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2012 | Buch

Ethikberatung in der Medizin

herausgegeben von: Prof. Dr. Andreas Frewer, M.A., Dr. Florian Bruns, Dr. Arnd T. May

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Die Entwicklung von Ethikkomitees und Ethikberatung ist derzeit ein sehr dynamischer Prozess, wodurch sich ein immer dichter werdendes Netz an Gremien zur Ethikberatung entwickelt. Es existieren sehr unterschiedliche Modelle – vom Konsil eines einzelnen Beraters bis zum großen Ethikomitee. Das vorliegende Werk führt systematisch und anhand von Fallbeispielen durch das Gebiet der Ethikberatung, u.a.: • Ethikberatung gestern und heute • Modelle und Beispiele zur Implementierung • Gründung und Entwicklung von Ethikkomitees • Praktische Anwendungsfelder und Herausforderungen für die Zukunft Die Autoren schlagen die Brücke zwischen traditioneller, philosophischer Ethik und anwendungsbezogener, klinischer Ethik. Dargestellt werden verschiedene Einrichtungen des Gesundheitswesens: Neben Modellen für Krankenhäuser, werden Beratungsmodelle und Besonderheiten für niedergelassene Ärzte, Altenpflegeeinrichtungen und Hospize vorgestellt. Auch rechtliche Fragen, die Beratung am Lebensende und die Haftung bei Beratungsfehlern werden erörtert. Das Buch richtet sich an Mitglieder von Ethikkomitees und Ethikberatungsteams, insbesondere Ärzte, Pflegende, Philosophen, Ethiker, Theologen, Juristen, Sozialarbeiter und Seelsorger.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Ethikberatung im Gesundheitswesen – zur Einführung

1. Ethikberatung im Gesundheitswesen – zur Einführung
Zusammenfassung
Ethische Fragen der Medizin sind „in aller Munde“ – vom Lebensbeginn mit Problemen der Pille(n), Speichel-Gentests oder Präimplantationsdiagnostik bis hin zu künstlicher Ernährung, Sterbehilfe und Todesdefinition. In den letzten Jahrzehnten haben sich wichtige Entwicklungen ergeben: Die naturwissenschaftlich-technischen Fortschritte und neue Möglichkeiten der Medizin bringen für das ärztliche und pflegerische Handeln grundlegende moralische Probleme mit sich. Ethikberatung kann vonnöten sein bei humangeneti schen Fragen, Schwangerschaft skonflikten, Problemen der Transplantationsmedizin, Sterbebegleitung sowie für einen patientenorientierten klinischen Alltag, aber auch bei Grundfragen von Gleichbehandlung und Gerechtigkeit im Gesundheitswesen. Formen und Modelle der Beratung haben sich in Deutschland dabei sehr stark entwickelt und tun dies hoffentlich auch weiter – zum Besten der Patienten und aller Berufsgruppen im Gesundheitswesen.
Andreas Frewer, Arnd T. May, Florian Bruns

