23.05.2023 | Ernährung | Schwerpunkt: Ungewollter Gewichtsverlust in der Inneren Medizin
Ungewollter Gewichtsverlust bei chronischer Nierenkrankheit
verfasst von:
Prof. Dr. med. J. Radermacher
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Zusammenfassung
Sind die Ursachen für einen ungewollten Gewichtsverlust bereits bei Prädialysepatienten mannigfaltig, kommt im Stadium der Dialysepflichtigkeit eine Vielzahl weiterer Ursachen hinzu. Beiden Stadien gemein ist ein Trend zu Appetitlosigkeit und Übelkeit, wobei Urämietoxine sicher nicht die einzige Ursache darstellen. Darüber hinaus besteht in beiden Stadien ein gesteigerter Katabolismus und damit ein höherer Kalorienbedarf. Im Dialysestadium kommt noch der Eiweißverlust (mehr bei Peritoneal- als bei Hämodialyse) hinzu und die zum Teil umfangreichen Diätvorschriften (kaliumarm, phosphatarm, Flüssigkeitsrestriktion). Das Problem der Malnutrition insbesondere bei Dialysepatienten findet seit einigen Jahren zunehmend Beachtung und es besteht ein Trend zur Verbesserung. Subsumiert wurden die Ursachen des Gewichtsverlusts initial unter den Begriffen „protein-energy wasting“ (PEW), das den Eiweißverlust im Rahmen der Dialyse betonte, und Malnutritions-Inflammations-Arteriosklerose(MIA)-Syndrom, das die chronische Entzündung bei Dialysepatienten in den Vordergrund stellte. Allerdings tragen viele weitere Faktoren zum Gewichtsverlust bei, die besser mit dem Begriff „chronic disease-related malnutrition“ (C-DRM) beschrieben werden. Der Gewichtsverlust ist der bedeutendste Faktor zur Erkennung einer Mangelernährung, da bei vielen Patienten die initial bestehende Adipositas (insbesondere bei Diabetes mellitus Typ 2) das Erkennen sonst erschwert. In Zukunft könnte auch der zunehmende Einsatz von Glucagon-like-peptide-1(GLP-1)-Agonisten mit dem Ziel der Gewichtsreduktion dazu führen, dass ein Gewichtsverlust eher als gewollt betrachtet wird und nicht zwischen einem (gewollten) Verlust an Fett- und einem (ungewollten) Verlust an Muskelmasse unterschieden wird.