Erschienen in:
01.02.2016 | Erkrankungen von Leber und Gallenwegen | Schwerpunkt: Komplikationen der Leberzirrhose
Neue Therapieoptionen für die Leberfibrose
Aus der Forschung in die Klinik
verfasst von:
Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Ralf Weiskirchen, Univ.-Prof. Dr. med. Frank Tacke
Erschienen in:
Die Gastroenterologie
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Ausgabe 1/2016
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Zusammenfassung
Die Leberfibrose, d. h. die bindegewebige Vernarbung der Leber, stellt die gemeinsame Endstrecke chronischer Lebererkrankungen dar, die unbehandelt zur Zirrhose fortschreiten kann. Der enorme Wissenszuwachs im pathophysiologischen Verständnis der Leberentzündung und -fibrose ermöglicht es nun erstmals, gezielte antifibrotische Therapiestrategien zu verfolgen. Vielversprechende Ansätze umfassen beispielsweise die Modulation von Zelltodmechanismen oder entzündlichen Signalwegen. Daneben wird die Inhibition der Rekrutierung von Entzündungszellen in die Leber, beispielsweise über Chemokin-/Chemokinrezeptor-Antagonisten gegen CCR2 (Cenicriviroc), oder die Inhibition der Aktivierung von Makrophagen, beispielsweise über Galectin-3-Inhibitoren, in präklinischen und frühen klinischen Studien evaluiert. Auch die extrazelluläre Matrix selbst, die vor allem durch Kollagene gebildet und durch Kreuzvernetzungen stabilisiert wird, lässt sich möglicherweise therapeutisch durch Antikörper, z. B. gegen LOXL2 (Simtuzumab), angreifen. Aus einer Phase-II-Studie (FLINT Trial) gibt es vielversprechende Vorergebnisse zum Einsatz des Gallensäurederivats Obeticholsäure in der nichtalkoholischen Fettleberhepatitis (NASH) mit Fibrose, die nun in einer multizentrischen Phase-III-Studie überprüft werden sollen. Die besondere Bedeutung der Darm-Leber-Achse mit ihren Komponenten Zusammensetzung des Mikrobioms, intestinale Barrierefunktion und Clearancefunktion der Leber für intestinale Endotoxine im portalen Kreislauf bietet denkbare neue therapeutische Optionen. Der Wissenstransfer von der Grundlagenwissenschaft in die klinische Prüfung ist vielversprechend, doch manche Punkte, wie Applikationsdauer, Patientenselektion oder Endpunkte, sind noch nicht abschließend definiert. Daher kann die Wirksamkeit der neuen Therapieansätze erst beurteilt werden, wenn endgültige Studiendaten vorliegen.