Erschienen in:
30.06.2022 | Entzündlich-rheumatische Erkrankungen | Versorgung
Digital unterstützte rheumatologische Screeningsprechstunde
Wie hilfreich ist ein Fragebogen-Scoringsystem (RhePort)?
verfasst von:
Dr. med. Andreas Engel, Julia Brandl, Ino K. Gao, Swen Jacki, Maria-Anna Meier, Sven Weidner, Jörg Henes
Erschienen in:
Zeitschrift für Rheumatologie
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Ausgabe 8/2022
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Zusammenfassung
Angesichts knapper rheumatologischer Ressourcen wurde eine digital unterstützte Früherkennungssprechstunde (FS) etabliert zur frühen und sicheren Unterscheidung von Patienten mit entzündlich rheumatischen vs. nichtentzündlichen Erkrankungen. Es erhielten 500 Patienten mit Verdacht auf eine rheumatische Erkrankung einen Termin innerhalb von 2 Wochen. Sie wurden mithilfe eines digitalen Fragebogens (RhePort) befragt, kurz symptomorientiert untersucht, rheumatologische Basislaborwerte wurden bestimmt. Die Antworten wurden mit einem in RhePort hinterlegten Algorithmus gescort (von 0 = nichtentzündlich bis 4 = hochwahrscheinlich entzündlich), ebenso die Gesamteinschätzung der Rheumatologen nach Abschluss der FS. RhePort-Score und FS-Score wurden verglichen mit der Referenzdiagnose, die bei einer ausführlichen Zweituntersuchung nach im Mittel 10 Wochen erfolgte. Bei 490 auswertbaren Patienten wurden 133 entzündlich rheumatische (27 %) und 357 nichtentzündliche Erkrankungen (73 %) diagnostiziert. Eine Klassifikation allein aufgrund des RhePort-Fragebogens (Score > 1) erkannte 103 von 129 als entzündlich (Sens. 80 %) und 125 von 355 als nichtentzündlich (Spez. 35 %), was in einer AUC von 0,62 nach ROC-Analyse resultierte. Bei einem Score > 1 klassifizierte die rheumatologische Einschätzung nach FS 130 von 133 Patienten als entzündlich (Sensitivität 98 %), 261 von 357 nichtentzündlich (Spezifität 73 %). Die kombinierte FS kann Sensitivität und Spezifität entscheidend steigern im Vergleich zu einer alleinigen „automatisierten“ Befragung mittels Fragebogen. Neben früher Identifikation und Behandlung von entzündlich rheumatischen Patienten können durch schnelle Identifikation nicht rheumatologisch behandlungsbedürftiger Patienten Kapazitäten für die Versorgung geschaffen werden.