Aktuelle Empfehlungen zum Herpes genitalis

Die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Genitalherpes ist entscheidend, um die Krankheitsdauer zu verkürzen und mögliche Komplikationen, einschließlich eines Krankenhausaufenthalts, zu vermeiden. Die aktuelle europäische Leitlinie, herausgegeben unter anderem von der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV), bietet eine umfassende Übersicht der wichtigsten Empfehlungen. Genitalherpes wird durch das Herpes-simplex-Virus (HSV) Typ 1 oder Typ 2 verursacht. HSV-1 ist üblicherweise für Herpes labialis verantwortlich, während HSV-2 die häufigste Ursache für Herpes genitalis darstellt. Nur etwa 25% der Infizierten zeigen bei der Ansteckung klinische Symptome. Nach der Erstinfektion bleibt das Virus in den sensorischen Ganglien latent und kann reaktiviert werden, wodurch es entweder symptomatische Läsionen oder asymptomatische, aber dennoch infektiöse Virusausscheidungen hervorruft. Das Risiko der Übertragung ist während eines Rezidivs oder im Prodromalstadium, bei Symptomen wie Kribbeln oder Brennen, am höchsten. In dieser Phase wird empfohlen, auf sexuelle Kontakte zu verzichten. Es ist jedoch auch ohne erkennbare Läsionen eine Übertragung möglich, da das Virus subklinisch ausgeschieden werden kann. Diagnostik von Genitalherpes Die klinische Präsentation von Genitalherpes ist vielfältig. Häufig geht der Erkrankung ein Prodromalstadium mit unspezifischen Symptomen voraus. Klassische Herpesläsionen entwickeln sich von papulösen Veränderungen zu Bläschen und Geschwüren und sind oft mit einer lokalen Adenitis verbunden. Viele Patientinnen und Patienten zeigen atypische Läsionen, die mit anderen genitalen Dermatosen verwechselt werden können. Daher sollte die Diagnose insbesondere bei unklaren Fällen nicht ausschließlich auf dem klinischen Bild basieren. Die Leitlinie empfiehlt die Berücksichtigung einer Vielzahl von Differenzialdiagnosen und schließt auch Mischinfektionen nicht aus. Herpesinfektionen sind zudem eine häufige Ursache für Proktitis, insbesondere bei Verdacht auf sexuell übertragbare Infektionen. Eine Laborbestätigung wird bei allen Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf Herpes genitalis befürwortet. Empfohlene diagnostische Verfahren: Abstrich und Real-time-PCR: Abstriche von der Basis der Läsion sollten entnommen und möglichst früh untersucht werden (die Bläschen sollten mit einer Nadel oder Skalpellklinge freigelegt werden), da die Virusproduktion zu Beginn einer Episode ihren Höhepunkt erreicht. HSV-Typisierung: Bei einer Ersterkrankung wird eine Differenzierung zwischen HSV-1 und -2 empfohlen. Der HSV-DNA-Nachweis gilt heute als der Goldstandard für die Diagnose. Im Vergleich zur Zellkultur ist er sowohl sensitiver als auch spezifischer und erhöht die HSV-Nachweisrate in muko-kutanen Abstrichen. Hingegen werden serologische Tests bei asymptomatischen Patienten nicht routinemäßig empfohlen, können aber zum Beispiel bei rezidivierenden oder atypischen Genitalerkrankungen eingesetzt werden, wenn direkte Virusnachweisverfahren negativ waren. HSV-2-Antikörper untermauern die Diagnose von Herpes genitalis. Beim Nachweis von HSV-1-Antikörpern dagegen kann nicht zwischen genitaler und oropharyngealer Infektion unterschieden werden. Ebenfalls durchgeführt werden sollte ein Zoster-PCR-Test zum Ausschluss einer Herpes-zoster-Erkrankung, wenn die genitalen Manifestationen nicht eindeutig auf eine HSV-Infektion hindeuten (z. B. expandierende Bläschengruppen und einseitige Verteilung der Läsionen). Empfohlen werden außerdem Tests auf andere sexuell übertragbare Krankheiten: Syphilis, Chlamydien, Neisseria gonorrhoeae, Mycoplasma genitalium und Trichomonas vaginalis. Therapie des Primärinfekts Unbehandelt kann eine Primärinfektion mit Genitalherpes erhebliche systemische und lokale Komplikationen verursachen. Eine frühzeitige Behandlung, idealerweise innerhalb von fünf Tagen nach Symptombeginn, ist entscheidend. Die Therapie basiert auf oralen antiviralen Medikamenten, die die Schwere und Dauer der Episode reduzieren. Empfohlene Wirkstoffe (Dauer: 5–10 Tage): Aciclovir: 400 mg dreimal täglich oder 200 mg fünfmal täglich Famciclovir: 250 mg dreimal täglich Valaciclovir: 500 mg zweimal täglich Angestrebt werden sollte zunächst eine Therapie über fünf Tage, die gegebenenfalls verlängert werden kann. Topische Behandlungen werden nicht empfohlen, da sie weniger wirksam sind und Resistenzen fördern können. Neben antiviralen Medikamenten raten die Autorinnen und Autoren der Leitlinie zu Sitzbädern mit Kochsalzlösung und einer adäquaten Schmerztherapie. Empfehlung der Redaktion Sexuell übertragbare Erkrankungen – Themenseite Sexuell übertragbare Infektionen gehören weltweit zu den häufigsten Infektionen. Ob Syphilis, Gonorrhö oder Chlamydien: Auf dieser Seite finden Sie alles, was Sie über Prävention, Diagnostik und Therapie wissen müssen. Therapie von Rezidiven Rezidive von Genitalherpes sind meist selbstlimitierend und mit geringeren Symptomen verbunden. Dennoch sollte die Therapie systemisch und zeitnah erfolgen. Häufig kann sie von den Patienten selbst eingeleitet werden, idealerweise innerhalb von 24 Stunden. Kurzzeittherapien: Aciclovir: 800 mg dreimal täglich für 2 Tage Famciclovir: 1 g zweimal täglich für 1 Tag Valaciclovir: 500 mg zweimal täglich für 3 Tage Bei häufigen Rezidiven kann eine Suppressionstherapie erwogen werden, die die Häufigkeit signifikant reduziert.

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