01.04.2007 | Originalien
Experimente zur Perzeption prosodischer Merkmale mit Kochleaimplantaten
verfasst von:
PD Dr. H. Meister, D. Tepeli, P. Wagner, W. Hess, M. Walger, H. von Wedel, R. Lang-Roth
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 4/2007
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Prosodie beinhaltet vielfältige Funktionen in Sprache und bezieht sich auf spezifische sprachliche Eigenschaften wie Akzentuierung, Intonation und Sprechpausen. Die zugrunde liegenden akustischen Größen (z. B. Dauer und Grundfrequenz) können von Kochleaimplantaten (CI) nur eingeschränkt verarbeitet und übertragen werden. Zur Überprüfung der Wahrnehmung prosodischer Merkmale stehen im deutschsprachigen Raum keine adäquaten Tests zur Verfügung. Es wurden verschiedene Experimente durchgeführt, auf deren Basis eine Testbatterie realisiert werden soll.
Methoden
Die Experimente wurden mit unterschiedlichen prosodischen Materialien durchgeführt. Hierzu gehörten verschiedene prosodische Minimalpaare, Wort- und Satzakzente, Satzmodi sowie Phrasierungen. Referenzmessungen wurden an 10 normalhörenden Versuchspersonen durchgeführt. Darüber hinaus wurden orientierende Untersuchungen mit 5 CI-Nutzern durchgeführt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung
In allen Messmodulen zeigten die normalhörenden Versuchspersonen erwartungsgemäß Erkennungsraten von 96–100%. Methodisch problematisch gestaltete sich die Messung mit Wortakzenten, die von mehreren Störvariablen beeinflusst wurde. Die anderen Messungen eigneten sich grundsätzlich auch zur Untersuchung von CI-versorgten Personen. Erste Ergebnisse zeigten, dass prosodische Merkmale, die auf der zeitlichen Struktur basieren, annähernd so gut wahrgenommen wurden wie von Normalhörenden. Schlechter waren die CI-Nutzer bei der Erkennung von Merkmalen, die auf Grundfrequenz- und Amplitudenveränderungen basierten, wenngleich es auch hier vereinzelt sehr gute Ergebnisse gab. Grundsätzlich kann auf der Basis dieser Voruntersuchungen eine deutschsprachige Prosodie-Testbatterie erstellt werden, die aus einer begrenzten Anzahl von Untertests mit Bezug auf die verschiedenen prosodischen Merkmale bestehen sollte.