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Thoraxchirurgie
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Publiziert am: 30.04.2022

Lungenmetastasen

Verfasst von: Stefan Welter und Dany Balke
Lungenmetastasen extrathorakaler Primärtumoren können im Stadium der Oligometastasierung komplett reseziert werden, um die Prognose des Patienten zu verbessern. Die Operationsentscheidung ist für jeden Patienten individuell und sollte interdisziplinär, unter Berücksichtigung aller Prognosefaktoren, erfolgen. Eine kurative Resektion erfordert die makroskopische und mikroskopische R0-Resektion unter Einhaltung eines Sicherheitsabstandes entsprechend dem Radius der Metastase in alle Richtungen. Einzelne Herde können per VATS, multiple Herde eher offen mit Palpation der Lunge entfernt werden. Bei multiplen Herden hat die Elektro- oder Laser-Enukleation technische und prognostische Vorteile. Eine systematische Lymphadenektomie sollte bei Metastasen von kolorektalen Karzinomen, Nierenzellkarzinom- und von Keimzelltumoren durchgeführt werden, bei allen anderen Histologien sollte mindestens ein Sampling erfolgen. Damit können Überlebensraten von 20–50 % nach 5 Jahren erreicht werden.

Biologie der Metastasierung

Der Prozess der Metastasierung maligner Erkrankungen ist bis heute nicht komplett verstanden. So gibt es beispielsweise tumortypische Befallsmuster. Bei Tumoren, die häufig primär in die Lunge metastasieren (Sarkome, Nierenzellkarzinome, kolorektale Karzinome, …) ist die Lungenmetastasektomie eine wichtige Therapieoption. Eine größere Zahl vorhandener Lungenmetastasen ist allerdings häufig mit zirkulierenden Tumorzellen und okkulten Mikrometastasen verbunden, die oft kurz nach der operativen Metastasenentfernung zum Auftreten neuer Herde führen (Leung et al. 2012).

Definition Oligometastasierung

Das Stadium der Oligometastasierung wurde erstmalig 1995 von Hellmann und Weichselbaum beschrieben. Es bestimmt ein Zwischenstadium zwischen der Existenz des Primärtumors alleine und einer diffusen Metastasierung. Es bedeutet eine geringe Anzahl von Metastasen in nur einem oder wenigen Zielorganen zu einem Zeitpunkt, zu dem noch wenige zirkulierende Tumorzellen vorliegen und die Adhärenz der Tumorzellen nur für Prädilektionsorgane ausgebildet ist. Das Stadium der Oligometastasierung ist im Wesentlichen abhängig von der Größe des Primärtumors und damit der Dauer seines Bestehens, so wie seinem Differenzierungsgrad. Eine kurative Therapie ist in diesem Stadium in Einzelfällen noch möglich. Ob sich ein Patient im „Zwischenstadium der Oligometastasierung“ befindet und eine Lokaltherapie von Metastasen erfolgversprechend sein könnte, ist fester Diskussionsbestandteil fast jeder Tumorkonferenz und muss schlussendlich fallbezogen entschieden werden (Hellman und Weichselbaum 1995; Salah et al. 2012).

Rationale für die operative Lungenmetastasektomie

Die Gründe für eine Lungenmetastasektomie ergeben sich im Stadium der Oligometastasierung aus der Reduktion der Tumorlast und damit der Verzögerung der Krankheitsprogression, der Unterbrechung der Kaskade von weiterer lymphogener und hämatogener Streuung aus der Metastase selbst und der Verringerung der tumorinduzierten Immunsuppression.
Im Vergleich zu manchen systemischen Therapien werden die Operationen meist gut vertragen und können bei intrapulmonalen Rezidiven auch wiederholt durchgeführt werden. Nach erfolgter Metastasektomie ist eine spätere Systemtherapie uneingeschränkt möglich, während ein zu langes Aufschieben der Resektion zur Inoperabilität führen kann (Leung et al. 2012; Roth et al. 1976).

