Auch Passivrauchen löst wohl eine Rheumatoide Arthritis aus

Rauchen gilt als Risikofaktor für die Entwicklung einer Rheumatoiden Arthritis. Gefährdet sind aber selbst Passivraucher, wie eine auf dem EULAR-Kongress vorgestellte Studie offenbart. Der Zusammenhang zwischen Rheumatoider Arthritis (RA) und Rauchen ist lange bekannt und gut untersucht. Und offenbar sind nicht nur aktive Raucher gefährdet: Daten aus Frankreich belegen immer mehr, dass zumindest Frauen, die regelmäßig passiv Tabakrauch einatmen, ebenfalls ein erhöhtes Risiko haben, eine RA zu entwickeln. Bei Exposition in der Kindheit tritt sie umso früher auf. Beim Kongress der European League Against Rheumatism (EULAR) stellte der Internist Dr. Yann Nguyen vom Universitätshospital Beaujon, Zentrum für epidemiologische Forschung und Bevölkerungsgesundheit in Paris, aktualisierte Daten aus der prospektiven Kohortenstudie E3N-EPIC (Étude Épidémiologique auprès des femmes de la Mutuelle générale de l´Éducation Nationale) vor. Darin wurden seit 1990 bald 100.000, anfangs gesunde Frauen eingeschlossen, um den Zusammenhang zwischen Umweltfaktoren und chronischen Erkrankungen zu erforschen. Teilnehmerinnen sind Versicherte einer nationalen Krankenversicherung, bei der vor allem Lehrer eingeschrieben sind. Manifestationsalter nach vorn verschoben Von den rund 80.000 Teilnehmerinnen, deren Daten jetzt ausgewertet wurden, entwickelten fast 700 eine RA. Anhand von Fragebögen, die sie selbst ausfüllten, wurden aktives und passives Rauchen erfasst. Als Passivrauchen galt, wenn sie sich in der Kindheit täglich mehrere Stunden in verrauchten Räumen aufgehalten hatten oder als Erwachsene täglich mindestens eine Stunde dem Rauchen anderer ausgesetzt waren. 14 Prozent der Gesamtkohorte waren als Kinder passiv dem Rauchen ausgesetzt, 54 Prozent als Erwachsene und etwa acht Prozent in beiden Lebensabschnitten. Eine RA wurde durchschnittlich im Alter von rund 65 Jahren diagnostiziert, etwa zwölf Jahre nach Studieneinschluss. Sowohl Rauchen als auch Passivrauchen verschob dabei das Manifestationsalter nach vorn. Mit knapp 61 Jahren zum Zeitpunkt der RA-Diagnose waren Raucherinnen mit passiver Exposition in der Kindheit am jüngsten. Am ältesten waren mit fast 67 Jahren Frauen, die niemals selbst und auch niemals passiv geraucht hatten. Passivrauchen in der Kindheit war im Vergleich zu einer fehlenden Exposition als Kind mit einem um 24 Prozent erhöhten Risiko assoziiert, eine RA zu entwickeln. Bei Frauen, die nie selbst geraucht hatten, erhöhte Passivrauchen in der Kindheit das RA-Risiko sogar um 40 Prozent. Passivrauchen im Erwachsenenalter erhöhte das Risiko gegenüber einer fehlenden passiven Exposition als Erwachsene insgesamt um 19 und bei Nichtraucherinnen um 27 Prozent. Um 50 Prozent höheres Risiko Bei Raucherinnen erhöhte Passivrauchen, separat im jeweiligen Altersabschnitt betrachtet, das RA-Risiko nicht signifikant. Wurden allerdings Frauen, die nie aktiv oder passiv geraucht hatten, als Referenz herangezogen, erhöhte sich das Gesamtrisiko sowohl durch jemaliges passives als auch durch aktives Rauchen um jeweils etwas über 30 Prozent. Kam beides zusammen, betrug die Risikosteigerung 50 Prozent. Die Erkenntnisse sind wichtig, weil Rauchen und Passivrauchen vermeidbare Risikofaktoren sind – nicht nur für die RA, sondern auch für häufige Komorbiditäten, wie kardiovaskuläre Erkrankungen. Im Hinblick auf das Wechselspiel von Genen und Umweltfaktoren geht man bei RA davon aus, dass eingeatmete Nebenprodukte des Tabakrauchs das Immunsystem zur Bildung spezifischer Autoantikörper gegen cyklische citrullinierte Proteine (CCP-Ak) anregen. Sie sind typisch für die RA und oft schon Jahre vor Ausbruch der Erkrankung nachweisbar. Quelle: Ärzte Zeitung Alle Beiträge der EULAR-Jahrestagung finden Sie im EULAR-Kongressdossier 2021.

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