Eine Ernährungsumstellung gilt als wichtige Säule in der Therapie des Reizdarmsyndroms. Sie kann dazu beitragen die Beschwerden zu lindern, die Darmgesundheit unterstützen und die Lebensqualität von PatientInnen erheblich verbessern. Was können Sie Ihren PatientInnen empfehlen?
Low-FODMAP-Diät
Die S3-Leitlinie empfiehlt ReizdarmpatientInnen eine Low-FODMAP-Diät. [1] FODMAPs sind fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole, wie zum Beispiel Fruktane, Laktose, Fruktose und Sorbitol. Sie werden im Dünndarm schlecht resorbiert, gelangen nahezu unverdaut in den Dickdarm und werden dort von Darmbakterien fermentiert, wobei Gase entstehen, die Blähungen und Bauchschmerzen verursachen können. [2] Menschen mit Reizdarmsyndrom reagieren oft besonders empfindlich auf FODMAPs. Die evidenzbasierte Low-FODMAP-Diät reduziert diese Beschwerden signifikant. [3]
Gluten und weitere potentiell reizende Proteine
Viele ReizdarmpatientInnen sind glutensensitiv und können daher, auch wenn Zöliakie und Weizenallergie im Rahmen der Diagnostik bereits ausgeschlossen werden konnten, von einer glutenfreien Ernährung profitieren. [4]
Glutenmoleküle setzten sich aus Proteinen der Gruppen der Glutenine und der Gliadine oder anderer Prolamine zusammen. Insbesondere die Gliadine werden als Antigene für die Entwicklung einer Zöliakie, aber auch einer nicht-Zöliakie Glutensensitivität verantwortlich gemacht. Man geht davon aus, dass dies insbesondere durch den hohen Prolin- und Glutamingehalt des Proteins bedingt wird, der dazu führt, dass das Gliadinprotein von den menschlichen Verdauungsenzymen nicht vollständig aufgespalten werden kann. Abbauprodukte der Gliadine können so mit der Darmwand in Verbindung kommen, diese reizen und Entzündungen hervorrufen. Der Verzicht auf glutenhaltige Getreide führte in Studien bei einem Teil der RDS-Patientinnen und Patienten zu einer signifikanten Beschwerdeverbesserung. [4]
Der vorübergehende Verzicht auf Lebensmittel, die Lektine oder Milchproteine/Kasein enthalten, kann ebenfalls sinnvoll sein. Pflanzliche Lektine aus Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten sind verdauungsresistente Proteine. Sie können, insbesondere in hohen Mengen, Unverträglichkeitsreaktionen und Magen-Darm-Beschwerden auslösen. [5] Auch auf Milchproteine treten häufig Unverträglichkeitsreaktionen auf. [6]
Ballaststoffreiche Ernährung
Empfehlenswert ist dagegen eine ballaststoffreiche Ernährung, wobei lösliche Ballaststoffe präferiert werden sollten. [1] Sie können die Stuhlkonsistenz regulieren und präbiotisch wirken. [7] Studien weisen auf die Förderung von Bifidobakterien im Mikrobiom durch lösliche Ballaststoffe wie Aloe vera (Aloverose), Akazienfasern und Topinamburpulver hin. [8, 9, 10.] Außerdem können lösliche Ballaststoffe von Darmbakterien für den eigenen Stoffwechsel genutzt werden und u.a. zu kurzkettigen Fettsäuren (Short-chain fatty acids, SCFAs) verstoffwechselt werden. [8, 10]
Vorteile fermentierter Lebensmittel
Ebenfalls positiv zu bewerten und auch für ReizdarmpatientInnen besonders geeignet ist der Konsum von fermentierten Lebensmitteln. Fermentierte Lebensmittel regen die Vielfalt des intestinalen Mikrobioms an und weisen zahlreiche weitere gesundheitliche Vorteile auf. [11] Die positiven Wirkungen sind auf die Vielzahl der Prozesse, die bei der Fermentation ablaufen, zurückzuführen. So wird die Verträglichkeit von Lebensmitteln durch die Fermentation erhöht. Die Bakterien bilden bei der Fermentation Proteasen, die Allergene abbauen können. [12] Durch die Bildung bakterieller Phytasen können Antinährstoffe wie Phytinsäure abgebaut werden, was die Nährstoffverfügbarkeit erhöht. [13, 14] Gleichzeitig entstehen bei der Fermentation kurzkettige Fettsäuren, vor allem Laktat und Acetat, die von bestimmten Darmbakterien zu Butyrat und Propionat umgewandelt werden können. [15, 16] Sie tragen zur Energieversorgung der Darmepithelzellen bei, wirken entzündungshemmend und stärken die Darmbarriere. Auch Spermidin, das bei der Fermentation gebildet wird, wirkt u.a. entzündungshemmend. [17] Die positiven Effekte von Fermentaten auf die Darmgesundheit gelten übrigens auch für Postbiotika, also Fermentate ohne lebende Mikroorganismen. Die enthaltenen Metabolite und Komponenten der inaktivierten Mikroorganismen scheinen lokal immunmodulatorisch und anti-entzündlich zu wirken, könnten aber auch positive systemische Effekte haben. [18]
Ernährungsumstellung unterstützten
Zusammenfassend kann man festhalten, dass verschiedene Ansatzpunkte bei einer Ernährungsumstellung bei ReizdarmpatientInnen hilfreich sind.
Aufgrund der Komplexität sollte eine Begleitung der PatientInnen bei der Ernährungsumstellung erfolgen.
Auch sollte die Ernährungsumstellung phasenweise durchgeführt werden, um negative Effekte durch eine zu starke Einschränkung über einen längeren Zeitraum zu vermeiden.
Ergänzend zur Ernährungsumstellung können zudem hochwertige Phytonährstoffprodukte einbezogen werden. Zu den synergistischen Bausteinen Ernährung und Phytonährstoffe finden Sie hier weitere Informationen.