EULAR-Kongress-Highlights – mal aus Physiotherapeuten-Sicht

Interdisziplinarität wurde groß geschrieben beim Jahreskongress der European Alliance of Associations for Rheumatology (EULAR). Zum Ausklang stellte auch ein Physiotherapeut seine persönlichen Kongress-Highlights vor. Perspektivwechsel erweitern den Horizont. Der EULAR-Kongress bot dazu Gelegenheit, waren doch neben Patientenvertretern auch nicht-ärztliche Healthcare-Professionals (HPR) mit eigenem Programm vertreten. Seine persönlichen Favoriten daraus fasste der Epidemiologe und Physiotherapeut Dr. Thomas Davergne, Paris, Frankreich, bei der Highlights-Session zusammen. Aus dem Hauptvortrag von Dr. Ulla Nordenskiold, Schweden, zur Geschichte der HPR in der EULAR nahm er als Fazit mit: „Es scheint einen Bedarf zu geben, den nicht-medikamentösen Ansatz in der Rheumatologie zu fördern.“ Der setzt oft am Lebenstil an. So können laut Prof. Dr. Jo Nijs, Belgien, Lebensstilfaktoren bei chronischen Schmerzpatienten die Sensibilisierung des zentralen Nervensystems aufrechterhalten. Komorbiditäten, wie Stress, Übergewicht und Schlafstörungen, anzugehen, könnte ein Schlüssel sein, diesen Menschen zu helfen. Diätetische Interventionen untersuchte Prof. Dr. Linnea Bärebring, Schweden, – und fand wenig Evidenz, dass dies die Krankheitsaktivität bei entzündlichen Gelenkerkrankungen reduzieren könnte. Auch Omega-3-Fettsäure-Supplemente zeigten keine klare Wirkung. Bewegung dominierte Davergnes Auswahl. Etwa beim aktiven Altern, das Prof. Dr. Ivan Bautmans, Belgien, propagierte. Er verdeutlichte anhand von Zytokinmessungen den Nutzen regelmäßiger Kraftübungen gegen Widerstand: Initiale Erhöhungen des proinflammatorischen Interleukin-6 nach Muskelbelastung triggern reaktiv die Ausschüttung antiinflammatorischer Zytokine, was mit der Zeit ein insgesamt anti-entzündliches Zytokinmuster erzeugt. Adhärenz bei Eigenübungen ist ein Problem Nach einer Analyse von Silje Zink, Norwegen, befürworten norwegische Rheumatologen und Ergotherapeuten eine Verlagerung der Fingerpolyarthose-Therapie in die Ergotherapie. Ein nach klinischem Phänotyp stratifiziertes Übungsprogramm für Gonarthrose evaluierte Dr. Jesper Knoop, Niederlande, in der OCTOPuS-Studie bei 335 Patienten. Je nachdem, ob sie viel oder wenig Muskelkraft aufwiesen oder adipös waren, bekamen sie unterschiedliche Übungen. Dabei ergab sich kein Zusatznutzen im Vergleich zu einem Standard-Programm. Zugleich zeigte sich, dass die adipösen Patienten die Übungen nicht optimal ausführten. Dazu, Adhärenz in der Physiotherapie zu verbessern, eignet sich laut Dr. Andrea Dell´Isola, Schweden, noch keine Intervention. In Betracht kämen Verhaltensänderungen, Erinnerungen, „Booster“-Sitzungen. Doch ist Adhärenz zu Eigenübungen im Alltag kaum objektivierbar. Dell´Isola fand hier im zeitlichen Verlauf keinerlei Muster in den Angaben der Patienten. Prof. Dr. George Metsios, Griechenland, präsentierte zwei kostenfreie EULAR-Online-Kurse für HPR zur körperlichen Aktivität und eine 3-minütige Kurzintervention, um Patienten-Motivation zu steigern. Kurzweilig und lehrreich fand Davergne „Isn´t life a Game?“ Spielerisch waren HPR gefragt, Lösungen für typische, komplexe Patienten zu entwickeln. „Es ist interessant, wie jede Berufsgruppe ihre eigene Einschätzung hat“, so Davergnes Beobachtung. Umso deutlicher wurde, wie wichtig Zusammenarbeit ist. Das Wichtigste in Kürze Fazit: Der EULAR-Kongress war breit interdisziplinär angelegt und brachte Ärzte, Patientenvertreter und nicht-ärztliche Health Care Professionals zusammen. Letztere diskutierten beispielsweise Lebensstilfaktoren und die Bedeutung der Physiotherapie. Der Erfolg lebensstilverändernder Behandlungen steht und fällt allerdings mit der Motivation der Patienten, die Empfehlungen auch umzusetzen. Gerade bei physiotherapeutischen Verfahren mit Eigenübungen lässt sich aber die Adhärenz schlecht prüfen, und wirft Behandler und Forscher auf subjektive Angaben der Patienten zurück. basierend auf: Davergne T: Highlights from the HPR program. Health Professionals (HPR) Highlights Session. European Congress of Rheumatology EULAR 2022. Hybrid, Kopenhagen, 01.06. - 04.06.2022 Alle Beiträge der EULAR-Jahrestagung finden Sie im EULAR-Kongressdossier 2022.

Springer Medizin

EULAR-Kongress-Highlights – mal aus Physiotherapeuten-Sicht

Weiterführende Themen

Neu im Fachgebiet Innere Medizin

Durchbruch für die Therapie des fortgeschrittenen Pankreaskarzinoms

CAR-T-Zell-Therapie weiterhin wirksam bei Multiplem Myelom

CLL: Weg mit der minimalen Resterkrankung

Ketoazidose-Risiko in Deutschland ungleich verteilt

Newsletter

Fallbeispiele zur Gastroenterologie