Eingangsvoraussetzung (Primärtumor, Metastasen, Funktion)

Die operative Lungenmetastasektomie soll dem Patienten Heilung, progressionsfreie Zeit oder ein verlängertes Gesamtüberleben erbringen. Dafür muss der geplante Eingriff onkologisch sinnvoll und zumutbar hinsichtlich der Lebensqualität und des Risikos sein. Hierfür gibt es 5 Eingangskriterien, die unbedingte Voraussetzung für die Indikationsstellung sind (Petrella et al. 2017)
Eingangskriterien der operativen Lungenmetastasektomie
  • Kontrollierter oder kontrollierbarer Primärtumor (reseziert/komplette Resektion geplant/definitiv bestrahlt/anderweitig in Vollremission)
  • Keine unkontrollierten oder unkontrollierbaren extrathorakalen Metastasen
  • Komplette Metastasenresektion (R0) technisch machbar
  • Ausreichende kardiopulmonale Funktion für das geplante Resektionsausmaß und zumutbares OP-Risiko
  • Keine bessere Therapiealternative

Indikation zur Lungenmetastasektomie

Die Indikationsstellung zur Lungenmetastasektomie kann nicht in einem Schema abgebildet werden. Sie ist für jeden Patienten eine individuelle Entscheidung unter Einbeziehung aller Prognosefaktoren, Therapiealternativen, Begleiterkrankungen und des Patientenwunsches. Sie sollte interdisziplinär, mindestens zwischen Onkologe und Thoraxchirurg, nach Möglichkeit auch mit Strahlentherapeut und Pneumologe erfolgen. Die Kumulation mehrerer negativer Prognosefaktoren, das Vorliegen von Risikofaktoren, eine ungünstige Histologie und/oder bessere Therapiealternativen sollten zu einer zurückhaltenden OP-Indikation führen, da damit ein wirklicher Nutzen für den Patienten unwahrscheinlich wird. Umgekehrt sollte nie ein einzelner negativer Prognosefaktor dazu führen, dass dem Patienten eine Operation vorenthalten wird, sofern eine komplette Entfernung aller Metastasen möglich ist. Eine Liste beschriebener Prognosefaktoren findet sich in Tab. 1. Keiner dieser Faktoren wurde konsistent in allen Publikationen untersucht oder einheitlich als signifikant gefunden, sodass eine genaue Wichtung unmöglich ist. Letztlich ist die Summe der Faktoren, die Erfahrung der Behandler und der gesunde Menschenverstand im Entscheidungsprozess gefragt. Beispielsweise kann auch die Entfernung von >50 Metastasen bei einem Jugendlichen mit kurativ behandeltem Osteosarkom sinnvoll sein, während bei der 80-jährigen Frau mit nur 2 Metastasen eines Hormonrezeptor-positiven Mammakarzinoms und Begleiterkrankungen die Metastasektomie nicht empfehlenswert wäre.
Tab. 1
Negative Prognosefaktoren in der Metastasenchirurgie
Risikofaktor
Histologie
Autor
Größere Metastasenzahl
CRC, RCC, Melanom, Mamma-Ca
Pastorino et al. 1997; Pfannschmidt et al. 2012; Leung et al. 2012; Salah et al. 2012; Kudelin et al. 2013
Metastasengröße
RCC, Mamma-Ca
Meimarakis et al. 2010; Salah et al. 2012; Pfannschmidt et al. 2012
Synchron vs. metachron
Sarkome, Melanome
Lin et al. 2015; Leung et al. 2012
Kurzes krankheitsfreies Intervall (KFI)
Alle Malignome
Pastorino et al. 1997; Pfannschmidt et al. 2012; Salah et al. 2012
Geschlecht
HNO-Tumoren
Pfannschmidt et al. 2012
Inkomplette Resektion
CRC, RCC, epitheliale, Sarkome, HNO-Tumoren, Mamma-Ca, Keimzelltumoren
Pfannschmidt et al. 2012; Meimarakis et al. 2010; Pastorino et al. 1997; Fan et al. 2015
Lymphknotenbefall
CRC, RCC, HNO-Tumoren, Melanome
Meimarakis et al. 2010; Pfannschmidt et al. 2012; Leung et al. 2012; Salah et al. 2012
Erhöhtes Serum-CEA
CRC
Pfannschmidt et al. 2012; Salah et al. 2012
Negativer Hormonrezeptor Status
Mamma-Ca
Pfannschmidt et al. 2012; Fan et al. 2015
Serum-AFP, ß-HCG
Keimzelltumoren
Pfannschmidt et al. 2012
Histologischer Subtyp
Sarkome
Lin et al. 2015
Ausmaß der notwendigen Resektion
Sarkome
Lin et al. 2015
Höheres Alter
RCC
Kudelin et al. 2013
AFP Serum α-Fetoprotein; ß-HCG humanes Choriongonatotropin; CEA karzinoembrionales Antigen; CRC kolorektales Karzinom; RCC renal cell carcinoma, Nierenzellkarzinom

