Erschienen in:
09.05.2016 | Pflege | Originalien und Übersichten
Fallfindung im Netzwerk Frühe Hilfen – eine Heuristik für die ambulante Versorgung
verfasst von:
Michael Barth, Florian Belzer
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 6/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Ein wesentliches Ziel Früher Hilfen ist die Unterstützung psychosozial belasteter Familien mit Kindern unter drei Jahren. Deren Identifikation und Vermittlung ist in ambulanten Versorgungskontexten aufwendig und findet selten gezielt statt.
Ziel
Entwicklung einer praktikablen und empirisch belastbaren Fallfindungsstrategie für ambulante Versorgungskontexte.
Methodik
Mit den evidenzbasierten Risikofaktoren postpartale Depression, geringe maternale Feinfühligkeit, elterliche Überforderung bei regulatorischen Auffälligkeiten des Kindes und Armut wird ein hierarchischer Entscheidungsbaum mit einfachen Entscheidungsregeln auf der Basis eines non-kompensatorisches Klassifikationsmodells konstruiert und mit Primärdaten aus einer Evaluationsstudie getestet
Ergebnisse
Die postpartale Depression steht an erster Stelle in der Klassifikationshierarchie, gefolgt von geringer Feinfühligkeit, elterlicher Überforderung und Armut. Das Modell repliziert die Gesamteinschätzung aus der Primärstudie im Mittel zu 89,0 % und beschreibt im Vergleich zur Primärstudie den Entscheidungsprozess transparenter und präziser.
Diskussion
Das evidenz- und datengestützte Modell zeigt exemplarisch, wie in ambulanten Versorgungskontexten gezielt psychosoziale Belastungen mit vergleichsweise geringem Aufwand eingeschätzt werden können. Ein Vorteil der hierarchischen Belastungsanordnung ist, dass der diagnostische Prozess beim ersten positiven Befund vorzeitig beendet und direkt mit einer Beratung begonnen werden kann. Zur Validierung des Modells sind weitere Studien in gut ausgebauten Netzwerken Früher Hilfen notwendig.