Chronische Lebererkrankungen unter Statinen seltener progredient

Menschen mit frühen Stadien einer chronischen Lebererkrankung könnten aus einer Statintherapie zusätzlichen Nutzen ziehen: Ihr Risiko, eine schwere Lebererkrankung zu entwickeln, war in einer prospektiven Studie niedriger als das von Patienten ohne Statin. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Erneut deutet eine Studie darauf hin, dass Statine von Menschen mit einer chronischen Lebererkrankung (CLD) nicht nur toleriert werden, sondern ihnen sogar besonders zugutekommen können, indem sie die Krankheitsprogression hinauszögern. Die aktuelle prospektive Studie ist nach Angaben der Autoren und Autorinnen die bisher größte Untersuchung zum Thema. Ausgehend von histopathologischen Berichten in einem schwedischen Register wurde der Krankheitsverlauf bei nichtzirrhotischer CLD mit und ohne Statintherapie verglichen. Risiko für schwere CLD um 40% niedriger Für den Vergleich fanden sich 3.862 passende Paare von CLD-Kranken mit und ohne Statin, die bisher weder eine Zirrhose noch ein Leberzellkarzinom hatten. Die Paare stimmten jeweils in Geschlecht, Alter, Diagnosejahr, CLD-Typ und Histologiebefund überein; außerdem wurde für Unterschiede in der Wahrscheinlichkeit einer Statintherapie adjustiert. Eine schwere CLD, definiert als Zirrhose, HCC oder leberbedingter Tod/Lebertransplantation, entwickelten 6,1% der Patienten mit Statintherapie, das entsprach einer Inzidenz von 10,5 pro 1.000 Personenjahre. Ohne Statin waren 7,1% betroffen, eine Inzidenz von 18,1 pro 1.000 Personenjahre. Unter Statinen bestand somit ein um 40% und daher signifikant niedrigeres Risiko für eine schwere CLD. Nutzen bei NAFLD und ALD Die einzelnen Komponenten des primären Endpunkts traten mit Statinbehandlung ebenfalls signifikanter seltener auf als ohne; die Risiken für Zirrhose, HCC bzw. leberbedingte Mortalität/Transplantation waren um 38%, 56% und 45% reduziert. Ein vermindertes Risiko für schwere Verläufe zeigte sich außerdem bei Statinanwendern mit und ohne Fibrose. Wie lange und mit welchem Wirkstoff die Patienten behandelt wurden, hatte auf die inverse Beziehung zwischen Statineinnahme und schwerer CLD keine Auswirkung. 45% der Patienten und Patientinnen litten an einer nichtalkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD), 22% an einer alkoholischen Lebererkrankung (ALD), 18% an einer viralen und 15% an einer Autoimmunhepatitis. Bei ALD und bei NAFLD war das Progressionsrisiko bei Statinbehandlung signifikant reduziert (um 70% bzw. 32%). Auf den Verlauf von viraler und Autoimmunhepatitis hatten die Lipidsenker dagegen keinen relevanten Einfluss. Mögliche krankheitsmodifizierende Effekte Die Studiengruppe um Rajani Sharma von der Columbia University Irving Medical Center in New York geht auf der Basis dieser und früherer Daten davon aus, dass Statine bei nichtzirrhotischer CLD eine krankheitsmodifizierende Wirkung ausüben könnten. Zur Progressionsverzögerung könnten verschiedene Statineffekte beitragen: die Hemmung inflammatorischer Signalwege, die Förderung der Funktion von Endothelzellen und die Reduktion der Aktivität der hepatischen Sternzellen, die die Kollagensynthese in der extrazellulären Matrix fördern. Laut Sharma et al. liefert ihre Studie die bisher stärkste Evidenz für eine progressionshemmende Wirkung von Statinen bei fibrotischer CLD. Für eine entsprechende Behandlungsempfehlung sei es aber noch zu früh. Dazu müssten die Ergebnisse erst in randomisierten kontrollierten Studien reproduziert werden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Können Statine bei nichtzirrhotischer chronischer Lebererkrankung (CLD) den weiteren Krankheitsverlauf beeinflussen? Antwort: Unter einer Statintherapie kommt es seltener zu einer schweren CLD (Zirrhose, HCC oder leberbedingter Tod/Transplantation). Bedeutung: Möglicherweise können Statine die Verschlechterung einer (prä)fibrotischen CLD hinauszögern. Einschränkung: Registerstudie, kein Kausalitätsnachweis möglich.

Springer Medizin

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