Erschienen in:
05.02.2019 | Affektive Störungen | Originalien
Erfassung des psychischen Befindens von Patienten auf der Intensivstation
Vorschlag für eine deutsche Version des Intensive Care Psychological Assessment Tool
verfasst von:
Dr. rer.nat., Dipl.-Rehapsych. (FH) T. Deffner, J. Schönle, F. J. Neyer, J. Schulze
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 2/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Behandlung auf der Intensivstation kann bei kritisch kranken Patienten mit psychischen Symptomen, wie Angst, gedrückter Stimmung, Hoffnungslosigkeit und Alpträumen, einhergehen. Während viele körperliche Symptome standardisiert erfasst werden können, fehlt aktuell ein Instrument zur Erhebung psychischer Symptome bei kritisch kranken Patienten.
Ziel der Arbeit
Ein für den englischsprachigen Bereich bereits validiertes Verfahren zur Erfassung psychischer Symptome bei kritisch kranken Patienten, das Intensive Care Psychological Assessment Tool (IPAT), wurde übersetzt und auf zwei operativen Intensivstationen und einer Intermediate-Care-Station getestet.
Material und Methoden
Neben einer deutschen Übersetzung des IPAT fanden der Stait-Trait-Angstinventar (STAI-SKD) und die Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS-D) zur Bestimmung der konvergenten Validität Anwendung. Innerhalb eines Erhebungszeitraums von 3 Monaten wurden insgesamt 90 wache und realitätsorientierte Patienten in die Studie eingeschlossen.
Ergebnisse
Die interne Konsistenz der deutschen Übersetzung war geringer als die des Originalverfahrens. Auch ließ sich die Faktorenstruktur nur teilweise replizieren. Die konvergente Validität konnte für depressive und Angstsymptome nachgewiesen werden, nicht aber für das Vorliegen eines Delirs. Die befragten Patienten litten am häufigsten unter Schlafstörungen, Anspannung, Angst und bedrückter Stimmung. Insgesamt 37 % der Patienten überschritten dabei den Cut-off-Wert und gelten als Risikopatienten für eine psychische Folgebelastung.
Diskussion
Hinsichtlich der Testgüte sind die Ergebnisse der deutschen Version aktuell nicht befriedigend. Verantwortlich dafür können möglicherweise die Selektivität der Stichprobe sowie die geringe Stichprobengröße sein, die gleichzeitig die größten Limitationen der Studie darstellen. Das Instrument erwies sich als praktikabel für den Alltag auf der Intensivstation, sofern die Erhebung im Gespräch erfolgte. Die Adaption des Verfahrens für die Fremdeinschätzung scheint sinnvoll, um mögliche psychische Belastungen von Patienten, die kommunikations- und wahrnehmungsbeeinträchtigt sind, zu erfassen.