Erschienen in:
02.10.2018 | Originalien
Entwicklung und Validierung des „Mini Dental Assessment“
Ein Verfahren zur besseren Einschätzung des zahnärztlichen Behandlungsbedarfes in der Geriatrie
verfasst von:
Dr. K. A. Mausbach, J. Velten, P. Rehmann, G. Kolb, B. Wöstmann
Erschienen in:
Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie
|
Ausgabe 7/2019
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Zukünftig wird es zu einer steigenden Nachfrage nach professioneller Pflege bei gleichzeitig längerem Verbleib der eigenen Zähne bis ins hohe Alter kommen. Aufgrund unzureichender zahnmedizinischer Kenntnisse ist es den Pflegenden oft nicht möglich, dentale Defizite suffizient einschätzen zu können.
Ziel der Arbeit
Entwicklung und Validierung eines Assessment-Tools (MDA) zur Einschätzung des zahnärztlichen Behandlungsbedarfes (ZBB) in geriatrischen Langzeitpflegeeinrichtungen durch das Pflegepersonal.
Material und Methoden
Im Rahmen der Studie wurden dabei 169 Patienten (51 aus dem Universitätsklinikum Gießen, 118 aus dem Bonifatius Hospital Lingen) zahnmedizinisch untersucht (Zahnstatus (basierend auf den Kriterien der California Dental Association)) und der ZBB eingeschätzt. Gleichzeitig wurden das Alter des neuesten Zahnersatzes (AZ) und die Zeit seit dem letzten Zahnarztbesuch (ZLZ) erfragt sowie ein Kaufunktionstest („Möhrentest“, ZGK) durchgeführt. In einer zweiten Studie wurden weitere 155 Patienten (115 aus dem Universitätsklinikum Gießen, 40 aus dem Bonifatius Hospital Lingen) entsprechend der Referenzstudie unter Hinzunahme weiterer Kaufunktionstests (Kaufunktionstest nach Schimmel und Slavicek) und Fragebogen zur Lebensqualitätsermittlung (Oral Health Impact Profile (OHIP), Dental Impact on Daily Living, (DiDDL) untersucht.
Ergebnisse
Es zeigte sich bei 108 Patienten ein akuter Behandlungsbedarf, wobei die durchschnittliche ZLZ bei 2,5 ± 3,8 Jahren lag und das mittlere AZ bei 10,8 ± 8,9 Jahren war. Des Weiteren bestand eine positive Korrelation (Spearman, p > 0,005) zwischen dem ZBB und dem Zerkleinerungsgrad des Kaufunktionstests (ZGK) (3,4 ± 1,8 Grad). Ein Assessment-Tool, bestehend aus ZGK, ZLZ und AZ, die als Parameter entsprechend ihres Regressionskoeffizienten (10:3:1) gewichtet werden, wurde daraus entwickelt. Die mittlere Gesamtpunktzahl des entwickelten „Mini Dental Assessment“ (MDA) lag bei 51,32 ± 28,14. Eine Spezifitäts‑/Sensitivitätsanalyse sowie eine „Receiver-operating“(ROC)-Analyse (AUC: 0,805; 95 %-KI: 0,738–0,873) wurden ebenfalls ausgeführt. Die in der Folgestudie ermittelte ROC-Kurve zeigte eine gute Übereinstimmung mit der Ausgangsstudie (AUC; 0,829, 95 %-KI: 0,751–0,907).
Diskussion
Anhand der Ergebnisse der Studien konnte gezeigt werden, dass das MDA ein geeignetes Instrument ist, um eine valide Aussage zur Einschätzung des ZBB bei Patienten in Langzeitpflegeeinrichtungen zu treffen. Im Rahmen der Validierungsstudie zeigte sich die Validität des MDA in seiner ursprünglich entwickelten Form, durch die Hinzunahme zweier weiterer Kaufunktionstests konnten keine wesentliche Verbesserung der Aussagekraft des MDA erreicht werden. Insgesamt erscheint das MDA als geeignetes Hilfsmittel, um dem Personal in Pflegeeinrichtungen die Einschätzung der Notwendigkeit eines Zahnarztbesuches der Heimbewohner zu erleichtern.