Erschienen in:
22.09.2022 | Endoprothetik | Leitthema
Aktuelle Aspekte der alloplastischen Kiefergelenkrekonstruktion
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. med. Prof. h.c. (BNMU Kyiv) Andreas Marcus Neff, FEBOMFS, Ingo Fischer, Poramate Pitak-Arnnop
Erschienen in:
Die MKG-Chirurgie
|
Ausgabe 4/2022
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Mit der Einführung inzwischen klinisch langjährig etablierter Kiefergelenktotalendoprothesen (KG-TEP) und der aktuellen Zulassung neuer Systeme ist der totale alloplastische Kiefergelenkersatz derzeit erneut in den Fokus des klinischen Interesses gerückt. Obwohl die KG-TEP gemäß aktuellem Konsens (S3-Leitlinie, AWMF-Register-Nr. 007-106, Stand 2020) bislang in erster Linie konservativ und mit konventionellen chirurgischen Verfahren nicht oder nicht mehr therapierbaren, meist multipel voroperierten und schwer geschädigten Kiefergelenken („end-stage disease“, Wilkes-Stadium V+) vorbehalten bleibt, wird aktuell das Indikationsspektrum zunehmend erweitert. Während die KG-TEP früher in erster Linie als Ultima Ratio bei Gelenkdestruktionen und Ankylosen in Zusammenhang mit kraniomandibulären Dysfunktionen (CMD) zum Einsatz kam, wird die Indikation für den totalen alloplastischen Kiefergelenkersatz heute ggf. bereits deutlich frühzeitiger gestellt, z. B. bei medikamentös therapierefraktären Autoimmunerkrankungen sowie als Option für rekonstruktive Verfahren im Rahmen von Syndromen (z. B. Goldenhar-Syndrom) oder infolge Teilverlust der Mandibula (z. B. bei onkologischen Erkrankungen, Osteochemonekrosen usw.). Korrekte Indikationsstellung und adäquat ausgebildete OperateurInnen vorausgesetzt, gilt die KG-TEP heute als zuverlässige und erfolgreiche Behandlungsmethode speziell für „end-stage diseases“. Allerdings zeichnet sich hier unter GelenkchirurgInnen nach einer längeren „Hypephase“ inzwischen der Trend ab, die KG-TEP nur mit strenger Indikation und nicht als „Allheilmittel“ einzusetzen. Die vorliegende Übersichtsarbeit stellt das aktuelle Vorgehen bei KG-TEP dar und verknüpft dies mit evidenz- und konsensusbasierten Daten über Materialien, Indikationen, Kontraindikationen sowie Komplikationen und Risiken.