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17.11.2021 | Epistaxis | Nachrichten

Topische Therapien im Vergleich

Nasenbluten in der Notaufnahme: Wie gut hilft Tranexamsäure?

verfasst von: Dr. Elke Oberhofer

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Topische Tranexamsäure stoppt Nasenbluten möglicherweise besser und nachhaltiger als andere Maßnahmen. In einer US-Metaanalyse schien das Antifibrinolytikum bei guter Verträglichkeit vor allem lokalen Vasokonstriktoren deutlich überlegen zu sein.

Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.

Unstillbares Nasenbluten ist in etwa jedem 200. Fall der Grund für das Aufsuchen einer Notaufnahme. Hier kommt eine Reihe von Substanzen zum Einsatz, um die Blutung zu stoppen, neben topischen Vasokonstriktoren auch Lokalanästhetika, z. B. Lidocain. Diese zeigen jedoch oft keine ausreichende Wirkung, sodass weitergehende Maßnahmen wie die schmerzhafte Nasentamponade oder eine Kauterisierung erforderlich werden.

Erfolgsrate dreieinhalbmal höher

Ein anderes Mittel, die topisch angewendete Tranexamsäure (TXA), scheint hier deutlich besser zu funktionieren, zumindest wollen Notfallmediziner der George Washington University School of Medicine in Washington, D. C. Hinweise hierfür gefunden haben. In ihrer Metaanalyse war es mit TXA fast achtmal häufiger gelungen, die Blutung zu stoppen, als mit Vasokonstriktoren wie Epinephrin, Phenylepinephrin oder Oxymetazolin, die allein oder in Kombination mit Lidocain verabreicht wurden. Insgesamt, verglichen mit allen anderen untersuchten Methoden – inklusive Nasentamponade, aber z. B. auch Placebo –, war die topische TXA-Behandlung dreieinhalbmal häufiger von Erfolg gekrönt.

Große Unterschiede in den Studiendesigns

Das Team um Dr. Rajesh Naidu Janapala hatte acht Studien mit insgesamt 1299 Patienten ausgewertet. Davon hatten 46% TXA erhalten, der Rest irgendeine Vergleichstherapie (topische Medikamente mit oder ohne Nasentamponade) bzw. ein Placebo. In drei Studien hatte man den Erfolg 10 Minuten nach Therapiebeginn bewertet, in einer nach 15 Minuten, in einer weiteren erst nach 30 Minuten. Sieben der Studien waren prospektiv randomisiert, bei einer handelte es sich um eine retrospektive Analyse. Bei vier der randomisierten Studien lag ein relevantes Verzerrungsrisiko vor.

In einer Subgruppenanalyse über fünf Studien war die Rate der Patienten ausschlaggebend, die nach ein bis drei Tagen erneut in der Notaufnahme vorstellig wurden. Auch hier hatte die TXA-Gruppe deutlich besser abgeschnitten als die Kontrollen, mit einer um 63% niedrigeren Wahrscheinlichkeit, den Endpunkt zu erreichen. Kein signifikanter Unterschied ergab sich jedoch, wenn man die Wiedervorstellung innerhalb von sieben Tagen zugrunde legte.

„Verbesserte Sicherheit und Patientenzufriedenheit“

Die Autoren schlussfolgern, dass TXA verglichen mit anderen Therapieoptionen mit einer „verbesserten Sicherheit und Patientenzufriedenheit“ einhergehe. Nebenwirkungen habe es nicht häufiger oder seltener gegeben als in der Gesamtheit der Kontrollgruppen.

Die Aussagekraft der Studie wird jedenfalls durch die Heterogenität der Kontrollinterventionen deutlich geschmälert. So hatten zwei Teams ausschließlich gegen Placebo verglichen, in zwei Studien dagegen hatte man alle Patienten der Kontrollgruppe auch tamponiert. Auch der Zeitrahmen der Bewertung hatte deutlich variiert. Demnach müssen nun weitere Studien zeigen, ob topische TXA als alleinige Standardtherapie bei unstillbarem Nasenbluten geeignet ist.

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Wirksamkeit von topischer Tranexamsäure bei schwerem Nasenbluten im Vergleich mit anderen Standardbehandlungen oder Placebo.

Antwort: Der Blutungsstopp zum jeweiligen Bewertungszeitpunkt wurde mit TXA dreieinhalbmal häufiger erreicht als mit jeglicher Vergleichsintervention. Gegenüber Vasokonstriktoren war die Erfolgsrate fast achtmal höher.

Bedeutung: Nasenbluten lässt sich mit topischer TXA offenbar besser stoppen als mit Vasokonstriktoren.

Einschränkung: Nur Notfallpatienten berücksichtigt; hohe Heterogenität der Kontrollgruppen; relativ geringe Teilnehmerzahl in den einzelnen Studien; unterschiedliche Endpunkte.

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Literatur

Janapala RN et al. Efficacy of topical tranexamic acid in epistaxis: A systematic review and meta-analysis. Am J Emerg Med 2021; https://doi.org/10.1016/j.ajem.2021.10.043

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