Grundlagen von Ethikberatung und Klinischer Ethik

Frontmatter
2. Klinische Ethik und Ethikberatung
Entwicklung – Schlüsselfälle – Institutionalisierung
Zusammenfassung
Am 14. Oktober 2009 hatte das Universitätsklinikum Erlangen zur Pressekonferenz geladen: Über 50 Journalisten sowie etwa 15 Kamerateams und Hörfunkreporter wurden über die Hintergründe einer „medizinischen Sensation“ informiert: Das „Wunder-Baby von Erlangen“ und „Ärzte kämpften um das Kind“ titelten in der Folge Medien und Zeitschriften, Fernseh- wie auch Radiobeiträge berichteten über den „Jungen der Wachkoma-Patientin“.
Andreas Frewer
3. Ethikberatung und Ethikkomitees in Deutschland
Eine Bestandsaufnahme
Zusammenfassung
Die Klinische Ethik ist eine relativ junge Disziplin: die Kernphase ihrer institutionellen Entwicklung liegt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seither sind die ethischen Herausforderungen und potenziellen Konfliktfelder, die der modernen Medizin innewohnen, stetig gewachsen. Die rasante Ausweitung der Möglichkeiten sowohl der wissenschaftlich-forschenden als auch der klinisch-therapeutischen Medizin lässt beständig neue, bisher nicht gekannte Handlungsspielräume entstehen, die einer ethischen Reflexion bedürfen. Auch die zunehmende Pluralität der Werte in unserer weitgehend säkularisierten Gesellschaft, der steigende Einfluss juristischer Normen, die Verknappung finanzieller, personeller und zeitlicher Ressourcen sowie die wachsenden Autonomiebestrebungen immer besser informierter Patienten erhöhen den Bedarf an ethischer Orientierung in der Medizin (vgl. Rippe 1999, Vogd 2006).
Florian Bruns
4. Philosophische Ethik und Klinische Ethik
Eine kritische Verhältnisbestimmung
Zusammenfassung
Der Begriff der „Klinischen Ethik“ spielt seit einiger Zeit eine wichtige Rolle innerhalb der Medizinethik. Betrachtet man genauer, was damit in der Regel gemeint ist, so wird man feststellen, dass „Klinische Ethik“ weniger einen derjenigen Teilbereiche der Ethik bezeichnet, die gemeinhin „Angewandte Ethik“ genannt wird, als vielmehr eine Praxis: die Praxis der Lösung ethischer Konflikte in klinischen Entscheidungssituationen. Genau dies aber ruft unvermeidlich die Frage nach dem Status solcher „Klinischer Ethik“ im Verhältnis zu dem, was innerhalb der Philosophie üblicherweise „Ethik“ genannt wird, auf den Plan. Die Klinische Ethik ist nämlich, geht man von der soeben gegebenen Definition aus, offenkundig mehr als nur eine Bereichsethik, in der ethische Probleme verhandelt werden, die für einen bestimmten Bereich menschlicher Tätigkeit – wie z. B. Wirtschaft, Medizin, Ökosystem, Naturwissenschaften etc. – spezifisch sind. Vielmehr hat sie eine explizite Ausrichtung auf die Lösung jeweils konkret anstehender Handlungsfragen in Einzelfällen. Wenn das aber der Fall ist, so tauchen beim Verhältnis Philosophischer und Klinischer Ethik Fragen auf, die nicht mit denjenigen identisch sind, die beim Verhältnis von Theoretischer und Angewandter Ethik auftauchen.
Markus Rothhaar
5. Ethische Fallbesprechung und Supervision
Vergleich – Abgrenzung – Perspektiven
Zusammenfassung
In meiner Tätigkeit als Ethikberaterin einerseits und als Supervisorin andererseits mache ich immer wieder die Erfahrung, dass in beiden Beratungssettings ähnliche Themen angesprochen werden. Auch wenn für mich die unterschiedlichen Möglichkeiten und Zielsetzungen klar sind, so ist dies für die Teilnehmenden längst nicht immer der Fall. Schließlich wird hier wie dort über Fälle gesprochen.
Regina Bannert
6. Professionalisierung und Standardisierung der Ethikberatung
Organisationsformen – Prozesse – Modelle
Zusammenfassung
Anfang der 1990er Jahre intensivierten sich Initiativen der Klinischen Ethikberatung an Krankenhäusern. So führte der damalige Klinikseelsorger Reploh „Consensusgespräche über die weitere Therapie“ im St.-Josef-Hospital Bochum, Universitätsklinikum Bochum, auf der von Anästhesie und Chirurgie gemeinsam geführten Intensivstation ein (Zumtobel u. Finke 1994, S. 98). Diese disziplinübergreifenden Gespräche haben unter der Moderation des Klinikseelsorgers inter- und intraprofessionelle Konfliktsituationen bearbeitet – und waren damit eine sehr frühe Form Klinischer Ethikberatung, die sich seitdem sukzessive weiter entwickelt und immer stärker differenziert hat.
Arnd T. May

