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Erschienen in: Zeitschrift für Epileptologie 1/2021

21.12.2020 | Schielen | Übersichten

Gesichtsfelddefekte vor und nach pädiatrischer Epilepsiechirurgie

Klinische Zeichen, kindgerechte Diagnostik, Adaptation vor und nach Epilepsiechirurgie

verfasst von: Lisa Neumayr, Alisa Gschaidmeier, Susanne Trauzettel-Klosinski, Tom Pieper, Manfred Kudernatsch, Wiebke Hofer, Christina Bajer, Martin Staudt

Erschienen in: Clinical Epileptology | Ausgabe 1/2021

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Zusammenfassung

Hintergrund und Fragestellung

Resektionen oder Diskonnektionen der retrochiasmalen Sehbahn führen zu homonymen Gesichtsfelddefekten (hGFD). Während bei vorbestehenden Gesichtsfelddefekten kein neues Defizit entsteht, verursachen solche Operationen bei Kindern mit intaktem Gesichtsfeld neue hGFD. Daher ist die präoperative Gesichtsfeldtestung von besonderer Bedeutung. Es werden 2 Studien zusammengefasst, in welchen wir die „Kampimetrie“ zur Gesichtsfeldtestung bei Kindern erprobten, die Häufigkeit von hGFD in einem pädiatrisch-epilepsiechirurgischen Kollektiv bestimmten, Strabismus und Kopfzwangshaltung (KZH) als klinische Indikatoren für hGFD evaluierten und Auswirkungen chirurgisch erworbener hGFD auf die visuelle Suche bei Kindern untersuchten.

Material und Methoden

Eingeschlossen wurden alle 16 im Untersuchungszeitraum operierten Patienten (nicht selektierte Kohorte) sowie 14 weitere Patienten mit klinischen oder radiologischen Hinweisen auf hGFD (selektierte Kohorte). Die Untersuchungen umfassten Kampimetrie (n = 29), orthoptische Untersuchung (n = 29) und bei ausreichender Kooperation einen visuellen Suchtest (n = 12).

Ergebnisse und Diskussion

Bei 25/29 Patienten konnte die Kampimetrie erfolgreich durchgeführt werden. In der „nicht selektierten Kohorte“ (n = 16) wiesen 9 Patienten hGFD auf (5 bereits präoperativ, 4 operativ erworben). Strabismus und KZH waren spezifische Indikatoren für hGFD mit positiv prädiktiven Werten von 86 % bzw. 100 %. Unmittelbar nach der Operation zeigten Patienten mit neu erworbenen hGFD einen relativen Nachteil der visuellen Suchzeiten für Objekte im blinden Halbfeld. Sechs Monate später hatte sich dieser relative Nachteil vollständig erholt. Im Vergleich zur präoperativen Situation waren die Suchzeiten bei postoperativ hemianopen Patienten insgesamt immer noch verlängert, dieser Effekt konnte jedoch durch Verbesserungen der Verarbeitungsgeschwindigkeit ausgeglichen werden.

Schlussfolgerungen

Im pädiatrisch-epilepsiechirurgischen Kontext treten häufig hGFD auf. Strabismus und KZH können als klinische Indikatoren dienen, die „Kampimetrie“ kann den Verdacht auch bei Kindern mit eingeschränkter Kooperation bestätigen. Kinder mit chirurgisch erworbenen hGFD entwickeln innerhalb von 6 Monaten effektive Kompensationsstrategien, um den relativen Nachteil der visuellen Suche in ihrem blinden Halbfeld zu minimieren. Verlängerungen der gesamten visuellen Suchzeiten sind noch vorhanden, können jedoch durch Verbesserungen kognitiver Parameter kompensiert werden.
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Metadaten
Titel
Gesichtsfelddefekte vor und nach pädiatrischer Epilepsiechirurgie
Klinische Zeichen, kindgerechte Diagnostik, Adaptation vor und nach Epilepsiechirurgie
verfasst von
Lisa Neumayr
Alisa Gschaidmeier
Susanne Trauzettel-Klosinski
Tom Pieper
Manfred Kudernatsch
Wiebke Hofer
Christina Bajer
Martin Staudt
Publikationsdatum
21.12.2020
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Clinical Epileptology / Ausgabe 1/2021
Print ISSN: 2948-104X
Elektronische ISSN: 2948-1058
DOI
https://doi.org/10.1007/s10309-020-00379-9

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