Lamotrigin (LTG), Levetiracetam (LEV) und Oxcarbazepin (OXC) in Monotherapie sind weiterhin Spitzenreiter bei Frauen mit Kinderwusch bei vergleichsweise geringer Prävalenz für größere Fehlbildungen (englisch „major congenital malformations“ [MCM]) von respektive 3,1 %, 2,5 % und 2,9 % [
2]. In einer Kohortenstudie mit 38.661 Kindern von Müttern mit Epilepsie konnte für LTG und OXC keine Assoziation zwischen pränataler Exposition und neuropsychiatrischen Störungen gefunden werden, für LEV wurde eine leicht erhöhte kumulative Inzidenz im Alter von 10 Jahren für Angststörung und Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom gefunden bei allerdings fehlenden Follow-up-Daten im 18. Lebensjahr [
7]. LTG ist allgemein das ASM der ersten Wahl bei fokalen Epilepsien. Bei Frauen im gebärfähigen Alter mit idiopathisch generalisierten Epilepsien (IGE), insbesondere wenn Myoklonien und generalisiert tonisch-klonische Anfälle im Vordergrund stehen, sollte LEV oder alternativ LTG eingesetzt werden [
6]. LEV ist bei generalisierten Epilepsien in Monotherapie eigentlich nicht zugelassen, wird jedoch, basierend auf Ergebnissen der SANAD (Standard And New Antiepileptic Drugs) II-Studie, empfohlen [
6,
17]. Dass auch OXC mit einem vergleichsweise niedrigen, dosisunabhängigen Fehlbildungsrisiko einhergeht [
2], scheint unter sich seltener mit Epilepsie befassenden Neurolog:innen weniger bekannt zu sein, da uns immer wieder unter OXC anfallsfreie Patientinnen mit Kinderwunsch mit der Bitte um Umstellung bei vermeintlich erhöhtem Risiko für MCM überwiesen werden. OXC ist ein potenter Natriumkanalblocker, der in retardierter Form [
23] gut wirksam und verträglich ist und dessen Einsatz, wenn notwendig, Frauen im gebärfähigen Alter mit fokalen Epilepsien nicht vorenthalten werden sollte. Die Blutserumkonzentration von OXC sinkt während der Schwangerschaft durch ein verändertes Verteilungsvolumen und erhöhte Clearance um 32,6 %, wie in der MONEAD (Maternal Outcomes and Neurodevelopmental Effects of Antiepileptic Drugs)-Studie [
22] gezeigt werden konnte, sodass eine Dosiserhöhung zur Vermeidung von Rezidivanfällen notwendig werden kann. Ob das durch OXC erhöhte dosisabhängige Hyponatriämierisiko [
15] in der Schwangerschaft bei oben genannten metabolischen Veränderungen zusätzlich erhöht sein könnte, scheint nicht untersucht. Reduzierte Blutserumkonzentrationen zeigen sich auch für LTG (bis zu 56,1 %) und LEV (36,8 %) [
22], sodass für alle Medikamente von Beginn der Schwangerschaft an eine 4‑wöchige Blutserumspiegelkontrolle unter vergleichbaren Bedingungen (am besten immer Talspiegel) zu empfehlen ist und eine konsekutive Anpassung der Dosis, falls erforderlich. Nicht vergessen werden sollte, dass sich die metabolischen Veränderungen nach Entbindung rasch normalisieren [
9], sodass es im Anschluss zu Überdosierungserscheinungen mit neurotoxischen Störwirkungen kommen kann, wenn die ASM zuvor während der Schwangerschaft stark erhöht werden musste. Für LTG beispielsweise kann eine Reduktion auf die präkonzeptionelle Dosis innerhalb weniger Tage post partum notwendig werden und wird von uns regelmäßig empfohlen, allerdings gibt es hierzu derzeit keine evidenzbasierte Empfehlung.