Zusammenfassung
Die perioperative Therapie mit Erythropoese stimulierenden Pharmaka (ESP) zur Vermeidung von allogenen Bluttransfusionen vermeidet Komplikationen, verkürzt die Verweildauer, verringert die Wiederaufnahmerate und ist kostendeckend, wenn sie differenziert als individuelles Hämotherapiekonzept für den jeweiligen Patienten etabliert und eingesetzt wird. Sie kann nicht nur bei elektiven und bei lang vorgeplanten Operationen effektiv und sicher durchgeführt werden, sondern auch mit wesentlich kürzerer Vorbereitungszeit, und ist, wie uns die Fallberichte der Zeugen Jehovahs lehren, auch eine zusätzliche Option bei Notfalleingriffen. Sie ist sicher und unbedenklich, wenn die Pharmakologie der ESP sowie der Hämoglobin-Indikationsbereich von 10–13 g/dL beachtet und eine medikamentöse Thromboseprophylaxe durchgeführt werden. Nicht empfohlen ist sie als generelles Programm für jeden Patienten, für die Anämie beim kritisch Kranken auf der Intensivstation und bei der Anämie des Frühgeborenen. Die Evidenzlage für die einzelnen in diesem Kapitel gegebenen Daten wird aus der 2015/2016 zu erwartenden AWMF Leitlinie ’präoperative Anämie’ klar ersichtlich sein.