Erschienen in:
12.01.2021 | Ernährung | Übersichten
Ketogene Ernährungstherapie unter besonderer Berücksichtigung der Behandlung der myoklonisch-astatischen Epilepsie
verfasst von:
Dr. Adelheid Wiemer-Kruel
Erschienen in:
Clinical Epileptology
|
Ausgabe 2/2021
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Der Wirkmechanismus der ketogenen Ernährungstherapie ist unklar. Klassische ketogene Diät und modifizierte Atkins-Diät sind die Therapie der Wahl bei Glukose-Transporter-Defekt und Pyruvat-Dehydrogenase-Mangel. Sie sind aber auch eine lohnenswerte, alternative Therapieoption bei allen therapieresistenten Epilepsien, v. a. bei Säuglingen (infantile Spasmen), aber auch im Klein- und Schulkindalter sowie bei Jugendlichen. Es besteht eine syndromspezifische Effektivität. Insbesondere bei der myoklonisch-astatischen Epilepsie (MAE) kann mit Einführung einer ketogenen Ernährungstherapie in je nach Publikation 47–54 % der Behandlungsfälle Anfallsfreiheit erreicht werden. Beste Ergebnisse zeigen sich auch in der Behandlung der Epilepsie bei tuberöser Sklerose („tuberous sclerosis complex“ [TSC]), gefolgt vom Dravet-Syndrom und infantilen Spasmen, aber auch bei Epilepsien struktureller und unklarer Ätiologie. Bei Infantilen Spasmen ist ein möglichst frühzeitiger Einsatz günstig. Auch bei Erwachsenen ist die Datenlage inzwischen deutlich verbessert. Die Diät scheitert weiterhin teilweise an mangelnder Compliance. Diese kann durch ein vermehrtes Angebot an im Handel befindlichen Produkten für die Diät und ein aktives Einbeziehen der Pflegepersonen in das Keto-Team bei der Einführung der Diät und der Verlaufskontrollen verbessert werden. Das Einsatzgebiet der ketogenen Ernährungstherapie weitet sich immer mehr aus: Bei multipler Sklerose, Migräne, Autismus, Tumoren, Schädel-Hirn-Traumata, in der Schmerztherapie, bei Morbus Alzheimer, der amyotrophen Lateralsklerose und Diabetes mellitus werden zunehmend Therapieerfolge berichtet.