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Pädiatrie
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Publiziert am: 29.03.2019

Bakterielle Infektionen der Haut bei Kindern und Jugendlichen

Verfasst von: Regina Fölster-Holst, Thomas Bieber und Astrid Steen
Bei der Impetigo contagiosa handelt es sich um eine hochkontagiöse, oberflächliche Infektion der Haut, die durch die Besiedlung von Staphylokokken oder Streptokokken verursacht wird. Man unterscheidet einen kleinblasigen Typ, bestehend aus kleinen, rasch platzenden Bläschen, die in der Regel durch β-hämolysierende Streptokokken verursacht werden, und einen durch Staphylococcus aureus (Phagentyp 71) hervorgerufenen Typ mit Ausbildung größerer, schlaffer Blasen und typischer honiggelber Krustenbildung. Dieser großblasige Typ wird sehr häufig epidemieartig in Schulen und Kindergärten angetroffen. Die befürchtete Impetigo-Nephritis (meist durch Streptokokken verursacht) wird heute nur noch selten gesehen.

Impetigo contagiosa

Bei der Impetigo contagiosa (Abb. 1) handelt es sich um eine hochkontagiöse, oberflächliche Infektion der Haut, die durch die Besiedlung von Staphylokokken oder Streptokokken verursacht wird. Man unterscheidet einen kleinblasigen Typ, bestehend aus kleinen, rasch platzenden Bläschen, die in der Regel durch β-hämolysierende Streptokokken verursacht werden, und einen durch Staphylococcus aureus (Phagentyp 71) hervorgerufenen Typ mit Ausbildung größerer, schlaffer Blasen und typischer honiggelber Krustenbildung. Dieser großblasige Typ wird sehr häufig epidemieartig in Schulen und Kindergärten angetroffen. Die klinische Unterscheidung ist jedoch häufig nicht möglich. Die befürchtete Impetigo-Nephritis (meist durch Streptokokken verursacht) wird heute nur noch selten gesehen.
Therapeutisch haben sich fett-feuchte Umschläge mit antiseptischen Lösungen (z. B. Chlorhexidin 1 %) sehr bewährt. Eine systemische Antibiotikagabe mit Cephalosporin oder Penicillin ist bei ausgedehnten Formen indiziert. Nicht selten empfiehlt sich vorübergehend die prophylaktische Applikation einer antibiotikahaltigen Salbe (z. B. Fusidinsäure) im Bereich des Nasenostiums, aus dem die Keime sehr oft ausstreuen.

Furunkel (Folliculitis profunda)

Furunkel treten gehäuft um die präpubertäre Zeit und während der Adoleszenz auf.
Ätiologie und Pathogenese
Die meist akut auftretende, abszedierende Infektion der Vellus-Haarfollikel wird in der Regel durch Staphylococcus-aureus-Stämme verursacht. Nicht selten finden sich diese Stämme dauerhaft im perinealen oder Nasenostiumbereich. Bei rezidivierenden Furunkeln, Furunkulosen und epidemischem Auftreten in manchen familiären und sozialen Kreisen sollte man stets auf besonders virulente Staphylococcus-aureus-Stämme achten, die meist von einem oder mehreren Trägern immer wieder übertragen werden.
Klinische Symptome
Meist isoliert, jedoch gelegentlich multipel auftretende, zunächst symptomlose, erythematöse Papeln. Diese wachsen sehr rasch, werden dann zu sehr schmerzhaften Knoten, die schließlich zur Einschmelzung tendieren bis hin zum spontanen Ausbruch des eitrigen Inhalts.
Therapie
Beim akuten Auftreten eines Furunkels haben sich bei Kindern Cephalosporine der 1. Generation in der Anfangsphase sehr bewährt. Bei vorhandener Fluktuation und drohendem spontanen Ausbruch sollte durch eine Stichinzision die Pusentleerung herbeigerufen werden, da hierdurch eine erhebliche Entlastung des Gewebes, eine Verminderung der Schmerzhaftigkeit und schließlich eine Beschleunigung des Abheilungsverfahrens erreicht werden kann. Beim Auftreten von Furunkeln im Gesichtsbereich kann unter Umständen eine stationäre Aufnahme und Ruhigstellung notwendig sein, da hier die drohende Gefahr einer Thrombose des Sinus cavernosus zu berücksichtigen ist. Eine lokale Therapie mit feuchten Umschlägen (z. B. Betaisadona oder Chlorhexidin) ist vor allem in der Anfangsphase indiziert. Darüber hinaus müssen auch adäquate antiseptische Maßnahmen der übrigen Körperregionen sowie das Kurzschneiden der Fingernägel empfohlen werden. Bei rezidivierenden Fällen sollte man stets darauf achten, eine mikrobiologische Identifizierung des verantwortlichen Keimes vorzunehmen: Abstriche im perinealen, axillären und vor allem nasopharyngealen Bereich erweisen sich in solchen Situationen als sehr nützlich. Bei rezidivierenden Furunkeln bzw. Furunkulose ist eine Nasopharynxsanierung mit Fusidinsäure oder Mupirocin sehr hilfreich.

