Die funktionell-agonistische Wirkung von 3α,5α-reduzierten neuroaktiven Steroiden am GABA
A-Rezeptor lässt Spekulationen über mögliche anxiolytische Wirkungen bei Angsterkrankungen, z. B. der
Panikstörung oder der
generalisierten Angststörung, zu. Eine weitere Einsatzmöglichkeit ließe sich auch für
Schlafstörungen diskutieren. Schlaf-EEG-Untersuchungen nach Gabe von
Progesteron als Vorläufermolekül erbrachten beim Tier (Lancel et al.
1996) und beim Menschen (Friess et al.
1997) ein Schlaf-EEG-Profil mit einer Zunahme von Non-Rapid-Eye-Movement- (Non-REM-)Schlaf, einer Abnahme der EEG-Aktivität
im Deltafrequenzbereich sowie einer Zunahme der EEG-Aktivität im Betafrequenzbereich ähnlich der von
Benzodiazepinen und weisen daher in diese Richtung. Mittlerweile gibt es Neuentwicklungen von
Anxiolytika, die darauf abzielen, die Konzentrationen endogener 3α,5α-reduzierter neuroaktiver Steroide zu erhöhen. So konnte gezeigt werden, dass selektive
Liganden des Translokatorproteins 18 kDa in der Lage sind, die Konzentrationen solcher endogener 3α,5α-reduzierter neuroaktiver Steroide im Gehirn zu erhöhen und über diesen Mechanismus zu einer Verbesserung der GABAergen Neurotransmission führen. Ein solcher Ligand war sowohl im Tierexperiment als auch bei einer ersten klinischen Proof-of-Concept-Studie anxiolytisch wirksam und könnte somit eine neue Klasse von Anxiolytika ohne die bekannten Nebenwirkungen der Benzodiazepine repräsentieren (Rupprecht et al.
2009).