Modelle und Beispiele der Implementierung von Ethikberatung

Frontmatter
7. Medizinethik an der Universität Erlangen-Nürnberg
Gründung und Aufgaben des Klinischen Ethikkomitees
Zusammenfassung
Die Universität Erlangen-Nürnberg hat eine besondere Beziehung zu den Bereichen Medizin und Ethik. In der Gegenwart wird die Metropolregion Nürnberg, zu der auch Erlangen und Fürth gehören, oft als „Medical Valley“ bezeichnet, in dem Wissenschaft und Wirtschaft für das Gesundheitswesen eng verzahnt sind. Die Medizinische Fakultät und das Universitätsklinikum Erlangen leisten Patientenversorgung, akademische Ausbildung und wissenschaftliche Forschung auf höchstem Niveau.
Andreas Frewer, Florian Bruns, Wolfgang Rascher
8. Klinisches Ethikkomitee Düsseldorf-Gerresheim
Exemplarische Analysen zu sieben Jahren Fallbesprechungen
Zusammenfassung
Der folgenden Ausführungen leisten einen Beitrag zur „Anamnese“, zur „Geschichte Klinischer Ethik“ (Frewer 2010). Sie geben einen Überblick über die Implementierung und die Arbeit des Klinischen Ethikkomitees (KEK) am Krankenhaus Düsseldorf-Gerresheim, das die Verfasserin mitbegründen sowie mitgestalten konnte und dessen Vorsitz sie im Jahr 2009 übernahm. „Es ist durchaus nicht selbstverständlich, dass eine so anspruchsvolle Praxis, wie ethisches Nachdenken und ethische Beratung in einer Einrichtung wie der Klinik eine entsprechende institutionelle Form erhält. Dies ist mit den Ethikkomitees geschehen, und dies bedeutet, dass es in solchen Kliniken dann tatsächlich einen eigenen Ort gibt, an dem ausdrücklich ethische Praxis eingeübt und ausgeübt wird“ (Ulrich 2008, S. 135).
Beate Welsch
9. Implementierung eines Klinischen Ethikkomitees
Erfahrungen aus der Universitätsmedizin Göttingen
Zusammenfassung
An der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) wurde im Herbst 2010 ein Klinisches Ethikkomitee gegründet. Damit reiht Göttingen sich in die vor allem im vergangenen Jahrzehnt stetig gewachsene Anzahl universitärer Kliniken ein, die ein solches Gremium an ihrem Hause einrichten (vgl. Frewer et al. 2008; Dörries 2010).
Gabriella Marx, Friedemann Nauck, Bernd Alt-Epping
10. Die Einrichtung der Klinischen Ethikberatung am Universitätsklinikum Ulm
Persönlicher Einsatz – Institutionelle Bereitschaft – Gesellschaftliche Strömungen
Zusammenfassung
Im Jahr 2010 hat sich auch das Universitätsklinikum Ulm der Reihe von Universitätskliniken in Deutschland angeschlossen, die ein Klinisches Ethikkomitee zu ihren Einrichtungen zählen. Damit folgte das Klinikum den Empfehlungen der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer zur Ethikberatung in der Klinischen Medizin. Ethik in der Klinik hat, zumindest was die Dynamik der Institutionalisierung betrifft, Konjunktur. Kurse zur Ausbildung von Ethikberatern, professionelle Beratungsangebote für die Implementierung von Ethikkomitees und Foren für den Austausch unter den Institutionen können als Zeichen dafür gelten, dass die Klinische Ethik sich nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auch in Europa und anderen Teilen der Welt etabliert hat.
Christiane Imhof