Zielsetzung

Das Ausmaß des Eingriffes ist radikal und umfasst die vollständige Entfernung jedes verdächtigen Knotens. Eine diagnostische Metastasektomie umfasst in der Regel die repräsentative Entfernung von 2–3 Knoten mit minimalst möglichem Trauma zur Diagnosesicherung. Indikationen für palliative, nichtradikale Resektionen ergeben sich selten bei zerfallenden Tumoren, endobronchialen Blutungen oder anders nicht kontrollierbaren Symptomen.

Bildgebung und Staging

Die Bildgebung von Lungenmetastasen wird heute vom KM-CT in dünnen Schichten (1 mm) dominiert. Sie muss Läsionen von 1–2 mm Größe darstellen, was ungefähr der Größe entspricht, die manuell detektierbar ist. Trotzdem zeigen Studien, dass das Thorax-CT nur eine Sensitivität von 34–97 % in der Identifizierung von Lungenrundherden besitzt. Allerdings sind zusätzlich getastete Knoten in ca. 50 % nicht maligne (Macherey et al. 2016). Man kann daraus schließen, dass im Falle mehrerer Herde die offene Palpation zur Detektion weiterer okkulter Herde sinnvoll ist und dass ein minimalinvasiver Zugang nur angewendet werden sollte, wenn eine Dünnschicht-CT (1 mm) verfügbar und die Wahrscheinlichkeit kleine Herde zu übersehen eher gering ist (Ludwig et al. 2008). Die Anwendung einer CAD-Software („computer-assisted detection“) erleichtert die Identifizierung von Metastasen und kann mehr Knoten erkennen, als konventionell zu finden sind (Schramm et al. 2011). Neben der Identifizierung und Größenbestimmung, soll die Bildgebung Hinweise auf die Morphologie und auf aggressive Wachstumsmuster liefern (L1, V1, interstitielle Ausbreitung, STAS). Letztere würden gegebenenfalls größere Sicherheitsabstände in der OP-Planung nach sich ziehen (Issa et al. 2019). Die CT-Bildgebung sollte nicht älter als 4 Wochen sein, um einen zwischenzeitlichen Krankheitsprogress nicht zu übersehen (Abb. 1).
Die PET-CT bietet für die Detektion von Metastasen keinen zusätzlichen Nutzen (Macherey et al. 2016). Sie könnte allerdings prognostische Bedeutung haben und damit die Indikationsstellung beeinflussen. So wurde ein Zusammenhang zwischen hohen SUV-Werten (>4,5) und schlechter Prognose gezeigt (Shiono et al. 2018).

Funktionsdiagnostik

Die präoperative Diagnostik vor geplanter Lungenmetastasektomie unterscheidet sich nicht von der vor anderen anatomischen Lungenresektionen. Man kann näherungsweise einen Funktionsverlust (FEV1 und DLCO) von 0,6 % für jede atypische Resektion sowie 5 % für die Thorakotomie, gemessen 3 Monaten postoperativ, erwarten (Welter et al. 2012). Darauf basiert auch die Kalkulation der „funktionellen Operabilität für das geplante Resektionsausmaß“.

