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Pädiatrie
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Publiziert am: 28.12.2018

Augenverletzungen bei Kindern und Jugendlichen

Verfasst von: Bettina Wabbels
Kindliche Augenverletzungen haben eine besondere Bedeutung, weil sich ihre Folgen über sehr viele Lebensjahre auswirken und sie überproportional häufig besonders schwerwiegend sind. Die meisten Verletzungen verursachen Schmerzen, Lichtscheu, Tränen, Lidkrampf, Unterblutung oder Rötung der Haut und führen zur sofortigen Vorstellung bei einem Arzt. Ernsthafte Augenverletzungen gibt es jedoch auch ohne Vorliegen derartiger Symptome. Für die meisten Augenverletzungen gilt: Es ist wichtiger, dass die Versorgung durch erfahrene Ärzte in einer gut ausgerüsteten Augenklinik erfolgt, als dass weite Anfahrtswege vermieden werden! Hinweise auf Perforation ergeben sich u. a. durch einen weichen, ggf. untypisch geformten Augapfel, die Aufhebung der vorderen Augenkammer und Veränderungen der Pupille. Frakturen der knöchernen Orbita sind häufig die Folge von stumpfen Traumen und erfordern in der Regel eine CT (koronare Schichten). Verätzungen erfordern eine sofortige ausgiebige Spülung des Bindehautsacks.
Kindliche Augenverletzungen haben eine besondere Bedeutung, weil sich ihre Folgen über sehr viele Lebensjahre auswirken und sie überproportional häufig besonders schwerwiegend sind. Die meisten Verletzungen verursachen Schmerzen, Lichtscheu, Tränen, Lidkrampf, Unterblutung oder Rötung der Haut und führen zur sofortigen Vorstellung bei einem Arzt. Ernsthafte Augenverletzungen gibt es jedoch auch ohne Vorliegen derartiger Symptome.
Für die meisten Augenverletzungen gilt: Es ist wichtiger, dass die Versorgung durch erfahrene Ärzte in einer gut ausgerüsteten Augenklinik erfolgt, als dass weite Anfahrtswege vermieden werden!
Lidschwellung, Rötung und Unterblutung der Lider sind häufig nach stumpfem Trauma zu beobachten. Diese Symptome erfordern meist keine Maßnahmen, wichtig ist aber, dass andere Störungen wie Exophthalmus – am leichtesten ist dieser durch Blick über die Stirn zu beurteilen – und stumpfes oder sogar perforierendes Bulbustrauma ausgeschlossen werden.
Schnitt- und Rissverletzungen an den Augenlidern erfordern eine sehr sorgfältige Versorgung durch einen erfahrenen Arzt, da sonst (meist vermeidbare) erhebliche funktionelle und/oder ästhetische Störungen zurückbleiben. Wichtig ist insbesondere, dass der Levatormuskel und der Tarsus später ihre Funktion wieder aufnehmen können. Leicht kommt es bei unzureichender Versorgung auch zu Entropium, Ektropium oder fehlerhafter Lidstellung mit ständigem Tränen und chronischen Irritationen des äußeren Auges. Die Funktion der ableitenden Tränenwege muss erhalten bleiben, ggf. müssen die Tränenröhrchen unter dem Mikroskop genäht und geschient werden.

Hornhautverletzungen

Hornhautverletzungen verursachen üblicherweise große Schmerzen und Fremdkörpergefühl. Zur Untersuchung ist eine Anästhesie mindestens durch Augentropfen notwendig, ggf. die Eingabe von Fluorescein zur Anfärbung von Hornhautdefekten. Anschließend wird die Hornhaut mit Blaulicht untersucht.
Oberflächliche Hornhautverletzungen werden am besten mit einem antibiotischen Salbenverband versorgt. Dabei ist darauf zu achten, dass bei kleinen Kindern keine Deprivationsamblyopie entsteht. Tägliche Kontrollen durch den Augenarzt sind notwendig.

Fremdkörper

Leicht kann ein Fremdkörper übersehen werden, insbesondere wenn er sehr klein ist oder subtarsal oder in der unteren oder oberen Umschlagfalte verborgen liegt. Ein Absuchen des Auges mit Hilfe einer Lupe bzw. Lupenbrille oder eines direkten Augenspiegels mit Vorschalten der +15D-Linse ist hilfreich. Kann der Fremdkörper nicht auf Anhieb gefunden werden, ist einfaches Ektropionieren über einen kleinen Glasstab, eine Büroklammer oder Ähnliches bzw. doppeltes Ektropionieren (Desmarres-Haken) notwendig. In manchen Fällen kann aber auf eine Spaltlampenuntersuchung nicht verzichtet werden. Metallische Hornhautfremdkörper können einen Rostring verursachen, der durch einen Augenarzt entfernt werden muss. Cave! Ohne größere Verletzungszeichen können Fremdkörper auch intraokular liegen, z. B. ein abgesprungener Teil eines Meißels nach einem Schlag mit dem Hammer, eine Röntgen- oder CT-Untersuchung ist dann dringend notwendig. Die Nachbehandlung bei Fremdkörperverletzungen erfolgt mit antibiotischen Tropfen oder Augensalben.

