Erschienen in:
04.02.2020 | Epilepsie | Leitthema
Temporallappenepilepsien – Ätiologie und elektroklinische Subtypen
verfasst von:
Univ. Prof. DI. Dr. Christoph Baumgartner, Johannes P. Koren, Clemens Lang, Lea Zoche
Erschienen in:
Clinical Epileptology
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Ausgabe 1/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Temporallappenepilepsien sind die häufigsten fokalen Epilepsien.
Fragestellung
Darstellung von ätiologischen und elektroklinischen Subtypen von Temporallappenepilepsien.
Material und Methode
Zusammenfassung und Diskussion der wesentlichen Literatur über wichtige ätiologische und elektroklinische Subtypen von Temporallappenepilepsien.
Ergebnisse
Die wichtigsten ätiologischen Subtypen sind die mesialen Temporallappenepilepsien mit Hippocampussklerose (MTLE-HS), die läsionellen Temporallappenepilepsien und die MR-negative Temporallappenepilepsien. Bei MTLE-HS sind initial präzipitierende Ereignisse (insbesondere komplizierte Fieberkrämpfe) häufig, der Erkrankungsbeginn ist früh, bilaterale tonisch-klonische Anfälle sind selten, in 50–90 % besteht medikamentöse Therapieresistenz. Häufige Ursachen von läsionellen Temporallappenepilepsien sind langzeitepilepsieassoziierte neuroepitheliale Tumoren (LEAT), fokale kortikale Dysplasien und Kavernome. Bei Magnetresonanz-Tomographie (MR)-negativen Temporallappenepilepsien sind initial präzipitierende Ereignisse selten, der Erkrankungsbeginn ist spät, bilaterale tonisch-klonische Anfälle sind häufig, 55–60 % sind gut behandelbar. Hinsichtlich der elektroklinischen Subtypen können mesiale Subtypen, ein temporopolarer Subtyp, ein mesiolateraler Subtyp, ein lateraler Subtyp und ein Temporal-„Plus“-Subtyp unterschieden werden.
Schlussfolgerungen
Temporallappenepilepsien sind komplexe Netzwerkerkrankungen. Die funktionellen und strukturellen Veränderungen sind im Allgemeinen räumlich wesentlich ausgedehnter als die in der MRT fassbare strukturelle Läsion und gehen oft über den Temporallappen hinaus. Die einzelnen elektroklinischen Subtypen zeigen beträchtliche Überlappungen in der klinischen Anfallssemiologie und können bei allen Ätiologien vorkommen.