Operatives Vorgehen

VATS vs. offen

Für die Entscheidung über den operativen Zugangsweg sind folgende Zusammenhänge wichtig: Die Sensitivität für die Detektion von Lungenmetastasen variiert zwischen 34 % und 97 %. Sie ist deutlich höher für epitheliale, als für mesenchymale Tumoren. Die Reduzierung der Schichtdicke der CT von 5 mm auf 3 oder 1 mm erhöht die Sensitivität signifikant auf ca. 75 %. Die Spezifität ist bei kalkhaltigen Metastasen (Osteosarkome) mit 93 % am höchsten und ca. 50–60 % bei epithelialen Tumoren, d. h. es finden sich auch viele benigne Befunde unter den zu resezierenden Herden. Das Risiko für okkulte Metastasen ist bei kleinen Herden größer, als bei großen singulären Metastasen und es steigt deutlich, wenn mehr als 2 Metastasen vorliegen.
Daraus ergibt sich die Empfehlung, eine offene, parenchymsparende Resektion zu planen, wenn okkulte Metastasen bei mesenchymalen Tumoren und/oder wenn mehr als 2 Metastasen und eher kleine Herden zu erwarten sind. Ein minimalinvasiver Zugang eignet sich für singuläre oder ganz wenige, eher periphere Herde, oder für geplante anatomische Resektionen. Für die prophylaktische Exploration der Gegenseite auch ohne bildgebenden Nachweis von Rundherden gibt es nur im Zusammenhang mit Studienprotokollen bei Sarkombehandlung von Kindern und Jugendlichen einen nachgewiesenen Nutzen (Macherey et al. 2016; Zellweger et al. 2018).

Individuelle langfristige Therapiestrategie

Ein Rezidivieren von Lungenmetastasen ist nicht selten (30–50 %). Es sollte daher bedacht werden, dass Rezidiveingriffe notwendig werden könnten und hier Klammernahtreihen besonders hartnäckige Vernarbungen nach sich ziehen.

Rechts vs. links

Die zuerst operierte Seite wird für den zweiten Eingriff die zu beatmende Lunge sein. Daher ist es günstig zunächst die Seite mit dem geringeren zu erwartenden Parenchymverlust zu operieren. Wichtig sind hier vor allem die Metastasenzahl, Tumorgröße und Nähe zum Hilus (mit eventuell resultierender anatomischer Resektion). Der zeitliche Abstand zwischen zwei Eingriffen richtet sich nach der funktionellen Erholung des Patienten vom ersten Eingriff und liegt in der Regel zwischen 0 und 4 Wochen. Bei vorausgegangener Chemotherapie muss die Phase der Leukopenie überwunden sein. Bezüglich TKI-Behandlung und Immuntherapie gibt es noch keine einheitlichen Empfehlungen. Eine enge Absprache mit dem behandelnden Onkologen ist hier essenziell, um postoperative Komplikationen zu vermeiden.

Atypisch vs. anatomisch

Metastasen werden üblicherweise atypisch reseziert, um möglichst viel Parenchym zu erhalten (Rolle et al. 2002; Zellweger et al. 2018). Bei wenigen und größeren Metastasen kann aber eine Segmentresektion zu signifikant weniger Lokalrezidiven und einem besseren Überleben zumindest bei kolorektalen Lungenmetastasen führen (Shiono et al. 2017). Es erscheint daher adäquat, bei singulären Metastasen >2 cm eine anatomische Resektion in Betracht zu ziehen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Laser vs. Kauter vs. Stapler

Die Enukleation ist die Methode mit dem größtmöglichen Parenchymerhalt, da präzise halbkugelförmig um die Metastase herum geschnitten werden kann. Vorteile für die Laser- und Kauterresektion sehen die Autoren vor allem in der gleichzeitigen Koagulation des Lungenparenchyms und damit blutarmen Präzisionsresektion. Handelt es sich um die Metastasektomie eines einzelnen größeren Herdes, ist die Anwendung eines Staplers keine schlechte Wahl, um größere Parenchymdefekte zu vermeiden (Venuta et al. 2010).

