Bei der Schilddrüsenhormonresistenz („resistance to thyroid hormone“, RTH) ist die Wirkung des Schilddrüsenhormons auf die peripheren Gewebe durch einen Defekt der Schilddrüsenhormonrezeptoren gestört. Hierdurch sprechen die Gewebe vermindert auf das Schilddrüsenhormon an. Erstmalig beschrieben wurde 1967 eine Resistenz der β-Schilddrüsenhormonrezeptoren von Refetoff et al., weswegen die β-RTH auch Refetoff-Syndrom genannt wird. Das phänotypische Bild dieser seltenen Erkrankung (Inzidenz ungefähr 1:40.000) ist variabel. Bei nahezu allen Patienten ist die Schilddrüse vergrößert. Die Häufigkeit anderer Symptome (Tachykardie, Aufmerksamkeitsstörung mit Hyperaktivität, sog. Attention Deficit Hyperactivity Disorder [ADHD], isolierte Hyperaktivität, Lern- sowie Konzentrationsschwierigkeiten, mentale Retardierung,
Kleinwuchs, verzögerte Knochenreifung,
Hörstörungen oder rezidivierende Infektionen des Hals-, Nasen- und Rachenraumes) wird unterschiedlich angegeben. Die Diagnose erfolgt laborchemisch. Patienten mit β-RTH haben erhöhte freie periphere Schilddrüsenhormonspiegel mit einem nicht supprimierten Thyreotropin-Spiegel im
Serum. Dies erklärt sich dadurch, dass aufgrund des Rezeptordefektes in der Hypophyse erhöhte Schilddrüsenhormonkonzentrationen nicht zu einer Suppression des
Thyreotropins führen. In einem von Refetoff et al. erstellten Protokoll wird die Sensitivität der einzelnen Gewebe auf die Gabe von steigenden Schilddrüsenhormonkonzentrationen gemessen. Diese Tests sind sehr aufwendig und bleiben wenigen Fragestellungen vorbehalten. Einfacher ist die molekulargenetische Untersuchung des
TRβ-Gens. Der Erbgang ist fast immer autosomal-dominant und 90 % aller Patienten mit dem klinischen Bild einer β-RTH sind heterozygote Träger einer Mutation im
TRβ-Gen. Bei 10 % der Patienten wird keine Mutation gefunden, sodass noch andere Faktoren bei dieser Erkrankung eine Rolle zu spielen scheinen. Die α-RTH ist seltener. Symptome können ein dysproportionierter Kleinwuchs, eine verzögerte Zahnung, eine psychomotorische Entwicklungsverzögerung, eine gestörte Grob- und Feinmotorik, ein langsames und breitbeiniges Gangbild, eine Bradykardie und
Obstipation sein. Patienten mit einer α-RTH haben laborchemisch niedrige bis niedrig normale T4-Serumspiegel, sowie ein hohes oder hochnormales T3 bei einem normalen oder nur wenig erhöhten TSH. Oft sind die IGF1-Serumspiegel niedrig.
Eine kausale Behandlung der Schilddrüsenhormonresistenzen gibt es nicht. Gelegentlich kann bei der β-RTH der Einsatz von
Betablockern die Tachykardie bessern. In Einzelfällen wurde über den erfolgreichen Einsatz von TRIAC (Triiodoazetat) oder D-Thyroxin berichtet. Auch kann die Verabreichung von L-Thyroxin hilfreich sein, da die Patienten wegen ihrer Hormonresistenz hohe Schilddrüsenhormonspiegel benötigen. Es muss vermieden werden, dass die Patienten in eine hypothyreote Stoffwechsellage geraten. Thyreostatika sind unbedingt zu vermeiden. Inwieweit Patienten mit einer α-RTH von einer Schilddrüsenhormonbehandlung profitieren, muss noch in Studien untersucht werden.