Erschienen in:
31.03.2016 | Patientenverfügung | Originalien
Existenzielle Fragen vor einer elektiven Operation
Patientenbefragung in einer präoperativen Anästhesiesprechstunde
verfasst von:
B. Meyer-Zehnder, E. Bucher, D. R. Vogt, H. Pargger
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 4/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Tritt nach einer Operation eine schwere Komplikation auf, können sich existenzielle Fragen bezüglich einer Therapiebegrenzung oder eines -abbruchs stellen. In dieser Situation kann der Patient meist nicht mehr selber zu seinem Willen befragt werden. Deshalb ist es wichtig, im Vorfeld einer elektiven Operation auch über diese Fragen zu sprechen. Ein solches Gespräch kann die Patienten aber verunsichern und verängstigen. Die vorliegende Arbeit untersuchte die Bereitschaft von Patienten, vor einer Operation über die Behandlung von schweren Komplikationen zu sprechen, wie häufig bereits eine Patientenverfügung (PV) erstellt wurde und wer bei künftiger fehlender Urteilsfähigkeit stellvertretend entscheiden soll.
Methode
Verteilung eines einseitigen Fragebogens in der präoperativen Anästhesiesprechstunde zwischen dem 1. März und 30. Oktober 2014
Ergebnisse
598 Fragebogen konnten ausgewertet werden: 272 Männer (45,5 %), 321 Frauen (53,7 %); 5‑mal keine Angabe zum Geschlecht; Durchschnittsalter 52,9 Jahre). 377 Patienten (63,0 %) sind bereit und 79 (13,2 %) eher bereit, über die Behandlung von schweren Komplikationen zu sprechen, während dies 47 (7,9 %) eher nicht und 37 (6,2 %) nicht sind. 110 Patienten (18,4 %) haben bereits eine PV ausgefüllt. Die Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer PV nimmt mit steigenden Alter und einer Einschränkung des Gesundheitszustands zu. Im Falle einer Entscheidungsunfähigkeit würden folgende Optionen bevorzugt (Mehrfachantwort möglich): nahestehende Person entscheidet (n = 272), Gespräch mit Arzt vor Operation (n = 212), vorher erstellte PV (n = 198), Behandlungsteam entscheidet (n = 28).
Schlussfolgerung
Die große Mehrzahl der befragten Patienten ist bereit, vor einer Operation auch über schwierige Fragen zu sprechen. Im präoperativen Aufklärungsgespräch sollte der direkte Patientenwille bzgl. der Behandlung von schweren Komplikationen erhoben und dokumentiert werden, damit dieser besser respektiert werden kann, wenn unerwartet schwierige Entscheide zu treffen sind.