01.11.2013 | originalarbeit
Falsche Geständnisse
Über die möglichen Auswirkungen von Voreinstellung, Vernehmung und Verständigung
verfasst von:
Prof. Dr. Renate Volbert
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
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Ausgabe 4/2013
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Zusammenfassung
Obwohl ein falsches Geständnis den eigenen Interessen entgegenzustehen scheint, legen Beschuldigte bei schweren Tatvorwürfen gelegentlich falsche Geständnisse ab. In diesem Beitrag wird ein Überblick gegeben, welche Personengruppen besonders gefährdet sind, ein falsches Geständnis abzulegen, und welche Vernehmungsstrategien und -settings die Gefahr eines falschen Geständnisses erhöhen. Es wird ferner aufgezeigt, dass falsche keineswegs ohne Weiteres von wahren Geständnissen zu unterscheiden sind, was nicht zuletzt auch auf eine unvollständige Dokumentation von Beschuldigtenvernehmungen zurückzuführen ist. In manchen Fällen kann es zudem dazu kommen, dass falsche Geständnisse die weitere Beweiserhebung und -beurteilung negativ beeinflussen, sodass bei Geständniswiderruf eine eigentlich erst durch das Geständnis ausgelöste einseitige Beweiserhebung das ursprüngliche Geständnis zu validieren scheint. Zur besseren Klärung von Einzelfällen kann die Hinzuziehung eines psychologischen Sachverständigen sinnvoll sein. Zu beachten ist aber, dass die besonderen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen sind und eine unkritische Übertragung der für die Beurteilung von Zeugenaussagen entwickelten Glaubhaftigkeitsbegutachtung zu falschen Ergebnissen führen kann.