Erschienen in:
01.03.2013 | Editorial
Ethische Reflexion und Entscheidungsfindung im professionellen Pflegehandeln realisieren
verfasst von:
Prof. Dr. Annette Riedel
Erschienen in:
Ethik in der Medizin
|
Ausgabe 1/2013
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Auszug
Handlungsfeldübergreifend besteht der Wunsch und das Bestreben der professionell Pflegenden, eine qualitätvolle, am Individuum orientierte Pflege zu realisieren, die den aktuellen pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht. Die professionelle Pflege verfolgt den Anspruch, theoretischen Anforderungen
und individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden, was nicht selten zu Spannungsfeldern führt. Pflegebezogene Handlungssituationen sind geprägt von verschiedenen Lebenswelten, Lebensentwürfen und Lebenskontexten, von Asymmetrien und Diversitäten. Sie werden beeinflusst von subjektiven Betroffenheiten und von Widersprüchen, die für die Beteiligten auf der Basis ihrer persönlichen Werteorientierung Wahrheit und Gültigkeit beanspruchen. Das heißt, Pflegesituationen werden in ihrer situativen Einzigartigkeit von unterschiedlichen – nicht immer kongruenten Werten – geleitet und beeinflusst. Die sich aus der Wertepluralität ergebenden Dilemmata fordern pflegeethisch begründete Positionierungen. Ethische Fragestellungen sind folglich ein genuiner Teil der Pflegepraxis, die ethische Dimension des pflegeberuflichen Auftrags ist unstrittig ([
1,
2,
8]; [
10], S. 39–59). Die vorhandenen pflegeethischen Kompetenzen sind demgegenüber nicht immer ausreichend, um die moralischen Irritationen zu analysieren und auszudrücken, um eine verantwortungsvolle, ethisch reflektierte und pflegeprofessionell begründete Positionierung darzulegen und diese gegenüber den Beteiligten zu vertreten. Für die Pflegenden ist es oftmals diffizil, die Komplexität und Vielschichtigkeit der jeweiligen ethischen Entscheidungsbedarfe zu explizieren. …