Neue Anwendungsfelder und Herausforderungen der Zukunft

Frontmatter
11. Ethikberatung für Hausärzte bei Patienten am Lebensende
Stand – Modelle – Perspektiven
Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Pluralisierung der Gesellschaft, der fortschreitenden medizintechnischen Möglichkeiten, der Stärkung der Patientenautonomie und der damit einhergehenden Zunahme ethischer Konflikte bei der Patientenversorgung, ist es erfreulich, dass sich verschiedene Formen von Ethikberatung in den letzten Jahren enorm verbreitet haben. Einschränkend sei jedoch anzumerken, dass die Zielgruppe dieser Beratungsangebote jedoch in erster Linie Ärzte und Pflegekräfte aus der stationären Patientenversorgung sind.
Ildikó Gágyor
12. Ethikberatung in der Altenhilfe
Theoretische und konzeptionelle Überlegungen
Zusammenfassung
Altenpflegeheime sind keine Krankenhäuser. Das Handlungs- und Entscheidungsfeld Altenpflege verlangt von dem dort arbeitenden Personal neben den spezifischen beruflichen Fachqualifikationen ein hohes Maß an Sensibilität für die Lebenswirklichkeit alter Menschen in einer stationären Einrichtung, die sich stark von der Realität der Patienten in Krankenhäusern unterscheidet. Daraus resultiert auch die Notwendigkeit einer Differenzierung von Ethikberatung in der Altenhilfe gegenüber der Ethikberatung in der Klinik. Die besondere Vulnerabilität der betroffenen Menschen und das Altenpflegeheim als (zumeist) letzte Wohnstätte werfen in der Alltagsroutine spezifische ethische Fragen auf, die sich nicht alleine auf Fragen der Therapiebegrenzung beschränken. Inzwischen hat der erkennbare Bedarf an Ethikberatung (Bockenheimer-Lucius u. Sappa 2009) zunehmend zur Gründung von Ethikkomitees im Altenheim geführt.
Timo Sauer, Gisela Bockenheimer-Lucius, Arnd T. May
13. Ethikberatung im Hospiz
Zur Bedeutung einer individuums- und werteorientierten Pflege
Zusammenfassung
Die Aufgaben professioneller Pflege ergeben sich nicht ausschließlich aus dem genuinen professionellen und pflegeberuflichen Auftrag heraus, sondern auch aufgrund externer und sozialpolitischer Anforderungen sowie gesellschaftlicher Ansprüche und Bedürfnisse. Handlungsfeldübergreifend besteht der Wunsch und das Bestreben der professionell Pflegenden, qualitätvolle Leistungen zu erbringen, die zugleich den aktuellen pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechen und somit evidenzbasiert sind. Die Hospizarbeit – als ein bedeutsames pflegeberufliches Handlungsfeld – und das Hospiz – als eine gesellschaftlich anerkannte und viel beachtete Institution – fordern ihrerseits spezifische Ansprüche der pflegerischen Versorgung und professionellen Begleitung der Gäste in der letzten Lebensphase.
Annette Riedel
14. Rechtliche Fragen der Medizinethik und klinischer Beratung am Lebensende
Zusammenfassung
Entscheidungen über lebenserhaltende Maßnahmen, ihre Begrenzung oder Einstellung, lösen erfahrungsgemäß besonderen Beratungsbedarf aus. Dies liegt nicht nur an der im ärztlichen Ethos tief verankerten und in ihrer praktischen Umsetzung in der Ausbildung und im klinischen Alltag intensiv eingeübten Lebenserhaltungspflicht. Ärzte wissen auch um die besondere (straf)rechtliche Relevanz von Behandlungsentscheidungen am Lebensende und möchten sich weder vorwerfen lassen, zu früh „aufgegeben“, noch unnötiges Leiden nicht verhindert oder verlängert zu haben.
Torsten Verrel
15. Ethikberatung und Recht
Die Haftung des Klinischen Ethikkomitees für Beratungsfehler
Zusammenfassung
Die Institutionalisierung Klinischer Ethikkomitees stellt deren Träger und Mitglieder vor die Frage, ob, gegenüber wem und in welcher Höhe sie für Nicht- bzw. Falschberatungen einstehen müssen. Der Beitrag gibt einen Überblick darüber, welche Organisationsformen im Rahmen Klinischer Ethikberatung möglich sind und welche Haftungsrisiken bestehen. Außerdem werden Strategien zur Haftungsminimierung und Risikoabsicherung aufgezeigt.
Christian Säfken
Backmatter

In b.Flat Palliativmedizin enthaltene Bücher

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Metadaten
Titel
Ethikberatung in der Medizin
herausgegeben von
Prof. Dr. Andreas Frewer, M.A.
Dr. Florian Bruns
Dr. Arnd T. May
Copyright-Jahr
2012
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-642-25597-7
Print ISBN
978-3-642-25596-0
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-25597-7

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