Staphylococcal scalded skin syndrome (früher staphylogenes Lyell-Syndrom)

Im Gegensatz zur toxischen epidermalen Nekrolyse (TEN, früher medikamentös bedingtes Lyell-Syndrom), das überwiegend bei Erwachsenen entstehen kann, befällt die Maximalvariante der Impetigo contagiosa, das staphylococcal scalded skin syndrome (SSSS, früher Dermatitis exfoliativa neonatorum Ritter von Rittershain) häufig Säuglinge und Kleinkinder.
Ätiologie und Pathogenese
Im Rahmen einer schwer verlaufenden Infektion mit Staphylococcus aureus (meist Phagentyp 71) kommt es zu einer Ausbreitung der Exotoxine (Epidermolysin/Exfoliatin, ETA, ETB), was zu einer flächenhaften akantholytischen Spaltbildung subkorneal führt.
Klinische Symptome und Diagnose
Wenige Tage nach z. B. einer Otitis, Pharyngitis oder Konjunktivitis durch Staphylococcus aureus kommt es zu flächenhaften Erythemen am ganzen Integument mit Ausbildung schlaffer Blasen und Erosionen. Diese Blasen können auch im Sinne des Nikolski-Phänomens provoziert werden. Die Diagnose beruht im Wesentlichen auf der klinischen Morphologie und dem Nachweis eines Staphylokokken-Herdes, während bakteriologische Abstriche der befallenen Haut meist nur sekundäre und nicht relevante Keime nachweisen. Im Kryostatschnitt der Blasendecke ist meist ein intaktes Stratum corneum nachweisbar, sodass eine Abgrenzung von der toxische epidermale Nekrolyse möglich ist.
Differenzialdiagnose
Die toxische epidermale Nekrolyse (TEN) als schwere Arzneimittelreaktion insbesondere auf Antiepileptika und Sulfonamide ist differenzialdiagnostisch abzugrenzen. Hier zeigt die Blasendecke nekrotische basale Keratinozyten und die Spaltbildung ist subepidermal.
Therapie
Neben der systemischen hoch dosierten Antibiotikagabe mit penicillinasefestem Penicillin bzw. Cephalosporin und einer Flüssigkeitsbilanzierung sollten intensive lokale adstringierende Maßnahmen getroffen werden. Maßnahmen zur Isolierung und zum Infektionsschutz sollten ebenfalls eingeleitet werden. Bei frühzeitiger Diagnose und entsprechender Therapie kommt es zu einer raschen Reepithelialisierung innerhalb weniger Wochen. Bei starker Ausprägung und verschleppter Diagnose drohen Komplikationen wie Pneumonie und Sepsis.

Erysipel

Definition, Ätiologie und Pathogenese
Das Erysipel (Wundrose) ist eine akute Entzündungsreaktion des oberen Koriums, die meist nach 1–2 Tagen Inkubationszeit auftritt. In der Regel wird sie durch β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A, gelegentlich jedoch auch durch Staphylococcus aureus verursacht. Sehr oft findet sich distal eine sog. Eintrittspforte, häufig als kleine Hautverletzung oder Rhagade erkennbar. Während bei Erwachsenen ein Lymphödem bzw. ein chronisches Ödem als begünstigender Faktor wirken kann, tritt das Erysipel bei Kindern selten auf und weist dann auf Abwehrschwächen (Immundefizienzsyndrome) hin.
Klinische Symptome und Diagnose
Nach einer prodromalen Phase mit Allgemeinerscheinungen wie Schwäche, Kopfschmerzen, Fieber und Schüttelfrost treten flächenhafte, meist schmerzhafte und überwärmte Erytheme auf. Im Gesichts- und im Genitalbereich ist diese Reaktion sehr oft von einer ausgeprägten Ödembildung begleitet. In manchen Fällen geht die Hautinfektion mit druckdolenten regionären Lymphknoten einher. Anders als bei Erwachsenen sind schwere Verlaufsformen mit Hämorrhagien, Blasen und Nekrosenbildung bei Kindern sehr selten. Klinisch-chemisch zeigen sich eine erhöhte BSG-Beschleunigung und eine Leukozytose, während der Anstieg des Antistreptolysin(AST)-Titers meist verzögert nach 1 Woche nachweisbar ist.
Therapie
In der Regel wird Bettruhe empfohlen sowie feuchte Umschläge (gegebenenfalls mit antiseptischen Lösungen), im Mittelpunkt der therapeutischen Bemühungen steht jedoch eine systemische antibiotische Therapie. In der Regel sprechen die Streptokokken bei unkompliziertem Verlauf sehr gut auf Penicillin V an. Bei nachgewiesener Penicillinallergie wird auch Erythromycin oder Clarithromycin eingesetzt.

