Erschienen in:
16.06.2016 | Ovarialkarzinom | Außer der Reihe
Endpunkte in onkologischen Studien
Eine kritische Bestandsaufnahme am Beispiel des Ovarialkarzinoms
verfasst von:
Prof. Dr. med. F. Hilpert, J. Pfisterer, D. Arnold
Erschienen in:
Die Onkologie
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Ausgabe 8/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
In den letzten 20 Jahren hat sich die Prognose von Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom deutlich verbessert, bei allerdings kaum veränderter Gesamtsterblichkeit. In der Rezidivsituation stehen heute eine Reihe wirksamer systemischer Therapieoptionen zur Verfügung. Insgesamt in verschiedenen Therapielinien sequenziell eingesetzt, resultiert hieraus ein Gesamtüberleben (Overall Survival = OS), anhand dessen die unterschiedlichen Effekte der in einer Therapielinie angewandten Prüfsubstanzen nur schwer zu beurteilen sind.
Fragestellung
Daraus ergeben sich für Zulassungsstudien neuer Medikamente Konsequenzen hinsichtlich der Auswahl des primären Endpunkts. Insbesondere bei Entitäten mit relativ langen Überlebenszeiten wie dem Ovarialkarzinom wird häufig nicht das Gesamtüberleben, sondern das progressionsfreie Überleben (Progression Free Survival = PFS) als primärer Endpunkt festgelegt. Leider kann der Endpunkt OS die Effektstärke in frühen Therapiesituationen, insbesondere in der Erst- oder Zweitlinientherapie, aufgrund des langen Postprogressionsüberlebens nur eingeschränkt abbilden.
Diskussion
Beispielhaft dafür ist der kürzlich zugelassene Poly-ADP-Ribose-Polymerase-(PARP-)Inhibitor Olaparib, der für Patientinnen mit platinsensitivem Rezidiv eines BRCA-assoziierten Ovarialkarzinoms eine gut verträgliche Option zur Erhaltungstherapie nach erfolgreicher platinbasierter Reinduktionstherapie darstellt und im Vergleich zu Placebo das PFS deutlich verbessert, auf das Gesamtüberleben (bislang) jedoch keinen Einfluss hat.
Schlussfolgerung
Für die frühe Nutzenbewertung einer Substanz ist somit eine differenzierte Bewertung der von Zulassungsbehörden akzeptierten Endpunkte entscheidend und auch alternative Endpunkte wie die Lebensqualität sollten dafür herangezogen werden.