Erschienen in:
04.10.2021 | Epilepsie | Originalien
Frauen mit Epilepsie: Wie erfolgt die Beratung bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft? – Eine Fallserie aus einer spezialisierten Epilepsieambulanz
verfasst von:
Dr. med. Birgitt Müffelmann, Anne Hagemann, Niklas Knaak, Christian G. Bien
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 6/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Auswertung großer Schwangerschaftsregister hat die Empfehlungen für Frauen mit Epilepsie und Kinderwunsch in den letzten Jahren verbessert. So werden eine Monotherapie mit einem fehlbildungsarmen Medikament (Lamotrigin oder Levetiracetam) unter Vermeidung von Valproinsäure sowie eine präkonzeptionelle Folsäureprophylaxe empfohlen. Die Praktikabilität dieser Empfehlungen ist umstritten.
Methodik
Retrospektive Fallserie von 160 Frauen mit Epilepsie über einen Zeitraum von 5 Jahren, die vor und bei Schwangerschaften in unserer Ambulanz beraten wurden.
Ergebnisse
Nur 18,9 % der Frauen stellten sich noch mit Valproinsäure vor. Auch ohne Valproinsäure kam es unter fachärztlicher Kontrolle selten zu Komplikationen oder Notfalleinweisungen. Lamotrigin erwies sich in unserer Fallserie in der Schwangerschaft als weniger gut wirksam und schlechter steuerbar als andere Medikamente. Levetiracetam ist ebenfalls wenig teratogen, kontrollierte Anfälle in der Schwangerschaft aber besser als Lamotrigin. Nur 12 % der Frauen mit Kinderwunsch nahmen Folsäure ein.
Diskussion
Diese Fallserie stammt aus einem tertiären Zentrum; die zugewiesenen Frauen wurden überwiegend von epileptologisch kompetenten Fachärzten für Neurologie betreut. In dieser Gruppe konnte auf Valproat in den meisten Fällen verzichtet werden. Lamotrigin ist vermutlich wegen des Spiegelabfalls in der Schwangerschaft weniger effektiv. Eine gute Alternative scheint Levetiracetam zu sein, das gut gegen fokale und generalisierte Anfälle wirkt. Folsäure wird möglicherweise später eingenommen als empfohlen.