Sonographie ist in der Schilddrüsendiagnostik zentral

Jeder zweite Bundesbürger über 45 Jahre ist an seiner Schilddrüse erkrankt, jeder vierte hat Knoten, so Prof. Dr. Jens E. Meyer. Er sprach auf der Fortbildungsveranstaltung u.a. darüber, wie auch der HNO-Arzt seinen Beitrag bei der Schilddrüsendiagnostik leisten kann. Herzrasen, Unruhe, Nervosität, Schlafstörungen und Durchfall weisen auf eine Überfunktion, Gewichtszunahme, Müdigkeit, Obstipation oder auch ein obstruktives Schlafapnoe-Syndrom auf eine Unterfunktion der Schilddrüse hin. Eine ausgeprägte Struma wird heute nur noch selten gesehen, da Vergrößerungen der Schilddrüse früher diagnostiziert werden, so Meyer. Anzeichen können eine Zunahme des Halsumfangs, Schwellungen, Heiserkeit, Stridor, Globusgefühl und Schluckbeschwerden sein, manchmal stellen sich auch Patienten vor, die selbst Knoten getastet haben. Die Rolle des HNO-Arztes Die Versorgung von Schilddrüsenpatienten sollte interdisziplinär erfolgen, empfahl Meyer. Der HNO-Arzt könne hierbei einen wichtigen Beitrag leisten. Einen hohen Stellenwert bei der Abklärung von Schilddrüsenerkrankungen habe die Sonographie, die in der HNO-Praxis zu Hause sei, betonte Meyer und stellte einen diagnostischen Algorithmus mit Maßnahmen vor, die in der HNO-ärztlichen Praxis einen sinnvollen Platz haben: Zunächst sollte im Rahmen der Anamnese nach Beschwerden, aber auch nach einer eventuellen früheren Strahlentherapie und Schilddrüsenkarzinomen in der Familie gefragt werden. Bei der klinischen Untersuchung ist neben der Palpation in der Schilddrüsenregion auch an eine zervikale Lymphknotenvergrößerung und am benachbarten Gewebe fixierte Knoten zu denken. Zur weiteren Differenzialdiagnostik sollte eine Laryngoskopie zur Feststellung der Stimmbandfunktion durchgeführt werden. Zum Standardrepertoire gehören außerdem ein Differentialblutbild mit Bestimmung von TSH zur Überprüfung der Schilddrüsenfunktion und ein CRP. Die Bestimmung von fT3/4 sei routinemäßig nicht Bestandteil der Erstuntersuchung, sollte jedoch bei erhöhten oder erniedrigen TSH-Werten überprüft werden. Weiterführende Laborbestimmungen von Autoantikörpern sind beispielsweise nur erforderlich bei Verdacht auf eine Thyreoiditis, bei der die Hashimoto-Form Meyer zufolge zunehmend häufiger auftritt. Untersuchung der Wahl für die Diagnostik von Schilddrüsenknoten und verdächtigen Halslymphknoten sei die Sonographie, erklärte Meyer. Mikrokalk, Hyperechogenität, zystische Anteile und periphere Gefäßzeichnung zählen zu den Malignitätskriterien von Schilddrüsenknoten und Lymphknoten. Bei geringgradig verdächtigen Knoten, die jedoch mehr als 1,5 oder 2 cm groß sind, und bei hochgradig verdächtigen Knoten ab einer Größe von 1 cm sollte eine Feinnadelpunktion vorgenommen werden. Diese könne in der HNO-Praxis ebenfalls gut unter Ultraschall-Kontrolle durchgeführt werden, so Meyer. Sollten sich weitere Verdachtsmomente ergeben, so kommen die Schilddrüsenszintigraphie und/oder eine MRT zum Einsatz. Gegebenenfalls wird eine diagnostische und häufig im Anschluss auch therapeutische Teil- oder Komplettentfernung der Schilddrüse mit anhängenden Lymphknoten sowie eine Schnellschnitthistologie durchgeführt. basierend auf: Meyer JE.: Diagnostische Konzepte von Schilddrüsenerkrankungen. 50. Fortbildungsveranstaltung für Hals-Nasen-Ohrenärzte, Mannheim, 26.- 28. Oktober 2016

Live-Webinar: Aktuelle Leitlinien bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Springer Medizin

Sonographie ist in der Schilddrüsendiagnostik zentral

Weiterführende Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Schilddrüsenerkrankung: Diagnostik-Pool für den HNO-Arzt

Schwellung am Hals – Woran sollten Sie denken?

Neu im Fachgebiet HNO

HNO-Op. auch mit über 90?

Intrakapsuläre Tonsillektomie gewinnt an Boden

Bilateraler Hörsturz hat eine schlechte Prognose

RRP: Adjuvante HPV-Impfung in jedem Alter empfehlenswert

Update HNO