Abatacept über ein Jahr beugt RA zwei Jahre lang vor

Kann eine Präventivtherapie bei Personen mit hohem Risiko für eine Rheumatoide Arthritis (RA) deren Manifestation hinauszögern? Daten aus einer beim europäischen Rheumatologie-Kongress vorgestellten Phase-IIb-Studie legen das nahe. Mit der Erkenntnis, dass sich Autoimmunität auf Basis genetischer und Umweltfaktoren schon Jahre vor Manifestation einer RA entwickelt, interessiert Forscher und Forscherinnen zunehmend, ob es den Krankheitsverlauf ändert, wenn man Menschen mit hohem RA-Risiko zeitlich begrenzt schon in subklinischen Krankheitsstadien behandelt. Die 213 Teilnehmer und Teilnehmerinnen der jetzt vorgestellten 1:1 randomisiert-kontrollierten Multicenter-Studie APIPPRA (Arthritis prevention in the pre-clinical phase of RA with abatacept) hatten noch nicht einmal eine subklinische Arthritis. Ihre Gelenke schmerzten lediglich, und sie hatten hochtitrige Antikörper gegen zyklische citrullinierte Peptide (ACPA) oder Rheumafaktoren (RF) plus ACPA. Erhielten sie ein Jahr lang wöchentlich einmal 125 mg Abatacept subkutan, entwickelten in dieser Zeit nur 6 % gegenüber 29 % unter Placebo eine RA. RA-Diagnose nur bei Bestätigung im Ultraschall Kriterien hierfür waren mindestens drei Gelenke mit klinisch manifester – und immer sonografisch bestätigter – Synovitis oder die Klassifikation nach den Kriterien des American College of Rheumatology (ACR) und der EULAR von 2010. „Wir haben die Studie vor zehn Jahren designt“, erläuterte Hauptautor Professor Andrew Cope, King´s College, London. „Die EULAR-Definition der klinisch verdächtigen Arthralgie war zu diesem Zeitpunkt noch nicht beschrieben worden.“ Dass die Wahl auf den T-Zell-Co-Stimulator Abatacept fiel, lag auch am bereits bekannten Sicherheitsprofil. Das Durchschnittsalter lag bei 68-69 Jahren, fast 80 % waren Frauen. Relevante Unterschiede zum Studienbeginn gab es nur bei der Zahl druckschmerzhafter Gelenke, die mit sieben im 68- und drei im 28-Gelenke-Score in der Placebo-Gruppe höher war als in der Abatacept-Gruppe mit rund vier und zwei druckschmerzhaften Gelenken. „Nahezu zwei Drittel hatten einen Grau-Skala-Ultraschall-Score von 0 oder 1, und mehr als 70% in jedem Arm hatten einen Powerdoppler-Score von 0“, betonte Cope. Dies lege nahe, dass es sich wirklich um eine Risikopopulation handelte und nicht um Früh-RA-Patienten. Größter Nutzen bei viel Autoimmunität Während unter Abatacept-Therapie kaum Veränderungen beobachtet wurden, kam es etwa drei Monate nach Beendigung zum Progress. Dennoch blieb der Unterschied in der arthritisfreien Überlebenszeit zwischen den beiden Gruppen bis zum Studienende signifikant. Nach 24 Monaten hatten 25 % aus der Abatacept- und 37 % aus der Placebo-Gruppe eine RA entwickelt. Den größten Vorteil hatten Teilnehmer mit ausgeprägten Autoimmunprofilen. Sie hatten nicht nur IgG-, sondern auch IgA-ACPA, Antikörper gegen carbamylierte Proteine (ACarP), acetylierte Proteine (AAPA) und RF. Symptome und Lebensqualität besserten sich gegenüber der Placebo-Gruppe unter Behandlung ebenfalls, im Nachbeobachtungsjahr verlor der Unterschied aber seine Signifikanz. Alle schweren Nebenwirkungen und wichtigen medizinischen Ereignisse, die bei zwei und zehn Personen in der Placebo- und vier und neun in der Abatacept-Gruppe beobachtet wurden, waren nicht oder wahrscheinlich nicht der Medikation zuzuschreiben. Infektionen hatten 61 % in der Placebo- und 57 % in der Abatacept-Gruppe. Das Wichtigste in Kürze Frage: Kann eine prophylaktische immunmodulierende Therapie mit Abatacept die Entwicklung einer RA in einer Risikopopulation hinauszögern? Antwort: Im Vergleich zu Placebo entwickelten unter einjähriger Abatacept-Prophylaxe signifikant weniger Menschen mit Arthralgien und RA-typischen Antikörpern eine manifeste Arthritis. Auch ein Jahr später war noch ein Effekt nachweisbar. Bedeutung: Die passagere Präventivbehandlung einer RA bei Risikopersonen mit Abatacept ist machbar, sicher und wirkt auch nach Therapieende fort. Einschränkung: Etwa drei Monate nach Therapieende kommt es bei einem Teil der präventiv Behandelten zum Progress zur RA. Es profitieren vor allem Menschen mit ausgeprägter Autoimmunität. basierend auf: Cope A et al.: Abatacept in individuals at risk of developing rheumatoid arthritis: results from the arthritis prevention in the pre-clinical phase of RA with abatacept (APIPPRA) trial. Session “There is still a lot to say about biologicals for RA”, OP0130, EULAR-Kongress 2023, Mailand, 01.06.2023. Alle Beiträge der Tagung finden Sie im EULAR-Kongressdossier 2023.

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