Erschienen in:
24.10.2016 | Originalien und Übersichten
Erster Ciguatera-Ausbruch in Deutschland 2012
verfasst von:
Dr. med. Miriam Friedemann, MSc
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 12/2016
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Zusammenfassung
Im November 2012 traten in Deutschland nach dem Verzehr von importiertem Tropenfisch (Lutjanus spp.) 23 Vergiftungen mit der für Ciguatera typischen Kombination gastrointestinaler und neurologischer Symptome auf. Anhand eines Fragebogens wurden der Krankheitsverlauf und Informationen zum Fischverzehr erfasst. Alle Patienten litten an der pathognomonischen Kaltallodynie. Zwei Patienten hatten schwere Symptome, die anderen Fälle verliefen mittelschwer. Im Rahmen des 3‑Jahres-Follow-up berichteten sieben Patienten von länger als ein Jahr anhaltenden Parästhesien. Bei zwei Patienten konnten fast drei Jahre anhaltende Neuropathien detailliert dokumentiert werden. Die Patienten können acht Clustern in sieben deutschen Städten zugeordnet werden. Ein weiteres potenzielles Cluster wurde durch den geglückten Rückruf bereits verkaufter, Ciguatoxin-haltiger Ware verhindert. Drei Cluster wurden durch den Nachweis von Ciguatoxin in Rückruf- und Verdachtsproben objektiviert. Eine Hochrechnung auf der Basis Ciguatoxin-haltiger Proben ergab etwa 20 verhinderte Erkrankungsfälle. Im Rahmen der Ausbruchsaufklärung wurden irrtümlich widersprüchliche Kennzeichnungen auf den Lieferpapieren hinsichtlich der an den Einzelhandel gelieferten Fischart sowie deren Fanggebiet bekannt. Durch die uneinheitliche Vorgehensweise bei den Meldungen an Giftinformationszentren, Veterinär- und Gesundheitsämter erwiesen sich die Erfassung der Fälle und die Aufklärung des Ciguatera-Ausbruchs als schwierig. Vielen Ärzten in Deutschland ist das durch Tropenfisch verursachte Krankheitsbild bislang unzureichend bekannt. Das Auftreten weiterer Ausbrüche in den Folgejahren unterstreicht die zunehmende Bedeutung von Ciguatera in Deutschland.