23.09.2024 | Ermüdungsbruch | Übersichten
Stressfrakturen der Wachstumsfugen der Finger jugendlicher Kletterer
verfasst von:
Prof. Dr. med. Volker Schöffl, MHBA, Othmar Moser, Thomas Küpper
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 11/2024
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Zusammenfassung
Hintergrund
Primäre periphysäre Stressverletzungen (PPSI) an Hand und Fingern sind eine insgesamt seltene Erkrankung, treten aber v. a. im Klettersport sehr häufig auf. Hierbei stellen sie die häufigsten sportartspezifischen Beschwerden bei jugendlichen Kletterern dar. Wichtig für die erfolgreiche Therapie und zur Vermeidung eines Sportschadens sind dabei die frühe Diagnosestellung und Einleitung einer adäquaten Therapie.
Fragestellung
Ziel der Arbeit ist es, die Verletzung einem weiten Publikum detailliert darzustellen. Basierend auf einer Analyse der gegenwärtigen Literatur sollen die Pathophysiologie erläutert werden sowie diagnostische und therapeutische Maßnahmen analysiert und eine mögliche Prophylaxe untersucht werden.
Material und Methoden
Basierend auf einer systematischen Analyse der aktuellen Literatur soll die Entität der PPSI an den Händen jugendlicher Kletterer in einem narrativen Review analysiert werden. Die Pathophysiologie wird erläutert, und diagnostisch-therapeutische Konzepte werden dargestellt und analysiert.
Ergebnisse
Mit Ausnahme einiger weniger Fallberichte über PPSI der Finger bei Turnen, Baseball und Klavierspielen betrifft die überwiegende Mehrheit der Fälle von PPSI die Finger von Kletterern. In der Literatur finden sich über 200 dokumentierte Fälle. Zumeist handelt es sich um Salter-Harris-III-/Aitken-II-Frakturen, aber auch Frakturen der Salter-Harris-Grade I, II und IV sind beschrieben. In der Regel sind betroffene Patienten 13 bis 15 Jahre alt und in der Phase des größten pubertären Wachstumsschubes. Nach Diagnose, meist mittels MRT, erfolgt die Therapie oft konservativ, wobei die Fälle an verzögerter Frakturheilung oder zu spät diagnostizierter Fraktur, welche eine operative Revision nötig machen, zunehmen. Operativ wird meist eine Epiphysiodese mittels gedeckter Anbohrung durchgeführt. In der Regel sind die betroffenen Patienten 13 bis 15 Jahre alt und befinden sich in der Phase des größten gesamtkörperlichen pubertären Wachstumsschubes.
Diskussion
Wesentliche Bedeutung für ein gutes Outcome hat die frühzeitige konsequente Diagnosestellung, die in der Regel eine MRT benötigt. Eine entsprechende Aufklärung für Sportler, Trainer und Betreuer sowie behandelnde Mediziner ist daher wichtig. Ebenso scheint die wiederholte Ausübung der aufgestellten Fingerposition kritisch zu sein. Auch hier gilt es, entsprechende Präventivkonzepte sowie ein entsprechendes Belastungsmonitoring zu etablieren.