Perforationen

Lamellierende oder perforierende Hornhautwunden und Perforationen des Augapfels (Cave! Perforationen der Sklera sind manchmal durch die bedeckende Bindehaut nicht zu erkennen!) erfordern die sofortige Überweisung an einen Augenarzt bzw. in eine Augenklinik. Hinweise auf Perforation ergeben sich durch einen weichen, ggf. untypisch geformten Augapfel, die Aufhebung der vorderen Augenkammer und Veränderungen der Pupille, Sichtbarwerden von dunklem Uveagewebe in der Wunde oder Blut in der Vorderkammer (Hyphäma). Bei diesen Anzeichen sollten keine Medikamente verabreicht und das Auge nur steril verbunden werden.

Stumpfe Bulbusverletzungen (Contusio bulbi)

Stumpfe Bulbusverletzungen sind gekennzeichnet durch Visusminderung, Rötung der Bindehaut, Zellen- und Eiweißausschwemmung in die Vorderkammer, ggf. Hyposphagma, Pupillenstörung oder Blutung im hinteren Augenabschnitt. Auch diese Veränderungen erfordern die Überweisung zum Augenarzt.

Frakturen der knöchernen Orbita

Frakturen der knöchernen Orbita sind häufig die Folge von stumpfen Traumen und erfordern in der Regel eine CT (koronare Schichten). Die Augenbeweglichkeit kann eingeschränkt sein, insbesondere bei Frakturen des Orbitabodens (Blow-out-Fraktur). Ob ein Ex- oder Enophthalmus vorliegt, lässt sich durch Blick über die Stirn feststellen. Bei Verdacht auf eine Orbitabodenfraktur gilt grundsätzlich Schnäuzverbot, da es sonst zu einer Keimverschleppung mit folgender Entzündung der Augenhöhle kommen kann.
Orbitablutungen können selten nach Mittelgesichtsfrakturen, Retrobulbäranästhesie oder chirurgischen Eingriffen an Orbita oder Nasennebenhöhlen auftreten. Dabei kommt es zu einer schnellen Steigerung des intraorbitalen Drucks mit Kompression des N. opticus. Wichtig ist die umgehende Druckentlastung der Orbita, Kompressionsverbände sind kontraindiziert.

Augenverletzung bei Kindesmisshandlung

Kindesmisshandlungen können bei allen Augenverletzungen unklarer Ursache eine Rolle spielen, nicht nur bei von außen sichtbaren Lidverletzungen, sondern auch bei Blutungen im Auge (häufig Netzhautblutungen) oder in der Umgebung des Auges, bei Katarakt, Linsenluxation, Netzhautablösung oder Orbitafrakturen.

Verätzungen

Verätzungen erfordern eine sofortige ausgiebige Spülung des Bindehautsacks. Wenn keine anästhesierenden Augentropfen zur Hand sind, muss der Lidkrampf gewaltsam durch Aufhalten der Augen überwunden werden. Danach muss der Patient sofort von einem Augenarzt behandelt werden.
Weiterführende Literatur
Good WV, Carden SM (2017) Accidental trauma in children. In: Lambert SR, Lyons CJ (Hrsg) Taylor & Hoyt Pediatric ophthalmology and Strabismus. Elsevier Saunders, Edinburgh
Neuhann R, Mayer C (2013) Grundlagen der ophthalmologischen Traumatologie, Erstversorgung, Bahnung der Behandlung, operative Versorgung. Unfallchirurg 116:161–170CrossRef
Salvin JH (2007) Systematic approach to pediatric ocular trauma. Curr Opin Ophthalmol 18:366–372CrossRef
Scheuerle AF, Auffarth GU (2017) Augenverletzungen – Welche gibt es, und was kann man vor Ort tun? retten 6:48–57CrossRef
Watts P (2017) Child maltreatment, abusive head trauma, and the eye. In: Lambert SR, Lyons CJ (Hrsg) Taylor & Hoyt Pediatric ophthalmology and strabismus. Elsevier Saunders, Edinburgh