Erektile Dysfunktion betrifft jeden zweiten Diabetiker

Jeder zweite Diabetiker leidet unter einer erektilen Dysfunktion. Deshalb plädieren die Autoren einer umfassenden Metaanalyse für ein Screening für Männer dieser Risikogruppen sowie geeignete Interventionen. Die Diabetesprävalenz unter den Erwachsenen ist von 1980 bis 2014 weltweit von 4,7% auf 8,5% gestiegen. Neben einigen anderen Erkrankungen gilt der Diabetes als Hauptrisikofaktor für die Entstehung der erektilen Dysfunktion (ED). Um ein genaueres Bild zur Häufigkeit der ED bei den verschiedenen Diabetesformen zu erhalten, haben Youssef Kouidrat vom King’s College London und Kollegen alle Publikationen bis November 2016 zu diesem Thema gesichtet. In die Analyse schlossen sie 145 Studien (48 asiatische, 48 europäische, 17 nordamerikanische und 15 afrikanische) mit insgesamt 88.577 Männern im Durchschnittsalter von 55,8 Jahren ein. Die Gesamtprävalenz der ED lag bei den Diabetikern nach Berücksichtigung verschiedener Störfaktoren bei 52,5%. Dabei zeigten sich erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Kontinenten. So war die Prävalenz in Südamerika und Ozeanien mit 74,6% und 74,4% am höchsten, gefolgt von Afrika mit 71,3%. In Europa lag die Quote bei 53,6% und die niedrigste Quote fanden Kouidrat und Kollegen mit 34,5% in Nordamerika. Am häufigsten zeigte sich die ED bei Männern mit Typ-2-Diabetes (66,3% ), während sie in der Gruppe der Typ-1-Diabetiker bei 37,5% und bei beiden Typen zusammen bei 57,7% auftrat. Insgesamt entwickelten Diabetiker die ED 10–15 Jahre früher als ihre gesunden Geschlechtsgenossen. Aber auch die Art der Untersuchung hatte Einfluss auf die gefundene Häufigkeit. So ergab sich die höchste ED-Quote in 17 Studien, die zur Befragung den „Sexual Health Inventory for Men“ (SHIM) einsetzten. Hier erreichte die ED-Quote insgesamt 82,2%, im Vergleich zu 60,7% bei der Evaluierung mittels „International Index of Erectile Function“ (IIEF-5) bzw. anderen Diagnosetools (42,3%). In der Metaregressionsanalyse nahm lediglich die Hypertonie signifikanten Einfluss auf die Ergebnisse, nicht aber die Dauer der Diabeteserkrankung, Raucherstatus, BMI, Neuropathie, Retinopathie, Niereninsuffizienz oder kardiovaskuläre Erkrankungen. In acht Studien lag die ED-Quote bei Diabetikern um mehr als das Dreifache über der der Kontrollprobanden (Odds Ratio 3,62). Altersadaptiert war sie noch doppelt so hoch. ED als früher Risikomarker Immer deutlicher wird derzeit eine direkte Beziehung zwischen ED und kardiovaskulären Erkrankungen. So kann die ED als Marker einer frühen Arteriosklerose gelten und damit möglicherweise als unabhängiger Prädiktor kardiovaskulärer Ereignisse und früher Mortalität, meinen Kouidrat und Kollegen. Gleichzeitig sollte eine ED ihrer Meinung nach aber auch Anlass sein, betroffene Männer auf Diabetes zu untersuchen. Und nicht zuletzt, so die Autoren, sei das frühe Erkennen einer erektilen Dysfunktion wegen deren Einfluss auf die psychische Gesundheit und die Lebensqualität des Mannes wichtig.

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