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Erschienen in:

01.11.2014 | Originalarbeit

Erziehungsfähigkeit in familienrechtlichen Begutachtungen

Bundesweite Befragung von Sachverständigen zu Inhalten und Methoden

verfasst von: Dr. Silke Pawils, Franka Metzner, Britta Bech, Barbara Standke-Erdmann, Elvira Lorenz, Dr. Arthur Ballin

Erschienen in: Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie | Ausgabe 4/2014

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Zusammenfassung

Erziehungsfähigkeit beschreibt die multidimensionale Fähigkeit von Eltern, Verantwortung für Kinder zu übernehmen und Kinder zu erziehen. Für die Begutachtung von Erziehungsfähigkeit in familienrechtlichen Verfahren steht eine Vielzahl an Anforderungskatalogen und Empfehlungen zu Verfügung. Was psychologische Sachverständige in Deutschland unter dem Begriff Erziehungsfähigkeit verstehen und welche Aspekte der Erziehungsfähigkeit sie in der Praxis berücksichtigen, ist bisher nicht bekannt. In einer bundesweiten Fragebogenstudie wurden 600 rechtspsychologische und ärztliche Gutachter zu Inhalten und Methoden ihrer Begutachtungen befragt. Von den teilnehmenden 104 Sachverständigen (Rücklaufquote 17,3 %) gaben 90 % an, bei der Einschätzung von Erziehungsfähigkeit schematisch vorzugehen sowie die Faktoren Interaktions- und Kommunikationsfähigkeit, Pflege und Versorgung, Beziehungsfähigkeit, Bindungsfähigkeit, Vermittlung und Einhaltung von Regeln und Förderungsfähigkeit einzubeziehen. Einzelgespräche mit der Mutter führen 99 % der Sachverständigen, während 98 % mindestens ein Einzelgespräch mit dem Vater führen; 27 % sprechen gemeinsam mit beiden Elternteilen. Mit dem Kind führen 94 % der Gutachter regelhaft Gespräche, 84 % nutzen das freie Spiel und 78 % beides. Als Drittpersonen werden am häufigsten die Familienhilfe, neue Lebenspartner, Kita-Erzieher und das Jugendamt einbezogen. Etwa 77 % setzen standardisierte Testverfahren ein. Die Befragung zeigt eine große Heterogenität im Vorgehen familienrechtlicher Gutachter; hierbei stimmen das Verständnis des Konstrukts „Erziehungsfähigkeit“ und der Untersuchungsablauf stärker überein. Diskutiert werden Möglichkeiten, die Erfassung von Erziehungsfähigkeit in familienrechtlichen Begutachtungen stärker zu vereinheitlichen.
Literatur
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Metadaten
Titel
Erziehungsfähigkeit in familienrechtlichen Begutachtungen
Bundesweite Befragung von Sachverständigen zu Inhalten und Methoden
verfasst von
Dr. Silke Pawils
Franka Metzner
Britta Bech
Barbara Standke-Erdmann
Elvira Lorenz
Dr. Arthur Ballin
Publikationsdatum
01.11.2014
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie / Ausgabe 4/2014
Print ISSN: 1862-7072
Elektronische ISSN: 1862-7080
DOI
https://doi.org/10.1007/s11757-014-0285-0

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