Katzenkratzkrankheit

Die Katzenkratzkrankheit, eine harmlose, durch Bartonella henselae bedingte Infektionskrankheit, wird durch Katzen übertragen und verläuft nicht selten völlig asymptomatisch (Kap. „Atypische bakterielle Infektionen bei Kindern und Jugendlichen“). Nach Kratz- oder Bissverletzung entsteht am Ort der Inokulation ein erythematöses Knötchen im Sinne des Primäraffektes, später folgen in der Regel schmerzhafte Lymphknotenschwellungen sowie Allgemeinsymptome. Sehr selten kommt es zur Ausprägung eines makulopapulösen Exanthems. Da der spontane Verlauf dieser Krankheit in der Regel zur Abheilung in wenigen Wochen führt, ergibt sich nur gelegentlich die Notwendigkeit einer antibiotischen Therapie mit Azithromycin, alternativ können auch Erythromycin oder Cephalosporin eingesetzt werden. Lokal sind lediglich antiseptische Maßnahmen indiziert.

Erythema chronicum migrans

Definition
Das Erythema chronicum migrans (Abb. 2) ist die kutane Erstmanifestation einer Spirochäten-Infektion durch Borrelia burgdorferi (Kap. „Atypische bakterielle Infektionen bei Kindern und Jugendlichen: Spirochäten“). Eine systemische Beteiligung kann im Verlauf auftreten.
Ätiologie und Pathogenese
Sowohl Zecken (Ixodes ricinus) als auch Stechfliegen konnten als Vektor für die Übertragung der Borreliose nachgewiesen werden. Diese können in besonderen Endemiegebieten vorkommen.
Klinische Symptome und Diagnose
Etwa 1 bis maximal 2 Wochen nach dem Stich tritt ein randbetontes, zentrifugal wachsendes livides Erythem auf. Gerade bei Kindern ist im Rahmen einer hämatogenen Ausbreitung das Auftreten multipler Läsionen (Erythemata migrantia) häufig. Dieses kann sich auch als „slapped cheek“ manifestieren und wird dann häufig mit Erythema infectiosum verwechselt. Subjektive Symptome wie Juckreiz oder Schmerzen sind sehr selten. In der Regel kommt es erst später zu Allgemeinsymptomen wie Müdigkeit, Fieber oder Kopfschmerzen. Neben dem klinischen Aspekt hat die Serologie einen diagnostischen Wert. Hochtitrige borrelienspezifische IgM-Antikörper sind meist erst 6 Wochen nach dem Stichereignis nachweisbar, in bis zu 10 % der Fälle bleibt die Serologie jedoch negativ. Wenn das Erythema chronicum migrans übersehen wird bzw. unbehandelt bleibt, kann es zur systemischen Beteiligung mit Arthralgien (Lyme-Arthritis), Peri- und Myokarditis sowie zur neurologischen Beteiligung mit Meningitis bzw. Polyneuritis (typisch ist eine Fazialislähmung) kommen.
Therapie
Das Erythema chronicum migrans wird bei Kindern über 8 Jahren in der Regel über 3 Wochen mit Doxycyclin oder Minocyclin behandelt. Bei jüngeren Kindern werden Cephalosporine oder Amoxycillin eingesetzt. Eine lokale Behandlung des Erythema chronicum migrans ist nicht erforderlich.
Weiterführende Literatur
Plewig G, Ruzicka T, Kaufmann R, Hertl M (2018) Braun-Falco´s Dermatologie, Venerologie und Allergologie. Springer, BerlinCrossRef
Wormser GP, Dattwyler RJ, Shapiro ED, Halperin JJ, Steere AC, Klempner MS, Krause PJ, Bakken JS, Strle F, Stanek G, Bockenstedt L, Fish D, Dumler JS, Nadelman RB (2006) The clinical assessment, treatment, and prevention of lyme disease, human granulocytic anaplasmosis, and babesiosis: clinical practice guidelines by the Infectious Diseases Society of America. Clin Infect Dis 43(9):1089–1134CrossRef