Praktische Tipps zur Laserresektion

Einfache Routinen helfen, Probleme bei Laserresektionen zu vermeiden, insbesondere, wenn diese Art der Operation nicht allzu häufig durchgeführt wird.
  • Aufbau und Funktionstest des Lasersystems vor dem Hautschnitt verhindern unnötigen Stress.
  • Im offenen Thorax sind Mediastinum, Zwerchfell und Brustwand mit nassen Bauchtüchern vor thermischer Schädigung zu schützen.
  • Bevor die Lunge mit der Fasszange gegriffen wird, sind auch die Randbereiche auf Knoten zu palpieren. Die Fasszange ist so sparsam wie möglich anzuwenden, umzusetzen und dabei nur so fest wie nötig zu schließen, um keine unnötigen Parenchymdefekte oder sogar Pseudotumoren wegen Hämatombildung zu verursachen.
  • Die Watt-Zahl des Lasers muss der Beschaffenheit des Parenchyms angepasst werden: Dichtes Lungengewebe kann mit 50–80 Watt reseziert werden, wohingegen eine Emphysemlunge besser mit 40 Watt koaguliert wird. In der Nähe großer Blutgefäße ist die Verwendung geringerer Energie mit weniger Gefahr der Gefäßverletzung verbunden.
  • Die Resektion von multiplen Herden sollte von peripher nach zentral erfolgen. Die Lunge ist dann optimal entlüftet und die zentraleren Herde lassen sich besser palpieren.
  • Die koagulierte Fläche am Parenchym sollte nicht mit der Pinzette gegriffen werden. Das Parenchym kann mit einem kleinen Tupfer oder durch Ziehen an intakter Pleura weiter peripher genauso gut fixiert oder mobilisiert werden.
  • Die Herde lassen sich merklich besser aus dem Parenchym resezieren, wenn sie von unten mit dem Zeigefinger dem Laser entgegen gedrückt werden. Bevor ein Verbrennen des Zeigefingers droht, kann man zum Schutz einen nassen Tupfer überstülpen.
  • Vor dem Verschluss der Resektionshöhlen wird die Lunge von BEIDEN Operateuren durchgetastet, um wirklich alle palpablen Herde zu detektieren.
  • Der Verschluss der Resektionshöhlen sollte vollständig sein, um die spätere Entwicklung von Aspergillomen zu verhindern. Dafür können auch eine mehrreihige Nahttechnik, zumindest jedoch tief greifende Stiche erforderlich sein. Größere Bronchuslumina in der Resektionsfläche können separat umstochen werden.
  • Um eine Adhäsiolyse bei einer Re-Thorakotomie zu erleichtern, kann man einen primär thorakoskopischen Zugang von basal wählen (Kamera- und Arbeitszugang dienen später als Drainagestellen). Die meist nur fokal unter der Thorakotomienarbe liegenden Verwachsungen lassen sich mit dem elektrischen Häkchen leicht lösen. Anschließend folgt die geplante Re-Thorakotomie.
Eine gute körperliche Konstitution und Compliance der Patienten sind neben aller theoretischen Bedenken Grundvoraussetzung für jede Laser-Metastasektomie.
Schon präoperativ terminiertes Atemtraining schult und verdeutlicht die Notwendigkeit von disziplinierter Mitarbeit postoperativ, um einen komplikationslosen Verlauf zu ermöglichen.
CAVE Auf ein hohes Fistelvolumen sollte zügig reagiert werden, z. B. mit Pleurodesen (Favoriten der Autoren sind Glukose 60 % und Eigenblut), Re-Operation oder temporärer bronchoskopischer Blockade des betroffenen Segmentes. Zu langes Abwarten führt in den immunkompromittierten Patienten schneller als erwartet zu Empyembildung, die den Patienten für jede zeitnahe onkologische Folgetherapie disqualifiziert.

