Erschienen in:
21.07.2016 | Pflege | Leitthema
Ethische Aspekte zu Therapieentscheidungen bei Patienten mit terminalem Nierenversagen
verfasst von:
Dr. med. M. mel. S. Kuhlmann
Erschienen in:
Die Nephrologie
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Ausgabe 5/2016
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Zusammenfassung
Patienten mit terminalem Nierenversagen werden zunehmend älter, multimorbider und gebrechlicher, das macht Therapieentscheidungen bei terminalem Nierenversagen (ESRD) sehr komplex. Aus ethischer Perspektive sind diese an den vier Prinzipien von Beauchamp und Childress zu messen: Eine Dialysebehandlung ist gerechtfertigt, wenn die Forderungen nach Autonomie, Nonmalefizienz, Benefizienz und Gerechtigkeit erfüllt werden. Bei der Beurteilung der Benefizienz hat sich der Fokus von der reinen Lebensverlängerung in Richtung Lebensqualität verlagert. So zeichnet sich bei ESRD ein Paradigmenwechsel ab: Eine Dialyse sollte nur erfolgen, wenn der Patient einen Nutzen davon hat, andernfalls ist eine konservative Therapie zu erwägen. Dialysevorenthalt und Dialyseabbruch sind damit zu Therapiealternativen geworden. Advance Care Planning und Shared Decision Making binden den Patienten schon frühzeitig in die Therapieplanung und in Entscheidungsprozesse ein, gewährleisten so Autonomie und Benefizienz. Diese gesprächsorientierten und prozessualen Ansätze benötigen aber einen angemessenen zeitlichen Rahmen; es ist förderlich, wenn das professionelle Team über entsprechende Gesprächstechniken und Konfliktstrategien verfügt. Im Falle einer konservativen Führung bei ESRD steht in der letzten Lebensphase eine Best Supportive Care, orientiert an den individuellen Bedürfnissen des Patienten, im Vordergrund; diese umfasst Beratung, Betreuung, Symptomenkontrolle und Palliation.