Erschienen in:
01.03.2021 | Ernährung | Fokus
Ernährung – mehr als eine medizinische Frage
verfasst von:
Dr. Gesine Benze
Erschienen in:
Forum
|
Ausgabe 2/2021
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Zusammenfassung
Ernährung ist eine existenzielle Komponente unseres Lebens. Sie spielt in Gesundheit und Krankheit eine große Rolle. Eine Krebserkrankung birgt aus unterschiedlichen Gründen das Risiko einer Malnutrition, Tumorkachexie kann die Folge sein. Ein schlechter Ernährungsstatus ist ein schlechter prognostischer Faktor. Er hat Einfluss auf Immunkompetenz, Therapietoleranz, Toxizität und Ansprechen auf antineoplastische Therapie, perioperative Komplikationen, Lebensqualität, Allgemeinzustand, körperliche Aktivität und Überlebenszeit sowie Länge von Krankenhausaufenthalten und Höhe von Gesundheitskosten. Ernährung ist ein wichtiges Thema in physischer, psychischer, sozialer, spiritueller, medizinsicher, ethischer und juristischer Hinsicht. Was sind Orientierungspunkte und Entscheidungshilfen in Hinblick auf den Umgang mit der Ernährung bei Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung? Letztendlich ist das Therapieziel entscheidend. Es basiert auf der medizinischen Indikation und dem Patientenwunsch. Für die Entscheidung bezüglich (Nicht‑)Einleitung, Fortführung oder Beendigung von Maßnahmen künstlicher Ernährung sind außerdem der onkologische Krankheitsverlauf, Komorbiditäten, die Prognose sowie durch die künstliche Ernährung hervorgerufene Belastungen und Risiken wichtig. Am Lebensende ist die Lebensqualität ein entscheidendes Kriterium. In der Sterbephase ist das Stillen von Hunger und Durst oberstes Ziel. Das Sterben soll nicht durch künstliche Ernährung in die Länge gezogen werden. Das Unterlassen, Begrenzen oder Beenden einer künstlichen Nahrungszufuhr ist in dieser Phase legitim. Angesichts fehlender Algorithmen und unzureichender Evidenz sind Entscheidungen bezüglich der Ernährung bei einer weit fortgeschrittenen Krebserkrankung Einzelfallentscheidungen.