Sicherheitsabstand

Das prognostisch wichtigste Ziel ist die komplette Entfernung aller Metastasen. Gleichzeitig soll so viel Parenchym wie möglich erhalten werden, um Lungenfunktion und damit Lebensqualität nicht zu stark einzuschränken. Mindestanforderung an den Chirurgen ist die makroskopische (palpatorisch-chirurgische) komplette Resektion und die pathologische R0-Resektion. Eine pathologische R0-Resektion liegt vor, wenn zirkulär um die Metastase herum mindestens eine intakte Schicht von Alveolen ohne Tumorzellen nachgewiesen wird. Trotz R0-Resektion kommt es allerdings in zahlreichen Fällen zu lokalen Tumorrezidiven in der Lunge (Shiono et al. 2005; Welter et al. 2017). Ursachen hierfür sind aggressive Ausbreitungsmuster der Metastasen, die mit Abstand zur Tumoroberfläche im umliegenden Lungengewebe zu finden sein können: „spread through air spaces“ (STAS), Lymphgefäß- und Blutgefäßinfiltration (L1, V1), interstitielle Ausbreitung, Tumorsatellitenzellen, Pleurainfiltration und andere. Diese können teilweise nur bei sorgfältiger Präparateaufbereitung und gegebenenfalls nur immunhistochemisch nachgewiesen werden. Der Sicherheitsabstand bei epithelialen Tumoren sollte 5–10 mm oder entsprechend dem Radius der Metastase in alle Richtungen sein (Welter et al. 2011, 2017; Nelson et al. 2019). In besonderen Situationen wie z. B. eine >14 mm große CRC-Metastase, eine CRC-Metastase mit KRAS-Mutation (Kirsten Rat Sarcoma [Gen]), Metastasen von Tumoren mit häufiger Lymphangiose, kann die anatomische Resektion zur Entfernung einer Metastase vorteilhaft sein (Shiono et al. 2017; Perentes et al. 2018; Nelson et al. 2019).
Der Sicherheitsabstand muss weiterhin methodenabhängig betrachtet werden. Bei der Anwendung von Klammernahtgeräten und Klemmen wird die viszerale Pleura „um die Metastase herumgewickelt“ und die Alveolen zwischen den Branchen gequetscht. Es entsteht der trügerische Eindruck eines großen Sicherheitsabstandes. Wird die Resektionsklemme geöffnet oder die Klammernahtreihe am Präparat abgetrennt, liegt oft die Metastase offen in der Resektionsfläche. Bei der Anwendung von Kauter und besonders beim Laser spielt eine nicht messbare Vaporisation (Verbrennung, Verdampfung) sowie Karbonisation und Koagulation von Lungengewebe auf beiden Seiten der Resektionslinie eine Rolle. Der „effektive“ Sicherheitsabstand ist daher bei diesen Techniken immer größer als der real vom Pathologen gemessene. So kann bei der Laserresektion z. B. ein real an der Metastase gemessener Sicherheitsabstand von nur 1 mm effektiv einem Abstand von 6–8 mm entsprechen. Die Laserchirurgie geht entsprechend mit besonders niedrigen Raten an lokalen Tumorrezidiven einher und ist eine zu empfehlende Methode bei multiplen Herden (Abb. 23 und 4; Rolle et al. 2002).

Lymphadenektomie

In zahlreichen Studien wurde der Befall intrathorakaler Lymphknoten bei Lungenmetastasen als signifikanter Prognosefaktor festgestellt. Ob die radikale Lymphadenektomie die Prognose verbessert, indem sie eine „echte R0-Resektion“ ermöglicht, muss durch zukünftige Studien gezeigt werden (Zellweger et al. 2018). Ein weitgehender internationaler Konsens besteht darin, im Rahmen jeder radikalen Lungenmetastasektomie mindestens ein Lymphknoten-Sampling durchzuführen. Von der deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie wird zudem die systematische Lymphknotendissektion im Rahmen der Lungenmetastasektomie bei kolorektalen Karzinomen, Nierenzellkarzinomen und Keimzelltumoren empfohlen. Bei diesen Tumorentitäten ist auch ein nachgewiesener ipsilateraler mediastinaler Lymphknotenbefall kein Ausschlusskriterium für eine radikale Lungenmetastasektomie, insbesondere da lymphatische Verbindungen zwischen Abdomen und Thorax auch einen mediastinalen Lymphknotenbefall ohne gleichzeitige Lungenmetastasen verursachen könnten.

