Ery-Transfusion erfolgreich – egal ob frisch oder alt

Ob transfundierte Erythrozytenkonzentrate zuvor nur kurz oder doch länger gelagert wurden – einen Effekt auf die Mortalität hat das offenbar nicht. Das bestätigen die Ergebnisse der bisher größten Studie über diesen Zusammenhang. Bereits in 13 früheren Studien war der Effekt der Lagerungsdauer von Erythrozyten vor Transfusionen auf die Mortalität untersucht worden. Allerdings nahmen daran zusammen weniger Patienten teil als in der aktuellen INFORM-Studie (Informing Fresh versus Old Red Cell Management) mit insgesamt mehr als 20.000 Patienten. Kinder und Jugendliche wurden jedoch im Gegensatz zu den früheren Studien nicht berücksichtigt. Die Studie lief von 2012 bis 2015 an sechs Allgemeinkrankenhäusern in Kanada, USA, Australien und Israel. Die Studienteilnehmer waren median 69 Jahre alt. Für die Primäranalyse wurden nur die Daten der Patienten mit Blutgruppe A (47,3%) oder B verwendet. Die häufigsten Erkrankungen waren Krebs, Störungen des Blutkreislaufs, Verletzungen, Vergiftungen oder Traumata. In der einen Gruppe mit 6936 Teilnehmern erhielten die Patienten Erythrozytenkonzentrate, die durchschnittlich vor Verwendung 13,0 ± 7,6 Tage, in der Vergleichsgruppe mit 13.922 Teilnehmern ältere Zellkonzentrate, die durchschnittlich 23,6 ± 8,9 Tage gelagert worden waren. Das Studiendesign gab vor, dass der Unterschied bei der Lagerungsdauer mindestens zehn Tage betragen musste. Jeder Patient erhielt median zwei Erythrozytentransfusionen (Interquartilsabstand: 2–4). Darüber hinaus erhielt ein Teil der Patienten auch Plättchenkonzentrate, Plasma sowie Kryopräzipitate. Darin unterschieden sich die beiden Studiengruppen jedoch nicht. Im Median betrug der Klinikaufenthalt zehn Tage. Sterberate war in beiden Studienarmen gleich Der Erfolg der Therapie mit den Erythrozytenkonzentraten wurde anhand des Parameters Mortalität beurteilt. Wie Professor Nancy M. Heddle von der McMaster University in Hamilton in Kanada, Leiterin des McMaster Transfusion Research Program, und ihre Kollegen berichten, lag der Anteil der Patienten, die nach den Transfusionen noch in der Klinik starben, etwa gleich hoch. In der Gruppe der Patienten, die eher kurz gelagerte Zellen erhielten, betrug die Mortalität 9,1% (n = 634), in der Gruppe mit längerer Lagerungsdauer 8,7% (n = 1213). Das entspricht einer Odds Ratio von 1,05 (95%-Konfidenzintervall zwischen 0,95 und 1,16; p = 0,34). Der Unterschied beim Parameter Mortalität war auch dann nicht signifikant, wenn in der Analyse alle vier Blutgruppen berücksichtigt wurden. Schließlich gab es hinsichtlich der Sterberate selbst dann keinen Unterschied, wenn Hochrisikogruppen in den Blick genommen wurden. So lag die Sterberate bei Patienten mit kardiovaskulären chirurgischen Eingriffen bei 12,3% versus 11,2% (p = 0,08), bei intensivmedizinisch versorgten Patienten bei 13,3% versus 12,8% (p = 0,52) und bei Krebspatienten bei 8,4% versus 8,8% (p = 0,82). Wie es in den aktuellen „Querschnitts-Leitlinien (BÄK) zur Therapie mit Blutkomponenten und Plasmaderivaten“ von 2014 heißt, sind „bezüglich der Verwendbarkeitsdauer die Angaben des Herstellers auf den Etiketten der Präparate zu beachten“. Und: „Innerhalb der zugelassenen Lagerungsdauer sollten nicht generell kurz gelagerte Erythrozytenkonzentrate angefordert werden.“ Durch die Lagerung der Zellen bei einer empfohlenen Temperatur von +4 ± 2 °C kommt es unweigerlich zu morphologischen und funktionellen Veränderungen. Sie sind aber den Leitlinien zufolge zum Teil in vivo innerhalb von 48–72 Stunden nach Transfusion reversibel. Je nach Hersteller der Erythrozytenkonzentrate liegt die Haltbarkeit bei den angegebenen Temperaturen zwischen 28 und 49 Tagen.

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