebensjahr hinstrecken. In der westlichen Hemisphäre kann man davon ausgehen, dass 60–80 % der 12- bis 25-Jährigen von Akne betroffen sind.
Die meist in der Adoleszenz und im frühen Erwachsenenalter auftretende Akne ist sehr häufig, wobei gewöhnlich der Beginn in das 10.–12. Lebensjahr fällt. Bei früherem Beginn ist mit einem schwereren Verlauf zu rechnen. Der spontane Verlauf der Akne kann sich bis zum 30. Lebensjahr hinstrecken. In der westlichen Hemisphäre kann man davon ausgehen, dass 60–80 % der 12- bis 25-Jährigen von Akne betroffen sind.
Ätiologie und Pathogenese
Zur Entstehung sind sowohl exogene als auch endogene Faktoren erforderlich. Von Bedeutung sind die in der Pubertät auftretende Steigerung der Lipidsynthese, die Verhornungsstörung im Follikelinfundibulum (dadurch Entstehung eines Staus der Lipidmassen), die Anwesenheit von Corynebacterium acnes und die entsprechende Sezernierung von Lipiden mit Freisetzung von proinflammatorischen freien Fettsäuren. Zwillingsstudien zeigen eine genetische Komponente. Der Genuss insulinotroper Nahrungs- und Genussmittel, insbesondere Milch und Getreideprodukte mit hohem glykämischen Index, verstärken die in der Pubertät passager auftretende physiologische Insulinresistenz und führen zu einer pathologischen Überhöhung bereits physiologisch gesteigerter Wachstumssignale der Pubertät.
In der Regel ist die Akne nicht auf einen Überschuss an Androgenen zurückzuführen, sondern auf eine erhöhte Empfindlichkeit der Talgdrüsenrezeptoren gegenüber Androgenen. Bei Vorhandensein von eindeutigen Zeichen einer Androgenisierung muss an ein polyzystisches Ovarsyndrom gedacht werden.
Klinische Symptome
Das Bild der Acne vulgaris (Abb. 1) wird durch das unterschiedlich stark ausgeprägte Vorhandensein von offenen und geschlossenen Komedonen, Papeln, Papulopusteln sowie in schweren Fällen von Knoten bestimmt. Die Akne wird üblicherweise in 4 Schweregrade eingeteilt, wobei die Gradeinteilung von dem Überwiegen einzelner oder mehrerer Primäreffloreszenzen bestimmt wird. Die Acne comedonica (üblich im Stirnbereich bei jüngeren Mädchen) stellt meist die Erstmanifestation der Akne dar. Bei Überwiegen von Papeln und Papulopusteln stellt sich dann das Vollbild einer Acne papulopustulosa dar. Bei schwereren Verlaufsformen kommt es nicht selten im Gesichts-, Brust- und Rückenbereich zur Bildung von Knoten und Zysten, die dann dem Vollbild der Acne conglobata entsprechen (Abb. 2).
Sonderformen
Es gibt folgende Sonderformen der Acne vulgaris:
Acne neonatorum
Die Acne neonatorum wird auf mütterliche, von einigen Autoren auch auf die kindliche Produktion von Androgenen zurückgeführt. Sie entsteht direkt postnatal und heilt in der Regel spontan ab.
Eine echte Acne neonatorum ist eher selten, meist handelt es sich um die neonatale zephale Pustulose, die eine Assoziation zu Malassezia species aufweist.
Acne excoriée des jeunes filles
Die fälschlicherweise als Akne bezeichnete Krankheit weist keine der Primäreffloreszenzen der Acne vulgaris auf, sondern ist geprägt durch zahlreiche exkoriierte Papeln. Die artifizielle Komponente dieser Krankheit steht im Vordergrund und bedarf in der Regel einer psychosomatischen Betreuung.
Acne cosmetica
Die Acne cosmetica entsteht durch eine unsachgemäße Anwendung von fettreichen Kosmetika.
Acne fulminans
Die Acne fulminans, eine meist bei Jugendlichen im Pubertätsalter auftretende akute Form der Akne, geht mit ausgeprägten Systemzeichen wie Fieber, Arthralgien und Leukozytose einher. Klinisch ist sie durch das plötzliche Auftreten von Papeln, Zysten und Knoten im Brust- und Rückenbereich gekennzeichnet.
Therapie
Die übermäßige Talgproduktion kann bei jungen Frauen durch die Einnahme von Antiandrogenen (z. B. Cyproteronacetat) eingedämmt werden. Die Proliferation der Keime kann lokal oder systemisch mittels Antibiotika bekämpft werden. In der Regel haben sich hier Tetrazykline bzw. Minozyklin sehr gut bewährt. Bei den entzündlichen Formen der Akne (mit vielen Papeln und Papulopusteln) empfiehlt sich ebenfalls eine lokale antibakterielle Therapie mit Benzoylperoxid (5 oder 10 %). Die Verhornungsstörung wird in der Regel durch den Einsatz von topischen Retinoiden (z. B. Adapalen) bekämpft. Die Verordnung von 20 % Azelainsäure enthaltenden Präparationen (z. B. Skinoren) hat sich bei weniger entzündlichen Formen bewährt. Bei schweren Formen der Akne (Acne conglobata) empfiehlt sich die Einnahme von Retinoiden (z. B. 13-cis-Retinsäure) in niedrigen bis mittleren Dosen (10–20 mg/Tag). Die schwerwiegenden Nebenwirkungen erfordern eine detaillierte Aufklärung (Patient, bei Minderjährigen auch Eltern), das gilt insbesondere für gebärfähige Frauen. Das Medikament ist teratogen und kann zu Leberschädigungen führen. Eine Kombination mit Tetrazyklinen ist mit der Nebenwirkung von Pseudotumor cerebri verbunden.
Auch eine mäßige Sonnenexposition oder Fototherapie kann sehr hilfreich sein.
Über diese Maßnahmen hinaus sollte der Patient über die Meidung von fetthaltigen Präparaten bzw. Kosmetika aufgeklärt werden. Diätetische Maßnahmen, insbesondere der Verzicht auf Milchprodukte, sowie der Verzicht auf Nikotin sollten die Therapie unterstützen.
Weiterführende Literatur
Nast A et al (2011) S2k-Leitlinie Behandlung der Akne. Korrigierte Fassung
Plewig G, Ruzicka T, Kaufmann R, Hertl M (2018) Braun-Falco´s Dermatologie, Venerologie und Allergologie. Springer, BerlinCrossRef