Erschienen in:
01.05.2009 | Leitthema
Ethik und die Fluoridierung von Salz, Milch und Trinkwasser
verfasst von:
Prof. Dr. K.P. Rippe
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 5/2009
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Zusammenfassung
Die Fluoridierung von Wasser, Salz und Milch wird aus zwei Gesichtspunkten untersucht. Zum einen wird geprüft, ob durch sie Persönlichkeitsrechte eingeschränkt werden. Zum anderen geht es um eine ethische Analyse der damit verbundenen Chancen und Risiken. Ob Persönlichkeitsrechte missachtet werden, hängt davon ab, ob Wahlfreiheit besteht. Bei Wahlfreiheit geht es nicht einfach darum, zwischen Optionen wählen zu können, es handelt sich um ein Abwehrrecht, das die moralische Integrität von Personen schützt. Niemand darf gezwungen werden, etwas zu sich zu nehmen, das er aus weltanschaulichen Gründen ablehnt. Auf politischer Ebene können Persönlichkeitsrechte eingeschränkt werden, wenn es notwendig ist, ein öffentliches Interesse vorliegt und der Eingriff verhältnismäßig ist. Da selbst beim bestmöglichen risikoethischen Szenario einige Personen sogar einen Nettoschaden erwarten könnten, muss der Grund für die Fluoridierung besonderes Gewicht haben. Der vorgebrachte Gerechtigkeitsgesichtspunkt, die Situation der Schlechtestgestellten zu fördern, hat dieses Gewicht nicht. Denn es sind andere Maßnahmen denkbar, deren Situation zu verbessern. Zumindest ist aber bei diesem bestmöglichen Szenario eine Anreicherung von Speisesalz zulässig, die mit der Wahlfreiheit zu vereinbaren ist.