Erschienen in:
01.04.2010 | Originalien
Erythropoietin schützt retinale Ganglienzellen und die Sehfunktion nach Ischämie und Sehnervkompression im Rattenmodell
verfasst von:
Dr. T. Jehle, W. Meschede, R. Dersch, N. Feltgen, M. Bach, W.A. Lagrèze
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 4/2010
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Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung
Das Glykoprotein Erythopoietin (EPO) schützt Neurone in zahlreichen Krankheitsmodellen und reduziert die Apopotose retinaler Ganglienzellen (RGZ) nach Durchtrennung des Sehnervs und bei Glaukom. Das Ziel war, den Effekt von EPO auf das Überleben von RGZ nach Ischämie und Sehnervkompression sowie auf die postischämische Sehfunktion im Tiermodell zu untersuchen (Neuroprotektionsmodell). Des Weiteren sollte die Verträglichkeit einer intravitrealen Injektion überprüft werden (Verträglichkeitsmodell).
Methode
EPO wurde männlichen Brown-Norway-Ratten intraokular injiziert. Eine okuläre Ischämie wurde durch Erhöhung des intraokularen Augendrucks für 55 min induziert, die kalibrierte Sehnervkompression erfolgte für 10 s nach Orbitotomie. Die RGZ wurden stereotaktisch markiert und fluoreszensmikroskopisch quantifiziert. EPO wurde in 2 Konzentrationen (2 und 20 U) im Neuroprotektionsmodell und in 3 Konzentrationen (5, 50 und 200 U) im Verträglichkeitsmodell injiziert. Die Netzhautfunktion wurde mittels Elektroretinographie (ERG) und die der gesamten Sehbahn mittels visuell evozierter Potenziale (VEP) bestimmt.
Ergebnisse
Nach Ischämie steigerte EPO (2 bzw. 20 U pro Auge, n=9–21) das Zellüberleben um 21±21% bzw. 127±31% (Mittelwert±SEM) und nach Sehnervkompression um 28±12% bzw. 58±13%. Nach Ischämie waren im ERG A-Welle und B-Welle bei 20 U EPO um 71±13% und 75±19% gesteigert. Im VEP deutete sich bei 20 U EPO ein Anstieg um 264±65% (p=0,053) an. Auf die gesunde Netzhaut hatte EPO (5, 50 und 200 U EPO, n=6-7) intravitreal appliziert keinen Effekt. Weder ERG, VEP oder die Anzahl der RGZ unterschieden sich signifikant.
Schlussfolgerung
Die Kombination aus Verträglichkeit und Schutz retinaler Neurone macht EPO zu einer viel versprechenden Substanz für die Therapie ischämischer Netzhauterkrankungen und kompressionsbedingter Optikusneuropathie.