Postoperatives Management

Das postoperative Management nach Lungenmetastasektomie unterscheidet sich nicht vom Management nach anderen Eingriffen mit Lungenresektionen. Hervorzuheben ist allerdings, dass nach Laserresektion immer eine lokale inflammatorische Reaktion auf die Verbrennung von Lungengewebe auftritt. Diese äußert sich in deutlich erhöhten Infektparametern und radiologischen Verschattungen, die nur schwer von pneumonischen Infiltraten zu unterscheiden sind. Der Einsatz von Antibiotika muss hier eher zurückhaltend und besonders an der Klinik ausgerichtet werden.

Rezidiveingriffe

Die Prognose und lokale Kontrolle von Rezidivmetastasen in der Lunge kann durch erneute komplette Resektion exzellent verbessert werden. Dabei hat das krankheitsfreie Intervall zwischen den Metastasektomien große Bedeutung. Die Prognose nach Rezidivresektion ist erneut so gut, wie bei der ersten Metastasektomie (Pfannschmidt et al. 2012).

Prognose und Outcome

Daten über das Langzeitüberleben nach Lungenmetastasektomie kommen größtenteils aus einer Zeit vor Immuntherapie und zielgerichteten systemischen Behandlungen und haben daher wohl mehr Aussagekraft hinsichtlich des prognostischen Einflusses der Operation alleine. Komplette Metastasektomien nach CRC gehen mit 5-Jahres-Überlebensraten (JÜR) von 30–67 % einher, abhängig von den bekannten Prognosefaktoren CEA-Wert, Metastasenzahl, KFI und Lymphknotenbefall. Bei RCC liegen die 5-JÜR bei 30–49 % und sind ebenfalls abhängig von KFI, Lymphknotenbefall und vor allem der vollständigen Resektion (R0) (Pastorino et al. 1997; Pfannschmidt et al. 2012; Petrella et al. 2017; Kudelin et al. 2013). Geringere Überlebensraten werden für Melanome berichtet (21–36 %) und besonders günstige bestehen für Keimzelltumoren (68–95 %) (Pfannschmidt et al. 2012; Pastorino et al. 1997; Leung et al. 2012). Obwohl die Prognose nach Resektion von Mammakarzinommetastasen günstig ist (36–59 %), bleibt bisher unklar, welcher Lebenszeitgewinn der Operation, und welcher eher der antihormonellen und anderen zielgerichteten Therapien zuzuschreiben ist.
Singuläre Lungenherde sollten allerdings immer abgeklärt, gegebenenfalls operiert werden, um ein primäres Lungenkarzinom oder einen benignen Tumor nicht zu übersehen und damit zu Unrecht eine metastasierte Erkrankung anzunehmen (Pastorino et al. 1997; Meimarakis et al. 2010, 2013). Seltenere Tumorentitäten (HNO-Tumoren, Pankreaskarzinom, gynäkologische Tumoren, Nebennierenkarzinome und andere) gehen meist mit einer schlechteren Prognose einher.
Die operative Lungenmetastasektomie führt zu moderaten Beschwerden wie Schmerzen, Husten, Leistungsminderung, Müdigkeit, aber nur zu einer geringen Einschränkung der allgemeinen Lebensqualität (Welter et al. 2013) und ist mit einer sehr niedrigen Letalität von 0–1 % verbunden (Meimarakis et al. 2013; Pastorino et al. 1997; Salah et al. 2012; Lin et al. 2015; Shiono et al. 2018).

Nachsorge

Nach jeder Lungenmetastasektomie empfiehlt sich eine CT-Kontrolle des Thorax nach 6 Monaten, bei aggressiven Tumoren auch früher. So wie die initiale inflammatorische Begleitreaktion des umgebenden Lungengewebes führt auch die anschließende Vernarbung nach Laser- oder Kauterresektion nicht selten zu Fehlinterpretationen der Bildgebung. Vor der Feststellung eines Metastasenrezidivs sollte daher der behandelnde Thoraxchirurg mit einbezogen werden.
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